„Musik der Welt in Bewegung“ steht als Motto über dem diesjährigen 17. Niederrhein Musikfestival, dessen künstlerische Leiterin Anette Maiburg zehn Konzerte sowie diverse Workshops und einen neuen Film vorgesehen hat. Bis zum 24. Oktober 2021 präsentiert sich das Festival in seiner faszinierenden Mischung aus Klassik, Jazz und lateinamerikanischen Klängen, szenischen und literarischen Darbietungen, und wieder einmal entsteht eines jener schillernden Farbenspiele, die das Publikum von Nah und Fern anziehen. Dabei hat sich der Einzugsbereich noch einmal erweitert: In diesem Jahr gastiert das Niederrhein Musikfestival erstmals auf dem Rittergut Birkhof.
Am 15. August bietet das denkmalgeschützte, schon im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnte Anwesen Rittergut Birkhof das perfekte Ambiente für den „Zauber der Alhambra“, eine Neuproduktion, die einen Bogen von dem spanischen Renaissance-Komponisten Diego Ortiz über die operettenhafte Zarzuela bis hin zu spanischen Klassikern und iberisch inspirierten Kompositionen schlägt. Der berühmte Reisebericht von Washington Irving aus dem Jahre 1829 („Tales of the Alhambra“) und eine eigens für dieses Konzert arrangierte Choreographie verbinden sich mit dem neuen Szenario des mittelalterlichen Rittergutes zu einem kleinen, unvergesslichen Gesamtkunstwerk.
Am 22. August wird das Ensemble des Niederrhein Musikfestivals seine ¡Bomba!auspacken – eine klingende Landkarte von Puerto Rico. Wobei Puerto Rico „reicher Hafen“ bedeutet – und reich ist diese Insel in der Karibik wirklich: an Geschichte, Geschichten und Gegensätzen. Um die Vielfalt des Landes zwischen hispanischer Kultur und angelsächsischer Politik zu zeigen, gehen fünf Musikerinnen und Musiker mit Flöte, Gitarre, karibischer Laute, Kontrabass und Schlagwerk auf eine Zeitreise. Sie beginnt in der Kolonialzeit und führt bis in die Gegenwart. Im Innenhof von Schloss Dyck zeigt die Tänzerin Claudia Ortiz Arraiza hierzu auch die tänzerische Umsetzung.
Am 29. August ertönt dann auf Schloss Dyck der Schlachtruf UWAGA! der seit über einem Jahrzehnt allenthalben für Begeisterung sorgt: Man denke sich einen klassischen Violinvirtuosen im Zusammenspiel mit einem Jazzgeiger, einem vorzüglichen Improvisator am Akkordeon und einem Bassisten, der sowohl im Symphonieorchester wie in der Combo seinen Mann steht, gebe dazu noch ein allen gemeinsames Faible für die Musik des Balkans und des europäischen Ostens – und wundere sich nicht, wenn einen nichts mehr auf den Sitzen hält.
Brasilianische Klänge erwarten danach die Besucher des Kaarster Tuppenhofes am 4. September. In den Räumlichkeiten des Museums für bäuerliche Geschichte und Kultur wird Rosani Reis, die charismatische Botschafterin brasilianischer Musik, gemeinsam mit ihrem Sohn, dem erfolgreichen Pianisten Noah Reis-Ramma, und ihrer Tochter, der Sängerin und Perkussionistin Luna Reis-Ramma, die reiche Klangvielfalt ihrer Heimat mit Elementen des Jazz zu einer leidenschaftlichen, aufregenden und berührenden Melange verbinden.
Am 12. September erfüllt sich Anette Maiburg einen langgehegten Wunsch, wenn sie gemeinsam mit dem Argentinier Marcelo Nisinman in der Kirche von Mönchengladbach-Wickrathberg ihre „Diálogos de amor“ aufführt: Kompositionen von Dietrich Buxtehude, John Dowland, Kurt Weill, Juan Carlos Cobián und Astor Piazzolla, verführerisch für Flöte und Bandoneón eingerichtet, bilden die „Worte“, aus denen sich in dem wunderschönen, intimen Kirchenraum die Zwiegespräche über die Liebe formen ...
Mit seiner dritten Neuproduktion „Metamorphosen in Bewegung und Klang“ lädt das Niederrhein Musikfestival am 25. September in die Langen Foundation ein: Die Metamorphosen des Ovid und Franz Kafkas Verwandlung sind der Ausgangspunkt einer phantasievollen Komposition aus Musik, Texten, Choreographie und Licht, die durch die australische Künstlerin Eleanor Freeman tänzerisch untermalt wird.
Beschlossen wird das Festival in diesem Jahr von einer Lektion aus der Reihe „Türkisch für Fortgeschrittene – Wechselspiel zwischen Orient und Okzident“. Das Programm, das ursprünglich für den vorigen Herbst geplant war, wird am 24. Oktober 2021 im Düsseldorfer Robert-Schumann-Saal nachgeholt: Der Schauspieler Adnan Maral und die Musiker des Niederrhein Musikfestival geben einen Einblick in die Welt der orientalischen Harmonien und Rhythmen, die so ganz anders ist als das, was uns Karl May auf seinen Reisen von Bagdad nach Stambul und ins Land der Skipetaren geschildert hat.
Zu jedem Niederrhein Musikfestival gehören aber auch die Werkstattkonzerte und Schüler-Workshops. In dem diesjährigen Werkstattkonzert erhält das Publikum Einblick in die Arbeit der Künstler, das Erarbeiten des Spanien-Programms und kann hautnah miterleben, wie Konzerte geprobt werden. Der Eintritt zu dem Werkstattkonzert ist frei, um Anmeldung über die Webseite wird gebeten. Bei den Workshops können die Schüler und Schülerinnen ein Land über seine Lieder, Texte, Rhythmen und Instrumente erleben, die ihnen von Musikern des jeweiligen Landes anschaulich mit viel Humor und Wissen vermittelt werden.
Und für alle, die das Niederrhein Musikfestival auch daheim erleben wollen, realisiert der Regisseur Axel Fuhrmann einen Film, in dem er den Musikern über die Schultern schaut und die Neuproduktionen des Jahres 2021 einfängt.
Weitere Informationen: www.niederrhein-musikfestival.de