Holger Erich und das ComedyArts Festival Moers

Lachen ist gesund, das weiß jeder. Doch wie bringt man jemanden dazu? Holger Ehrich weiß es. Der heute 50-jährige, gebürtige Krefelder steht nicht nur selber schon viele Jahre als Komiker auf der Bühne, sondern sorgte außerdem zwölf Jahre lang dafür, dass beim Moerser ComedyArts Festival regelmäßig mehrere tausend Besucher was zu lachen hatten.  In diesem September wird das Festival zum letzten Mal unter seiner Regie stattfinden. Holger Ehrich verlässt Moers und wird demnächst das Festival „Welttheater der Straße“ und das Kulturbüro der Stadt Schwerte leiten. Grund genug, ihn und das zum letzten Mal von ihm gestaltete Moerser Comedy Arts Festival noch einmal ins Rampenlicht zu rücken.

Rund 80 Bewerber gab es, als die Stadt damals für ihr renommiertes Festival der komischen Künste einen neuen künstlerischen Leiter suchte. Frisch und innovativ sollte er sein, gleichzeitig aber auch schon eine Menge Erfahrung in der Organisation von ähnlichen Veranstaltungen haben. Ein bisschen eigener Humor konnte auch nicht schaden, denn schließlich würde er es zukünftig mit einer Menge witziger Bühnenkünstler zu tun haben. Darüber hinaus sollte er über Verhandlungsgeschick, Improvisationstalent, Teamgeist, Geschick bei der Führung der zahllosen ehrenamtlichen Festival-Helfer und natürlich eine Menge Begeisterung für den Job verfügen. 

All das konnte Holger Ehrich bieten. Selbst den eigenen Humor. Zu diesem Zeitpunkt hatte der studierte Fernseh-und Theaterwissenschaftler bereits schon sieben Jahre lang mit seiner Frau Deana Kozsey als komisches „Duo Diagonal“ auf allen möglichen Bühnen gestanden. Und das in ganz Europa sowie in Japan und Südkorea. „Hat man Sie denn da überhaupt verstanden?“ „Ja, hat man“, lacht er. „Bei unserem ersten Auftritt in Japan ging alles ohne Worte. Das klappte wunderbar. Bei unserem zweiten Auftritt dort hatten wir vorher ein paar japanische Worte gelernt. Wäre aber eigentlich gar nicht nötig gewesen. Und in Korea gab es eine Projektionsleinwand mit entsprechenden Kommentaren.“ Er und seine Frau, Absolventin einer Schauspielschule in Berlin, liebten das „Bohème-Leben“. Das war eine Lebensentscheidung. Davor hatte Ehrich Straßentheater gemacht. Jonglagen, Slapstick und so weiter. Anschließend ist er mit dem Hut herumgegangen. In der Studienzeit gehörte er zu den Gründern eines Kindertheaters, führte Hörspielregie bei ORB, „Eins Live“ und WDR5 und stand selber, unter anderem mit seinem damaligen Kommilitonen Hennes Bender, auf der Bühne. „Zu der Zeit hieß das noch Kabarett“, erinnert er sich. „Der Begriff ‚Comedy‘ begann sich in Deutschland gerade erst zu etablieren.“

„Kabarett“ oder „Comedy“, eine für Holger Ehrich bis heute unbedeutende Unterscheidung. Wichtig sei der Witz dabei und die Art und Weise, wie er ans Publikum gebracht wird“, erklärt er. Das könne auf die verschiedensten Weisen geschehen, zum Beispiel in Form von Akrobatik und Tanz, Musik und Slapstick, als Puppenspiel und Zaubervorführung oder eben als Standup-Comedy. Mit dieser Einstellung machte er dann auch wohl das Rennen bei der Bewerbung um das Moerser ComedyArts Festival. Hinzu kam natürlich auch der Erfolg, den er nach dem Studium zehn Jahre lang mit seiner Comedy-Kult-Show im einstigen Duisburger Kulturlokal „Hundertmeister“ verzeichnen konnte. Dadurch hatte er im Laufe der Zeit auch eine Vielzahl international bekannter Künstler kennengelernt, was betimmt ebenfalls als ein besonderer Vorteil gewertet wurde. Wie gesagt, am Ende erhielt er den Zuschlag und machte seine Sache in den folgenden zwölf Jahren so gut, dass es inzwischen kaum noch einen deutschen oder international bekannten Humorkünstler gibt, der nicht schon mindestens einmal auf der Bühne des Internationalen ComedyArts Festivals in Moers gestanden hat. Dabei war Holger Ehrichs Erbe keineswegs einfach. Werner Schrick, der Gründer und langjährige Leiter des Festivals hatte einen hohen künstlerischen Maßstab gesetzt. Unter seiner Regie waren auch schon damals so bekannte Comedians wie Herbert Knebel, Helge Schneider und die holländische Percussion-Band „Stomp“ in Moers aufgetreten. 

In den ersten drei Jahren der Anlaufzeit fand das Festival zunächst im Moerser Schlosshof statt.  Ab 1996 bekam es mit einer Open-Air-Arena auf dem Moerser Kastellplatz einen festen Spielort. Die Zuschauerzahlen des Festivals stiegen stetig an und zum  25-jährigen Jubiläum im Jahr 2001 kamen rund 6.200 Besucher. Zusätzlich zu dem üblicherweise viertägigen Festivalprogramm, etablierten sich mit Holger Ehrich ab 2007 die beliebten Straßentheaterveranstaltungen in der Moerser Innenstadt. Obwohl das Wetter manchmal alles andere als freundlich war, lockten auch diese alljährlich bis zu 3.000 weitere Besucher an. Seit 2014 hat das ComedyArts Festival in der neuen Moerser Festivalhalle sein zuhause gefunden.  Für Holger Ehrich ein echter Gewinn. „Ich weiß, dass viele Leute anfangs die bisherige Open-Air-Atmosphäre auf dem Kastellplatz vermisst haben“, bekennt er. „Aber die Hallenbühne bietet einfach viel mehr technische Möglichkeiten, abgesehen davon, dass sie immer trocken ist.“ Darüber hinaus würde ja parallel zum Hallenprogramm auch draußen immer noch eine Menge Straßentheater geboten. Auf die Frage, nach welchen Kriterien er die Künstler denn in den letzten zwölf Jahren ausgewählt habe, muss erst einmal eine Weile überlegen: „Nicht nur, danach, wie berühmt sie sind, wenn Sie das meinen. Das spielt natürlich für den Publikumserfolg eine große Rolle. So wie in diesem Herbst der geplante Abend mit Gerburg Jahnke. Der ist jetzt schon so gut wie ausverkauft.“ Ansonsten sei das Festival aber auch eine Veranstaltung mit „riesigem Trendsetter-Ruf“, also ein Forum für neue, originelle Comedy-Arten gewesen. Das kam ihm entgegen: „Ich mag zum Beispiel Leo Bassi und seine unkonventionellen Auftritte. Der ist von allem etwas, ein bisschen moderner Clown, gleichzeitig artistisch und sehr witzig.“ Und wie sieht es mit Ihrem privaten Humor aus?“ Dazu muss er wieder erst einen Moment überlegen: „Also, ich bin kein Witzeerzähler, mache aber gerne Spaß mit meinen Kindern. Ich denke, ich habe schon eine gewisse humorvolle Lebenseinstellung.“ Das ist in der Tat nicht zu leugnen. Wer ihn schon mal mit seiner Frau als Teil des „Duos Diagonal“ auf der Bühne erlebt hat, dürfte daran keine Zweifel haben. Übrigens sind die beiden bisher noch nie selber beim ComedyArts Festival Moers aufgetreten. „Das wollte ich bewusst nicht vermischen“, lautet Holger Ehrichs Erklärung dazu. Da er ja aber nun ab Herbst nicht mehr dessen Leiter sein wird, kann man ihn vielleicht dann doch irgendwann mal auf der Moerser Festival-Bühne erleben. Man wird sehen. 

Das diesjährige Int. ComedyArts Festival Moers findet vom 13. bis 16. September 2018 statt. Nähere Angaben zum Programm und den Preisen gibt auf www.comedyarts.de

 

Text + Bilder: Jutta Langhoff | NiederRhein Edition, Ausgabe 02/2018

 

 

 

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