KLEE, MARC, NOLDE …

Expressionistische Graphik der Sammlung Dr. Hans Lühdorf

Erich Heckel (1883–1970), Zwei Ruhende, 1931, Holzschnitt, aquarelliert, 58,5 x 44,5 cm, Düsseldorf, Museum Kunstpalast, Foto © Museum Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK, © Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen, [Bei Online-Verwendung mit Zusatz: © Erich
Erich Heckel (1883–1970), Zwei Ruhende, 1931, Holzschnitt, aquarelliert, 58,5 x 44,5 cm, Düsseldorf, Museum Kunstpalast, Foto © Museum Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK, © Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen, [Bei Online-Verwendung mit Zusatz: © Erich

Dr. Hans Lühdorf (1910–1983), Düsseldorfer Landgerichtsrat, entdeckte auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ seine Liebe zum Expressionismus und beschloss, Graphiken dieser Zeit zu sammeln und persönlich mit den Künstlern in Kontakt zu treten. Im Jahr 1964 übereignete er dem damaligen Kunstmuseum Düsseldorf hochkarätige Blätter. Bis 1968 erwarb das Museum von ihm weitere expressionistische Graphiken.

Vom 30. Oktober 2015 – 24. Januar 2016 zeigt die Ausstellung im Museum Kunstpalast einen Querschnitt von 70 Arbeiten von 19 Künstlern (u. a. Aquarelle, Lithographien und Holzschnitte) dieser bedeutenden, ehemals privaten Kollektion.

Dr. Hans Lühdorf wurde in Düsseldorf in eine gutbürgerliche Kaufmannsfamilie hineingeboren und studierte ab 1928 Rechtswissenschaften an verschiedenen Universitäten, darunter Lausanne, München, Berlin und Köln. Nach erfolgreichem Staatsexamen promovierte er in Köln und arbeitete schließlich als  Rechtsreferendar in Düsseldorf.

Im Jahr 1937 entdeckte er in der Ausstellung „Entartete Kunst“ seine Liebe zur Moderne und entschloss sich kurz darauf, mit „Taschengeld“-Beträgen Graphik der Expressionisten zu erwerben. Schon bald hatte er durch sein leidenschaftliches Engagement persönliche Kontakte zu Künstlern wie Erich Heckel, Alexej von Jawlensky, Ewald Mataré, Ernst Wilhelm Nay, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff geknüpft und tauschte sich mit Sammlern wie Carl Hagemann in Frankfurt, Tony Kirchhoff in Wiesbaden und Willy Strecker in Mainz aus.

Den Aufbau seiner Sammlung stimmte Hans Lühdorf von Anfang an mit dem Kunstmuseum Düsseldorf – dem heutigen Museum Kunstpalast – ab, so dass das Haus im Jahr 1964 von ihm keine Dubletten, sondern eine Schenkung von 70 expressionistischen Blättern erhielt, die die Bestände des Museums aufs Schönste ergänzten.

Zu Lebzeiten hielt sich Lühdorf stets im Hintergrund und bestand darauf, seine zahlreichen Schenkungen an das Haus immer ohne Nennung seines Namens vorzunehmen. Nun steht er in Ausstellung und Publikation im Mittelpunkt, und erstmals spricht man öffentlich von der „Sammlung Dr. Hans Lühdorf“, die weit mehr als expressionistische Graphiken enthält.

Die expressionistischen Werke erwarb Lühdorf vornehmlich in den Jahren 1939 bis 1945, sodass es galt, die Provenienzen zu prüfen und die Ankäufe zu rekonstruieren. Im Bereich der Graphik, die generell wesentlich schlechter dokumentiert ist als Gemälde oder Skulpturen, ist es schwierig, die Herkunft eines Blattes lückenlos nachzuweisen. Dies gelang immer dann, wenn die Arbeiten direkt vom Künstler oder seinen Angehörigen erworben oder dem Sammler geschenkt wurden.

Für die Provenienzrecherche stellten das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste in Magdeburg und der Landschaftsverband Rheinland in Köln Mittel zur Verfügung, so dass die Forschung von externen Fachleuten durchgeführt werden konnte.

Die Nachforschungen umfassten nicht nur die ca. 70 Blätter, die das Museum im Jahr 1964 – damals jährte sich der Geburtstag von Alexej von Jawlensky zum 100. Mal und Karl Schmidt-Rottluff feierte seinen 80. Geburtstag – geschenkt bekam, sondern beinhalteten noch einmal fast die gleiche Anzahl an Werken, die das Museum bis 1968 von Lühdorf erwarb und die damit ebenso aus seiner Sammlung stammen.

Nach Abschluss der Provenienzrecherche zeigt die Ausstellung gut 50 Jahre nach der Schenkung einen Querschnitt von etwa 70 Arbeiten von 19 Künstlern aus der Sammlung Lühdorf, darunter Max Beckmann, Erich Heckel, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Carlo Mense, Wilhelm Morgner, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff, die mit Aquarellen, Radierungen, Lithographien und Holzschnitten vertreten sind. An einem Multimedia-Screen können die Besucher in der Ausstellung zusätzlich den Sammler Alfred Hess aus Erfurt kennenlernen, einen Vorbesitzer zweier Werke, die später von Lühdorf erworben wurden.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der die Forschungsergebnisse des Projektes festhält. Es werden darin u.a. ein bislang nicht publizierter Briefwechsel zwischen Hans Lühdorf, der gemeinsam mit Helmut Hentrich 1965 zum Ehrenmitglied des Düsseldorfer Museumsvereins e. V. gewählt wurde, und Emil Nolde abgedruckt sowie erstmals Fotografien von Lühdorf gezeigt.

KATALOG

Hrsg. von Gunda Luyken und Beat Wismer, mit Beiträgen von Hedda Finke, Hans Lühdorf, Gunda Luyken, Günther Rehbein und Nicole Roth, ca. 164 farbigen Abbildungen, erschienen im Wienand Verlag, Köln, 160 Seiten, 24,90 Euro

RAHMENPROGRAMM

Öffentliche Führungen

Sonntags, 15.11.2015, 13.12.2015 und 17.1.2016
jeweils um 11 Uhr

Kuratorenführungen

mit Dr. Gunda Luyken

Donnerstags, 5.11.2015, 3.12.2015,
7.1.2016 und 21.1.2016, jeweils um 18 Uhr

Donnerstag, 17.12.2015, 19 Uhr

Im Anschluss an die Kuratorenführung am 21.1.2016 wird der Film „Träume am Meer – Der Maler Emil Nolde“ von Wilfried Hauke, (D 2006, 60 Min.) in der Ausstellung gezeigt.

VORTRAG

Do, 19.11.2015, 19 Uhr

„Zwischen Bildtradition und persönlichem Bekenntnis.

Religiöse Grafik des Expressionismus“

Referent: Dr. Tobias Burg, Museum Folkwang, Essen

Für alle Veranstaltungen:

Treffpunkt ist Thorn-Prikker-Foyer (Eingang Sammlung).

Kein zusätzlicher Eintritt für o.g. Veranstaltungen

 

Kunstwerk des Monats

 

Erich Heckel, „Zwei Ruhende“ (1931)

Mi, 2.12.2012 und Do, 3.12.2015, jeweils um 12.30 Uhr

Treffpunkt ist Thorn-Prikker-Foyer (Eingang Sammlung)

Gebühr: 3 €

 

„Kunst mit Baby“

Do, 3.12.2015, 11.15 Uhr
Expressionistische Graphik der Sammlung Dr. Hans Lühdorf

In Zusammenarbeit mit den Freunden Museum Kunstpalast

Einmal im Monat sind Eltern mit ihrem Baby im ersten Lebensjahr dazu eingeladen, im Museum eine Kunst-Pause von ihrem Alltag zu machen. Das Baby kommt einfach mit in die Ausstellung und darf während der 45-minütigen Führung natürlich gestillt, gefüttert oder gewickelt werden. Im Anschluss an das gemeinsame Kunsterlebnis besteht die Möglichkeit, sich bei einem Kaffee auszutauschen und kennenzulernen.

Anmeldung: T 0211-566 42 504 oder freunde[at]​smkp.de

Gebühr: 5 € + erm. Eintritt; für Mitglieder des Freundeskreises frei

Thorn-Prikker-Foyer (Eingang Sammlung)

 

ÖFFNUNGZEITEN

Di-So 11–18 Uhr, Do bis 21 Uhr, Mo geschlossen

Weihnachtsfeiertage und Neujahr 13–18 Uhr

Heiligabend und Silvester geschlossen

 

EINTRITTSPREISE

5 €, ermäßigt 4 €

Kinder von 7–17 Jahren: 1 €

Kinder bis 6 Jahren: Eintritt kostenlos

 

Gefördert durch den Landschaftsverband Rheinland (LVR) und das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste

Die Stiftung Museum Kunstpalast ist eine Public-Private-Partnership zwischen der Landeshauptstadt Düsseldorf, E.ON und METRO GROUP.



Museum Kunstpalast

Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf

www.smkp.de

 

 

Emil Nolde (1867–1956), Die heiligen drei Könige, 1913, Farblithografie, 73,5 x 60,2 cm, Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Foto © Museum Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK, © Emil Nolde / VG BILD-KUNST Bonn, 2015Erich Heckel (1883–1970), Zwei Ruhende, 1931, Holzschnitt, aquarelliert, 58,5 x 44,5 cm, Düsseldorf, Museum Kunstpalast, Foto © Museum Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK, © Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen, [Bei Online-Verwendung mit Zusatz: © ErichAlexej von Jawlensky (1864–1941) , Blumenvase, 1932, Aquarell, 13,7 x 8,6 cm, Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Foto © Museum Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK, © Alexej von Jawlensky / VG BILD-KUNST Bonn, 2015
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