Das Heiligenhaus – Ausstellung im Städtischen Museum Kalkar
Von Ende März bis Mitte Mai dieses Jahres präsentiert der Verein der Freunde Kalkars e.V. im städtischen Museum Kalkar die Duo Ausstellung „Das Heiligenhaus“ der Künstler Frank Thon und Becker Schmitz. In dieser Ausstellung werden zwei herausragende künstlerische Positionen nebeneinander gezeigt, die sich die sakralen Kleinstbauwerke zum Thema gemacht haben. Fotografien von Frank Thon werden den intermedialen Installationen von Becker Schmitz gegenübergestellt. Es entstehen faszinierende und neue Denkräume, die das Kulturgut „Heiligenhaus“ ästhetisch untersuchen, hervorheben und mithilfe neuer Medien erfahrbar machen.
Beim Blick auf die Fotografien von Heiligenhäuschen des nieder-rheinischen Fotografen Frank Thon fällt einem vor allen Dingen eines auf. Die glasklare und vollkommen stringent durchgezogene Ästhetik seiner Bilder. Über 130 der kleinen Sakralbauwerke lichtete der Fotograf ab. Alle in Schwarz-Weiß. Alle beim selben Wetter. Der Himmel in den Fotografien ist bewölkt. Man hat fast den Eindruck auf eine Bauskizze zu schauen, denn der Blick auf die immergleich zentralperspektivisch dargestellte Architektur wird nie von harten Schatten abgelenkt.
„Wenn ich nach der Fahrt zu einem der Heiligenhäuschen feststelle, dass der Himmel sich plötzlich aufgeklart hat und sich deshalb ein harter Schatten durch das Objekt zieht, fahre ich wieder nach Hause. Ich denke mir dann: Gut. Es sollte eben nicht sein. Ein anderes Mal klappt es!“
Neue Sachlichkeit
Es ist diese Konsequenz, die den Fotografen besonders interessiert. Vorbild hierfür ist das deutsche Künstlerpaar Becher, zu deren Schülern so klingende Namen wie Andreas Gursky und Thomas Struth gehören. Bekannt wurden sie insbesondere durch die Foto-grafie von Industriebauten im Ruhrgebiet. Die Mission der Bechers war es eine aussterbende Architektur vor dem Abriss für die Nachwelt zu konservieren. Der Stil, den sie damit in Deutschland prägten, war die sogenannte Neue Sachlichkeit. „Sich unvoreingenommen über den Standpunkt der höchstmöglichen fotografischen Neutralität einem Thema zu widmen hat mich fasziniert“, führt Thon aus. Auf die Idee sich mit der Neuen Sachlichkeit auseinanderzusetzen, brachte ihn sein Freund, der bildende Künstler Becker Schmitz aus Moers. „Frank hat mich gebeten ihn auf seinem Weg zur künstlerischen Fotografie zu begleiten und das habe ich gerne getan! Es war am Anfang des ersten Lockdowns 2020 als Frank mir die ersten Bilder der Heiligenhäuschen vorlegte. Wir waren uns schnell einig. Wenn man die Fotografie der Bechers auf unsere Heimat, den Niederrhein anwendet, dann sind die Heiligenhäuschen genau das richtige Motiv!“
Doch bei der reinen Abbildung blieb es in den letzten knapp drei Jahren nicht. Das sich gefundene Duo, aus Fotograf und bildendem Künstler, nutzte die Orte unter anderem für Projektionen. Der Moerser Becker Schmitz ist hier kein Unbekannter. Mit seinen Arbeiten war er in zahlreichen Ausstellungen vertreten – unter anderem in Berlin, New York und Peking konnten seine Kunstwerke zuletzt bewundert werden.
Für die Ausstellung in Kalkar baut Becker Schmitz eigens ein Heiligenhaus, das auf lineare und polygone Strukturen reduziert wird und sich einer modernen Ästhetik bedient, die den faszinierenden Eindruck eines digitalen Modells im Raum erweckt. Die Installation wird zusätzlich mit intensiven Lichtprojektionen bespielt und so zur immersiven Malerei im Raum. „Bei meinen Installationen ist folgende Tatsache von besonderer Wichtigkeit: Nicht die Kirche hat die Heiligenhäuser bauen lassen, sondern die Menschen haben es aus einem inneren Antrieb heraus getan. Diese Hingabe ist enorm, wenn man weiß wie viele Heiligenhäuser es in dieser Region gibt. Deshalb ist meine Installation eine tiefe Form der Wertschätzung und Hinwendung zu den Menschen und ihrer Religiosität, die ich zum Strahlen bringen will,"sagt Becker Schmitz.
Für ihr gemeinsames Projekt haben Frank Thon und Becker Schmitz die Internetseite www.das-heiligenhaus.de erstellt. „Wir wollten den Menschen in der schweren Situation während der Pandemie aufzeigen, dass man auch vor der eigenen Haustüre tolle neue Orte entdecken kann, die man vielleicht einfach verlernt hat wahrzunehmen. Dass auch bei geschlossenen Museen, Kunst noch erfahren werden kann“, erklärt Thon. „Die Ressonanz die wir dann erfuhren hat uns völlig umgehauen. Mittlerweile hat die dort abrufbare Karte mit den von uns dokumetierten Heilgenhäuschen über 18.000 Aufrufe. Beinahe täglich erhielten wir E-Mails mit Hinweisen zu noch nicht erfassten Häuschen.“ Zunächst waren es ca. 30 Standorte – nur im Kreis Kleve. Mittlerweile finden sich auf der Karte über 130 Standorte. Sogar ein Heiligenhäuschen aus einem Kyijwer Vorort ist dabei, dass Thon bei einer Reise in die Ukraine im letzten Jahr machen konnte.
Weitere Informationen
www.das-heiligenhaus.de