Ewald Mataré KOSMOS
Ewald Mataré (Aachen 1887–1965 Meerbusch-Büderich) gehört zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne in Deutschland, dessen Werk in einem Atemzug mit dem von Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Otto Freundlich, Rudolf Belling, Gerhard Marcks, Renée Sintenis und mehr genannt wird. Matarés Werdegang ist eng verknüpft mit den großen Ereignissen des 20. Jahrhunderts und wurde geprägt vom Ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus, dem Zweiten Weltkrieg und dem Aufschwung der jungen Bundesrepublik.
In Aachen geboren, verbrachte er von 1907 bis 1932 fünfundzwanzig prägende Jahre in Berlin, bis er schließlich von Paul Klee und Walter Kaesbach an die Kunstakademie in Düsseldorf berufen wurde, wo er nach nur sieben Monaten von den Nationalsozialisten entlassen worden ist und danach als „entartet“ galt. In der Nachkriegszeit erhielt er mit zahlreichen angesehenen öffentlichen Aufträgen eine große Anerkennung. Sein Œuvre ist bis heute von zeitloser Form und Eleganz geprägt.
Seine Werke befinden sich in zahlreichen Museums-sammlungen und an öffentlichen Orten, vornehmlich in NRW. Mataré war Maler, Graphiker und Bildhauer. Seine Tierdarstellungen, bei denen die Kuh eine zentrale Rolle spielt, nehmen in der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts einen singulären Platz ein.
Ewald Mataré-Sammlung im Museum Kurhaus Kleve
Das Museum Kurhaus Kleve trägt den Namenszusatz „Ewald Mataré-Sammlung“, da die Übergabe eines großen Teils des künstlerischen Nachlasses von Ewald Mataré (†1965) an die Stadt Kleve im Jahr 1988 zur Gründung des Museums und zu dessen Eröffnung 1997 im alten Kurhaus-Komplex geführt hat. Ewald Mataré ist in historischer Sicht für die Stadt Kleve von höchster Bedeutung: 1933/34 realisierte der Künstler vor Ort ein Monument für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, die Skulptur „Der Tote Krieger“, die jedoch 1937 – als Mataré unter den Nationalsozialisten als „entartet“ galt – durch die Klever mutwillig in mehrere Teile zerschlagen und in der Erde verscharrt wurde. Die Teile der Skulptur wurden bei Grabungen vierzig Jahre später, 1977, durch Zufall wiederentdeckt, wonach die Skulptur restauriert, rekonstruiert und an einem neuen Standort in Kleve wieder aufgestellt worden ist. Die Übernahme eines Teils des künstlerischen Nachlasses von Ewald Mataré, die für die Stadt Kleve mit finanziellen Aufwendungen in der Form einer Leibrente für die Tochter des Künstlers, Frau Sonja Mataré (1926–2020), verbunden war, bildet daher eine wichtige Maßnahme der Wiedergutmachung an den Freveln der nationalsozialistischen Zeit in Kleve.
Im Museum Kurhaus Kleve bildet die Ewald Mataré-Sammlung eine der wichtigsten Säulen der breiten Sammlung, die sich vom Mittelalter über das Barock bis hin zur Kunst der Moderne und der internationalen Gegenwart erstreckt. Die Ewald Mataré-Sammlung, die einen regelrechten Publikumsmagneten bildet, wird in ständigen Wechselausstellungen in einem festen Gebäudetrakt präsentiert: Kontinuierlich sind im stetigen Wechsel sowohl Skulpturen als auch Holzschnitte, Aquarelle und Zeichnungen aus dem Zeitraum 1907 bis ca. 1950 zu sehen. Das Museum Kurhaus Kleve hat zahlreiche Wechselausstellungen durchgeführt, viele Publikationen herausgegeben und Leihgaben von Ewald Mataré in Museen in ganz Europa gezeigt. Der Förderverein des Museums, der Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., bemüht sich mit Unterstützung der eigens dafür gegründeten Sonja Mataré-Stiftung in regelmäßigen Abständen um Ankäufe der Werke von Ewald Mataré, die dann wiederum im kontinuierlichen Wechsel im Museum Kurhaus Kleve gezeigt werden.
Vermächtnis & Schenkung
Als Ewald Matarés Tochter Sonja am 7. Oktober 2020 starb, wurde die Ewald Mataré-Sammlung im Museum Kurhaus Kleve fundamental erweitert. Durch ihr Vermächtnis und eine Schenkung ihres Alleinerben Guido de Werd sind 1.200 neue Arbeiten in das Eigentum des Klever Museums und seines Freundeskreises übergegangen, unter denen sich alle Gattungen befinden und unter denen großartige und museal selten oder noch nie gezeigte Neuentdeckungen (u.a. 150 Gipsskulpturen, 20 Originalarbeiten Kunst am Bau, alle Tagebücher) hervorzuheben sind. Das umfassende und eindrucksvolle Œuvre Matarés befindet sich nun zu zwei Dritteln in Kleve, wodurch das Museum die Verpflichtung hat, das Werk zu pflegen, zu erforschen und in einer groß angelegten Retrospektive der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dabei werden Mataré und sein Werk in noch nie da gewesener Weise zu sehen sein.
Die bisher größte Ausstellung über das Leben und Werk von Mataré im Museum Kurhaus Kleve vom 27.10.24 bis 9.3.25
Die Ausstellung in Kleve – die bisher größte über Leben und Werk von Mataré überhaupt – gibt Besucher*innen einen umfassenden Einblick in Matarés wechselvollen Werdegang, der eng verknüpft ist mit den großen Ereignissen des 20. Jahrhunderts. Matarés Atelier, das er selbst in seinem Wohnhaus in Meerbusch-Büderich eingerichtet und bis zu seinem Tod 1965 benutzt hatte, wird dazu anhand der Originaleinrichtung, die sich nun in Kleve befindet, wiederhergestellt – im Kontrapunkt zum Atelier seines Schülers Joseph Beuys (das 2012 im Kurhaus rekonstruiert werden konnte).
Dank den Bewilligungen sämtlicher angefragten Fördermittelgeber*innen ist ein mehrköpfiges Projektteam aus Museumsmitarbeiter*innen, freien Kunsthistoriker*innen, Künstler*innen und mehr in der privilegierten Lage, eine Retrospektive für das gesamte Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung vorzubereiten, die den faszinierenden „KOSMOS Mataré“ zeigen und Besucher*innen anhand eines komplett neu zu entstehenden Ausstellungsparcours auf eine Zeitreise zu den Wegstationen Matarés entführt. Monumentale Themensäle präsentieren Kunstwerke neben Archivalien und Originale neben Gipsmodellen und Entwurfszeichnungen. Sie nehmen Bezug auf Matarés Lebensthemen (Tier, Landschaft, Natur) wie Lieblingsorte (u.a. Caféhaus Lutter und Wegner) und öffentliche Würdigungen (u.a. Bronzetüren Kölner Dom). Durch die Einbindung anspruchsvoller Ausstellungsarchitekturen und neuer Medien spricht diese Ausstellung gleichermaßen Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene an.
Museum Kurhaus Kleve