Meerbusch wird zur Musikstadt
MeerMusik bringt einen Tag lang Musik in alle Meerbuscher Stadtteile
„Es werde Licht!“ – so lautet das Motto, unter dem Meerbusch am 11. Juni 2022 zur urbanen Freilichtbühne wird. Die ersten Schöpfungsworte des Buchs Genesis werden zum Auftakt des Formats MeerMusik, das Meerbusch für einen ganzen Tag in eine Musikstadt verwandelt. Im Fokus stehen aber keineswegs nur sakrale Klänge. Jedes musikalische Genre – von der Klassik bis hin zu Jazz oder Pop – soll in dem von der Evangelischen Kirchengemeinde Büderich in Zusammenarbeit mit der Stadt Meerbusch sowie allen evangelischen und katholischen Gemeinden der Stadt veranstalteten Programm Platz finden. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Christian Bommers lädt MeerMusik alle professionellen und semiprofessionellen Musiker aus Meerbusch dazu ein, Teil des einzigartigen Konzepts zu werden.
Glaube an die bewegende Kraft der Musik
Die Idee zu dem Format hatte Ekaterina Porizko, seit fünf Jahren Kantorin der Evangelischen Kirchengemeinde Brüderich. Die Organistin, Dirigentin, Chorleiterin und Komponistin organisierte von 2009 bis 2014 das Open-Air Carillon-Festival in St. Petersburg, ist Initiatorin und Leiterin des Stuttgarter Kulturfestivals „Unter Gottes DACH“und des ersten deutschen Glockenspielfestivals „Turm und Klang“ im Esslinger Rathaus. Besondere Aufmerksamkeit erregte die russischstämmige Künstlerin, als sie 2020 anlässlich des 75. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges in St. Petersburg J. S. Bachs Matthäuspassion mit deutschen und russischen Choristen zur Aufführung brachte – als erste weibliche Leiterin in ihrem Heimatland, wie Porizko lächelnd betont.
Gesellschaftliches Engagement und der Glaube an die bewegende Kraft der Musik sind Ansporn für die junge Musikerin und inspirierten sie zum Format MeerMusik, wie sie im Gespräch verrät: „Corona und die damit verbundenen Einschränkungen haben die Kultur und insbesondere freischaffende Musikerinnen und Musiker besonders schwer getroffen. Mich erreichten während des Lockdowns unzählige Nachrichten von Kollegen, die mir von ihren Sorgen und Schwierigkeiten berichteten. Werden freischaffende Musiker grundsätzlich oft unterbezahlt, hatten sie nun gar kein Einkommen mehr und wussten nicht, wovon sie leben sollten. Da wurde mir klar, dass ich etwas tun muss! Im Gespräch mit den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Meerbusch sowie der Stadt erarbeitete ich ein Konzept, das auch in Pandemie-Zeiten durchführbar sein soll.“
Publikum in Bewegung versetzt
Und das Konzept hat es in sich: Los geht es um 11 Uhr mit einer ökumenischen Andacht im Park des Hauses Meer, an der verschiedene Meerbuscher Chöre teilnehmen. Danach sollen in den acht Vierteln der Stadt zu jeder vollen Stunde an ausgewählten Orten Konzerte stattfinden. Insgesamt rechnen die Veranstalter des Tages mit 50 Aufführungen. Bewusst soll damit das Publikum in Bewegung versetzt werden. Zum Konzept gehört, dass es nicht möglich sein wird, alle Konzerte des Tages zu besuchen. Eine Auswahl muss jeweils individuell durch jeden Zuhörer getroffen werden.
„Ich möchte, dass sich die Menschen von der Musik direkt angesprochen und inspiriert fühlen“, unterstreicht Ekaterina Porizko: „MeerMusik soll nicht nur das interessierte Publikum adressieren, sondern Passanten, Neugierige und alle Akteure in der Stadt dazu einladen, sich auf den Weg zu machen. Indem sie auswählen, welche Konzerte sie hören und wo sie die Musik erleben wollen, gestalten sie das Programm selbst und der Stadtraum wird mit seinen Plätzen, Orten und Geräuschen Teil des Gesamtkonzeptes. Für jeden Zuhörer wird MeerMusik zum individuellen Erlebnis, das aber erst durch die Interaktion mit dem urbanen Raum und der Gemeinschaft zu leben beginnt. Für mich ist das ein Konzept, das wunderbar in unsere Zeit mit ihrer Überfülle an Angeboten passt, aber gleichzeitig der Vereinzelung entgegenwirkt, die wir in den letzten Monaten alle so schmerzlich erlebt haben.“
Abschlusskonzert mit Severin Eckardstein
Alle Konzerte sind kostenlos erlebbar. Um Spenden für die Künstlerinnen und Künstler wird vor Ort gebeten. Einzige Ausnahme ist das Abschlusskonzert im Park des Hauses Meer: Der Karten-Vorverkauf für dieses Konzert startet im April. Im Zentrum steht der international beachtete Pianist Severin Eckardstein, der in seinen Konzerten weit über ästhetische Konzepte hinausgeht, um hinter den Notentext zu schauen und zum Kern der Musik vorzudringen. Als Schöpfer am Klavier, der sein Publikum immer wieder packt und in Erstaunen versetzt, wird von Eckardstein das Klavierkonzert a-Moll op. 16 von Edward Grieg in einen Dialog mit einem Werk stellen, in dem der russische Komponist Konstantin Shenikov eine Rock-Band auf ein klassisches Orchester treffen lässt. Als festlichen Abschluss des Konzertes zünden Sängerinnen aus Meerbusch ein wahres Feuerwerk an Opernarien.
Anmeldeschluss für Musiker ist der 4. März
MeerMusik ist auch ein Schaufenster für die musikalische Vielfalt und Qualität in Meerbusch. Die Veranstalter bieten mit dem Konzept musikbegeisterten Meerbuschern und solchen, die eine Verbindung in die Stadt haben, die Gelegenheit, an diesem einzigartigen Konzept mitzuwirken und selbst Teil des Programms zu werden. Professionelle und semiprofessionelle Musiker, von denen in Meerbusch überdurchschnittlich viele ansässig sind, können sich auf einer der acht Bühnen präsentieren und Musik aus den verschiedensten Genres darbieten. Voraussetzung für die Teilnahme ist aus organisatorischen Gründen eine Anmeldung, die bis zum 4. März erfolgen sollte.
Ekaterina Porizko freut sich auf viele Musikerinnen und Musiker, die dazu beitragen wollen, den Sommer in Meerbusch mit einem vielfältigen Angebot einzuläuten. Danach gefragt, ob sie sich vorstellen kann, MeerMusik zu einer Tradition zu machen, antwortet sie zustimmend: „Ich kann mir sehr gut vorstellen, ein solches Konzept in Meerbusch regelmäßig stattfinden zu lassen. Einen Zweijahresrhythmus halte ich für durchführbar. Es darf nicht vergessen werden, dass Formate wie MeerMusik nur durch die selbstlose Arbeit und Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer möglich sind. Ihnen allen, die in den Kirchengemeinden beider Konfessionen, in der Stadt und darüber hinaus dafür sorgen, dass MeerMusik stattfinden kann, danke ich von Herzen.“