Eine „Offene Sprechstunde“ für Eltern, Kinder und Jugendliche mit besonderem Unterstützungsbedarf soll es zukünftig in möglichst vielen Krefelder Kinder- und Frauenarztpraxen geben. Daran arbeiten seit Anfang April die Verantwortlichen der Kommunalen Präventionskette Krefeld gemeinsam mit der Diakonie Krefeld und weiteren vernetzten Akteuren. „Obwohl die in Krefeld zahlreich vorhandenen Beratungsstellen gut besucht sind, wissen viele Familien gar nicht, dass sie dort kostenfreie Hilfen erhalten können. Sie kommen bei uns nicht an“, stellt Andrea Vogt, Leiterin der Beratungsstelle der Diakonie Krefeld und Viersen, fest. Mit der Einführung einer offenen Sprechstunde im Rahmen des Pilotprojekts „kinderstark – NRW schafft Chancen“ erhoffen sich die Experten einen niedrigschwelligen Zugang zu den ratsuchenden Eltern, Kindern, Jugendlichen und Schwangeren.
„Die Corona-Krise trifft gerade die Menschen besonders hart, die in prekären Situationen leben“, stellt Stadtdirektor Markus Schön fest, „deshalb müssen wir jetzt verstärkt ansetzen mit einer passgenauen Präventionsarbeit“. Die Beratung als ein Baustein der „Kommunalen Präventionsketten“ soll für alle Ratsuchenden offen und möglichst niedrigschwellig sein. Es geht darum, die gesamte Entwicklung des Kindes besser in den Blick zu nehmen, um den psychisch belasteten Familien bestmöglich und frühzeitig helfen zu können. Das fängt bereits in der Schwangerschaft an und geht bis zum Eintritt in das Berufsleben. „Wir wollen nun mit unserer Beratung direkt dort hingehen, wo die Menschen sowieso sind, nämlich beim Arzt“ erklärt Dr. Sabrina Diana Lesch, Koordinatorin der Kommunalen Präventionsketten Krefeld. Um die Bedarfe zu identifizieren, Lücken zu sehen und sie zu schließen, arbeite man zudem innerhalb der Verwaltung noch stärker fachbereichsübergreifend zusammen in den Bereichen Schule, Jugendhilfe, Migration und Gesundheit, so Lesch.
Die im NRW-Pilotprojekt neu eingerichtete Beratungsstelle, bestehend aus einem Beraterteam von Pädagogen, Psychologen und einer Heilpädagogin – alle mit therapeutischer Zusatzausbildung, ist an die Evangelische Beratungsstelle der Diakonie Krefeld & Viersen angebunden. „Zwei Mitarbeiterinnen nehmen seit April Kontakt auf zu Gynäkologen und Kinderärzte, die gegebenenfalls an einer Kooperation interessiert sind, so dass bei ihnen später direkt vor Ort in der Praxis Beratungen stattfinden können“, erklärt Vogt. Durch das Netzwerk der Kommunalen Präventionsketten sowie der Frühen Hilfen bestehe bereits ein enger Kontakt zu Ärzten, die den Bedarf der Beratung in den Praxen benennen und die Umsetzung dieses Konzeptes aktiv unterstützen. Im zweiten Schritt können dann Erstberatungen durch einen qualifizierten Berater durchgeführt und auf die Angebote in Krefeld aufmerksam gemacht werden. Somit wird ein regelmäßiger Austausch sichergestellt. Das Projekt soll fortlaufend angeboten werden.
Das Angebot ist für Ratsuchende freiwillig und kostenlos
Hinter dem Ganzen steht die Idee, dass Kinder- und Jugendarztpraxen in den ersten Lebensjahren nahezu alle Kinder, Jugendliche und deren Eltern erreichen, die Gynäkologen nahezu alle Schwangeren. Selbst schwer erreichbare Familien stellen ihre Kinder aufgrund akuter oder vermeintlich gesundheitlicher Probleme vor oder nehmen die Schwangerenvorsorge in Anspruch. In diesen Situationen sind Schwangere oder Eltern häufig besonders empfänglich für Beratungs- und Unterstützungsleistungen. „Gynäkologen und Kinderärzte erfahren vieles von den Schwangeren und den Familien, wobei es dabei nicht immer um rein medizinische Themen und Fragen handelt. Für eine ärztliche psychosoziale Beratung fehlt in den Praxen jedoch häufig die Zeit“, weiß Andrea Vogt. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Beratungsstelle und dem Gesundheitswesen soll Familien einen Zugang zu den Angeboten erleichtern. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass ein erstes Kennenlernen der Berater in der Arztpraxis entlasten kann und die Hemmschwelle sinken lässt, eine externe Beratungsstelle aufzusuchen. Gleichzeitig kann frühzeitig auf andere adäquate Angebote in Krefeld hingewiesen werden. Das Angebot ist für Ratsuchende freiwillig und kostenlos.
Krefelder Arztpraxen, die sich am Projekt beteiligen wollen, können sich an Andrea Vogt von der Diakonie wenden unter Telefon 0 21 51 / 36 32 07 0 oder per E-Mail an Andrea-Vogt@diakonie-krefeld-viersen.de.
(Quelle: Pressedienst Stadt Krefeld)