Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens
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Ein facettenreicher zeitgeschichtlicher Kriminalroman und das mitreißende Porträt einer jungen Frau in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs.
Düsseldorf, 1969: Erstmals werden Frauen zu Kriminalbeamtinnen ausgebildet – ein Novum, das Widerstände in der Behörde und der Bevölkerung hervorruft. Die zweiundzwanzigjährige Lucia Specht lässt sich davon nicht abhalten. Sie ist fasziniert vom Beruf der Kriminalistin und fest entschlossen, der Enge ihrer Heimatstadt zu entkommen. Als ein junges Hippiemädchen brutal ermordet wird, nimmt sich Lucia unter Mithilfe ihrer Kolleginnen des Falls an – und beweist, dass sie das Zeug zur Ermittlerin hat.
Als die Jagd auf Verbrecher zur Frauensache wurde ...
Mathias Berg hat einen ein drucksvollen Kriminalroman über die ersten Frauen geschrieben, die bei der bundesdeutschen Kriminalpolizei als Ermittlerinnen ausgebildet wurden. Ihm ist damit ein schillerndes Porträt der BRD in den späten 1960er Jahren gelungen.
Seinen Roman »Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens« beginnt Mathias Berg mit einer Szene, die so tatsächlich stattgefunden hat: 1969 besuchte ein Reporter des Magazins STERN die Düsseldorfer Kriminalpolizei. Kurz zuvor hatten hier die ersten Frauen ihren Dienst als angehende Ermittlerinnen angetreten – ein absolutes Novum in der BRD, denn bis dahin war die polizeiliche Ermittlungsarbeit ausschließlich Männern vorbehalten.
Für die Reportage mussten die Polizeianwärterinnen mit Perücken, Röcken und Dienstmarken vor der Kamera posieren und wurden eingehend nach ihrer Motivation befragt, ob sie sich als Frauen für »611 Mark netto« wirklich den Gefahren
des Polizeidienstes aussetzen wollen. In der Rückschau wirkt die Szene fast unwirklich, doch sie eröffnet direkt das Spannungsfeld, in dem sich Bergs Protagonistin Lucia Specht und ihre fünf Kolleginnen beweisen müssen. Autor Mathias Berg hat eingehend über die Hintergründe seines Romans recherchiert.
Die Gründe für die Öffnung des Kriminaldienstes für Frauen waren vielfältig. Natürlich spielten Emanzipationsgedanken eine große Rolle. Aber es gab vor allem profane Gründe: Die Polizei litt in den späten 1960erJahren unter akutem Personal mangel. Da war die gleichwertige Ausbildung von Frauen für den Kriminaldienst eine naheliegende Lösungsstrategie und zugleich ein für die damalige Zeit gewagtes Experiment«, so der Autor, der in Köln lebt und als MarketingRedakteur arbeitet. Vorreiter dieser Entwicklung war das NRWInnenministerium. So kam es, dass die ersten Frauen in Düsseldorf und Köln zusammen mit den Männern gleichberechtigt ihren Dienst antraten und in der Behörde ausgebildet wurden. In der Öffentlichkeit und auch in den Polizeidirektionen war das Thema durchaus umstritten. Zwar verrichteten Frauen auch schon vor 1969 ihren Dienst in den Sicherheitsbehörden – schon in der Weimarer Republik gab es weibliche Polizistinnen –, aber ihr Aufgabenprofil beschränkte sich, ganz gemäß der tradierten.
Geschlechterzuschreibungen, auf soziale oder organisatorische Tätigkeitsbereiche. So gingen sie ihrem Dienst beispielsweise in der Opferbetreuung oder in den Büros und Schreibstuben der Behörden nach. Die dienstliche Gleichstellung mit männlichen Ermittlern war dagegen eine Revolution, die gesellschaftliche Fragen nach der Geschlechteridentität aufwarf und manchen Traditionalisten verunsichert auf die Barrikaden rief.
Im Roman „Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens" trifft die 22-jährige Lucia jedoch zunächst auf Ablehnung, Misstrauen und Diskriminierung durch Kollegen und Vorgesetzte. Doch die junge Frau erkämpft sich mit Selbstvertrauen, Widerstandsgeist und einer besonderen Fähigkeit, die ihr bei der Arbeit am Tatort zugutekommt, ihre Position in der patriarchalisch geprägten Mordkommission der Landeshauptstadt.
Ein Szenario, aus dem der Autor einen raffinierten Krimiplot entwickelt, bei dem sich die Spannung nicht auf die genretypischen Effekte und Schemata beschränkt. Stattdessen erzählt Mathias Berg die Geschichte einer Frau, die nicht gewillt ist, mit den Benachteiligungen ihrer Zeit Frieden zu schließen – und zeichnet dabei das Porträt einer Zeit, die uns in vielen Aspekten schon fremd geworden ist und deren Diskurse und Konflikte bis heute nachwirken.
Über den Autor
Mathias Berg wurde 1971 in Stuttgart geboren und schreibt seit seinem 14. Lebensjahr. Nach dem Studium der Soziologie in Bamberg und London wurde er PR-Redakteur und arbeitete in der Werbung und im Marketing. Mathias Berg ist verheiratet und lebt in Köln.