Traum vom besseren Leben–Die Frauen vom See / Teil 2

Die furiose Bodensee-Saga von Gaby Hauptmann geht weiter

Mit „Traum vom besseren Leben – Die Frauen vom See“ bringt Gaby Hauptmann den zweiten Teil ihrer Bodensee-Saga heraus und führt uns in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Epoche des Wiederaufbaus und des Neuanfangs, in der die Menschen versuchen, die Schrecken der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Auch Anna und August Ruggli, die Hauptfiguren des ersten Teils, haben dieses Ziel vor Augen, als sie in ihrem Gasthof am Bodensee endlich ein neues Kapitel aufschlagen möchten. Doch das Leben kommt oft anders, als man es plant: Anna stirbt unerwartet, und ihre älteste Tochter Maria muss in die großen Fußstapfen der Mutter treten.

Die Zeit von dem Moment als der erste Teil endet bis zum Tod Annas, einer Figur, die ich als Leserin im ersten Teil wirklich liebgewonnen habe, wird leider nur am Rande erwähnt. Ein emotionales Wiedersehen mit Anna bleibt somit aus, was schade ist. Dennoch nimmt die Geschichte eine interessante Wendung: Maria, die im Krieg zur jungen Witwe wurde, übernimmt das Zepter im Gasthof „Hirschen“ und wächst in eine neue Rolle hinein. Sie ist nun die treibende Kraft der Familie, kocht, kümmert sich um die Gäste und opfert sich auf, um den Namen und das Vermächtnis ihrer Mutter hochzuhalten. Doch während sie die Verantwortung für ihre jüngeren Schwestern übernimmt, droht sie selbst dabei auf der Strecke zu bleiben – bis ein junger Künstler in ihr Leben tritt, ihr gehörig den Kopf verdreht und Gefühle in ihr weckt, die längst verschüttet schienen. August, der doch längst einen geeigneten Ehe-Kandidaten für Maria im Blick hat, ist in großer Sorge.

Doch damit nicht genug: Ein alter Widersacher der Familie taucht wieder auf und bedroht die Existenz des Gasthofs, was zusätzliche Spannung in die ohnehin schon mitreißende Geschichte bringt. Die Charaktere, allen voran Maria, sind authentisch und liebevoll gezeichnet. Ihre inneren Kämpfe und der Druck, den sie verspürt, sind nachvollziehbar, sodass man mit ihr fühlt, leidet und hofft.

Gaby Hauptmann versteht es, historische Ereignisse geschickt in ihre Erzählung einfließen zu lassen. Die Atmosphäre der Nachkriegszeit am Bodensee wird lebendig und greifbar. Besonders gelungen ist der Autorin der Spagat zwischen historischer Realität und fiktiver Handlung. Dadurch entsteht eine Geschichte, die sowohl berührt als auch spannend ist.

Die Stärke dieses Romans liegt nicht nur in den authentischen Charakteren, sondern auch in den unvorhersehbaren Wendungen. Immer wieder überraschen neue Ereignisse, die es nahezu unmöglich machen, das Buch aus der Hand zu legen. Der bildhafte Schreibstil trägt dazu bei, dass man sich in das Leben und die Herausforderungen der Familie Ruggli hineingezogen fühlt. Und wie bereits im ersten Teil, gelingt es Gaby Hauptmann, auf subtile Weise und doch ganz klar, den Stellenwert der Frau in der Gesellschaft der damaligen Zeit aufzuzeigen – ohne dabei anklagend zu sein – und Anna in Maria weiterleben zu lassen.

Für Fans zeitgeschichtlicher Romane, die gleichzeitig eine emotionale Familiengeschichte erleben möchten, ist „Die Frauen vom See“ eine klare Empfehlung. Es sind die gefühlvollen und gleichzeitig dramatischen Momente, die dieses Buch so unterhaltsam machen und für spannende Lesestunden sorgen.(SoRa)

Über die Autorin

Gaby Hauptmann verkörpert die Region und ihre Menschen wie kaum eine andere: Seit vielen Jahren lebt sie am Bodensee, den sie mit ihrer großen Bodensee-Saga ganz neu kennenlernt. Denn nach ihrem Bestseller 'Hoffnung auf eine glückliche Zukunft' führt sie in ihrem zweiten Roman in die Fünfzigerjahre, die sie nach intensiver Recherche lebendig werden lässt.

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