Sonderausstellung: Räuber der Provinz

Sozialrebellen, Freiheitshelden oder schlicht Diebe und Mörder? Die Ausstellung im Grafschafter Museum wirft ein Licht in die finsteren Räuberhöhlen am Niederrhein und entdeckt dort räuberische Existenzen und schreckensvolle Geschichten. Die Zeitreise beginnt in der Spätantike: „Scharfsinniger und verschlagener als alle seine Räubergefährten“ soll der fränkische Räuberhauptmann Charietto gewesen sein. Der Räuber vom Niederrhein machte Mitte des vierten Jahrhunderts eine beachtliche Karriere vom Räuberhauptmann zum Befehlshaber in beiden germanischen Provinzen. 

Umherziehende „Beutelschneider“ oder Raubritter? – Das fehlende staatliche Gewaltmonopol im Mittelalter ließ Freiraum zur Interpretation: So stand Gerhard II. von Rheydt (1386–1444) in dem Ruf, ein Raubritter zu sein. Im beginnenden 18. Jahrhundert sorgte dann die „Große Siechenbande“ (1698–1712) in der Gegend um Köln, Aachen und Düsseldorf für Angst und Schrecken. Die „Bockreiter“ oder „Bokkerijders“ plünderten zwischen 1730 und 1774 zahlreiche Kirchen und Pastoreien in der Rhein-Maas-Region. Und die Mehlbeutelbande um Nikolaus Arnold („Mehlbeutel“) machte zwischen 1756 und 1763 die deutsch-niederländische Grenzregion unsicher. 

Um kleine Orte wie Wachtendonk marodierten Räuberbanden. Aber sie drangen auch in gut geschützte Städte ein: In der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 1740 etwa zerbrachen Räuber die Barriere eines der Moerser Stadttore, kletterten über die Stadtmauer und raubten ein Kaufmannshaus aus. Berühmt-berüchtigt war die „Große Niederländische Bande“ (1794–1802), die in den Niederlanden und im Rheinland zahlreiche Überfälle verübte. Zu ihr gehörten die Neusser und die Krefelder Bande. Die „Karriere“ ihres Anführers Mathias Weber, genannt der „Fetzer“, war kurz: Er endete 1803 im Alter von nur 25 Jahren auf der Guillotine. In einer der ärmsten Gegenden des Niederrheins hatte hingegen der Räuber Wilhelm Brinkhoff sein Rückzugsgebiet: auf der Bönninghardt zwischen Issum und Alpen. Mehrfach verhaftet, entkam er immer wieder. 

Bis heute erzählt man sich am Niederrhein Geschichten über die Räuber und Banden vergangener Zeiten. „Der Fetzer“ und Wilhelm Brinkhoff brachten es sogar zu Romanhelden. Die Ausstellung begibt sich auf Spurensuche! 

Wo?
Grafschafter Museum im Moerser Schloss
Kastell 9
47441 Moers
www.grafschafter-museum.de

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