Porträt auf grüner Wandfarbe

Roman von Elisabeth Sandmann

Ein fesselnder Roman, der mich zunächst durch seinen Titel und die kurze Beschreibung in einer Vorankündigung neugierig machte: Eine aufregende Reise in die Familiengeschichte von Gwen und einem Gutshof bei Köslin, einer Stadt in Hinterpommern. Da ich im Zuge meiner eigenen Familienforschung immer wieder auf Köslin gestoßen bin, dachte ich, dass ich in der Geschichte selbst noch einige Fakten entdecken würde, die mir bisher unbekannt waren. Obwohl das nicht der Fall war, durfte ich mit „Porträt auf grüner Wandfarbe” eine spannende und bewegende Zeitreise antreten und wunderbare Persönlichkeiten kennenlernen.

Darum geht's

Die Geschichte beginnt im Jahr 1992 in London mit einem überraschenden Anruf. Gwen, die sich gerade an einem persönlichen und beruflichen Scheideweg befindet, wird von der Schwester ihrer verstorbenen Mutter gebeten, sie auf eine Reise in ihre alte Heimat zu begleiten. Tante Lily möchte gemeinsam mit Gwen zunächst nach Berlin reisen, das nach dem Mauerfall wieder vereint ist, um dort ihre beste Freundin zu treffen. Von dort aus soll es weiter nach Polen gehen, genauer gesagt nach Köslin, zum ehemaligen Gutshof der Familie von Stein. Gwen ist anfangs nicht sonderlich begeistert, da sie eigentlich mit ihrer Freundin Laura einen Urlaub im Süden verbringen wollte. Als Laura jedoch vorschlägt, Gwen und Lily zu begleiten, gibt Gwen schließlich nach und sagt Lily zu.

Bis zur Abreise vergehen noch einige Wochen, in denen Gwen sich der Tatsache bewusstwird, wie wenig sie eigentlich über die Familie ihrer Mutter weiß. Da sie diese nicht mehr fragen kann, wendet sich Gwen an ihren Vater, der eher verhalten reagiert. Doch er überrascht sie mit einer Schachtel, die ihrer Mutter gehört hat. In der Schachtel entdeckt Gwen einen Stapel kleiner roter Hefte. Sie gehörten Ella Blau, einer engen Vertrauten der Familie von Stein, die für Gwens Mutter mehr als nur eine gute Freundin war.

Ella hat in diesen Heften ihre Erinnerungen wie die Ereignisse von 1911 bis 1938 festgehalten. Gwen beginnt zu lesen und erhält erstmals Einblick in ihre Familiengeschichte. Die Aufzeichnungen zeichnen ein lebendiges Bild, liefern Antworten, werfen aber gleichzeitig viele Fragen auf. Noch bevor die eigentliche Reise beginnt, befindet sich Gwen plötzlich mitten in der Geschichte. Sie begibt sich auf die Suche nach Klarheit und geht Geheimnissen sowie unausgesprochenen Dingen auf den Grund.

Fazit

„Porträt auf grüner Wandfarbe” ist mein erstes Buch von Elisabeth Sandmann. Der Schreibstil hat mich zu Beginn etwas irritiert. Er wirkt distanziert, mehr sachlich als emotional. Doch spätestens als Gwen anfängt, Ellas Geschichten zu lesen, ändert sich das.

Dennoch hat mich die Autorin von Anfang an gefesselt. Die Protagonisten sind so fein gezeichnet, dass ich sie lebhaft vor meinem inneren Auge sehen konnte und am Ende das Gefühl hatte, sie persönlich zu kennen. Die Geschichte steckt voller Überraschungen und bleibt bis zum Schluss spannend, obwohl es kein Krimi ist.

"Porträt auf grüner Wandfarbe" ist eine wirklich bewegende Familiengeschichte, die mich stellenweise durchaus erschüttert und zu Tränen gerührt hat. Eine wunderbare, zutiefst berührende Geschichte über starke Frauen, Freundschaft, Träume und Hoffnungen, die auch zeigt wie die Energie unausgesprochener Schuld und Scham von Generation zu Generation weitergegeben wird und wie sehr das deren Leben unbewusst beeinflussen kann. (SoRa)

Über die Autorin

Elisabeth Sandmann, Verlagsbuchhändlerin, Autorin und Verlegerin, hat in ihrem Roman „Porträt auf grüner Wandfarbe“ Figuren erschaffen, die einen weit über die Lektüre hinaus begleiten und die man für immer im Herzen behält. Für „Porträt auf grüner Wandfarbe“ hat sie sich von zahllosen Büchern, Briefen, Postkarten und Reiseführern aus der Vergangenheit inspirieren lassen. So ist ein hinreißender Roman entstanden, der Orte, Schicksale und Begebenheiten zu einer faszinierenden und vielschichtigen Geschichte verwebt, die man nicht mehr aus der Hand legen kann.

Anzeige

Regiopartner