In der Ausstellung „The Camera of Disaster“ des Studio for Propositional Cinema erscheint die Fotografie als ein Medium, das vom Aussterben bedroht ist. Angesichts unserer kulturellen und ökologischen Krisen richtet die Ausstellung einen Blick auf die Schwachstellen der fotografischen Bilderzeugung und schlägt einige archaische fotografische Techniken vor, die dazu beitragen könnten, ihr langfristiges Überleben zu sichern. Das Ancient Knowledge Survival Kit (dt. sinngemäß Überlebensausrüstung alter Wissensfelder) des Studio for Propositional Cinema sagt, dass „sobald die Fotografie die analoge Welt vollständig verlassen hat, alle bildgebenden Werkzeuge und die Bilder, die sie produzieren, nicht mehr uns gehören. Das wird uns erblinden lassen. Wir können die Möglichkeit retten, unsere eigenen Bilder zu machen, wenn wir die Kontrolle über den Apparat zurückgewinnen, der die Bilder herstellt, indem wir die Anleitungen und das Wissen zu ihrer Herstellung für alle offen und verfügbar machen und indem wir die Netzwerke für ihre Verbreitung aufbauen und sichern, genauso wie im so genannten finsteren Mittelalter unerlaubtes Wissen bewahrt und weitergegeben wurde.“
Mit der kompletten Umwandlung von analoger zu digitaler Technik in den letzten zehn Jahren, einer Entwicklung, die zum Verlust von technischem Wissen und dem Konkurs der analogen Fotofirmen und ihrer Produkte geführt hat, weiß die überwältigende Mehrheit der Menschen nicht mehr, wie man ein Foto ohne Smartphones macht; Geräten, die letztlich vollkommen außerhalb unserer Kontrolle liegen. Zudem zeigt uns die Beziehung der Fotoindustrie zur spezialisierten hohen Chemie, dass selbst die analoge Technologie ein unvollkommenes Ideal für langfristig freie Nutzungen war. Angelehnt an William Henry Fox Talbots Buch The Pencil of Nature – das erste Fotobuch überhaupt, in dem Fox Talbot, einer der Haupterfinder der Fotografie, die verschiedenen technischen und bildlichen Möglichkeiten des Mediums demonstrierte – will diese Ausstellung das fotografische Medium befreien von der industriellen Kultur, in der es groß geworden ist und blühte.
Die Ausstellung betreibt eine Art Wiederaneignung der Produktionsmittel, und stellt eine Zukunftstechnik der Bilderzeugung vor, die möglich ist, falls Fotografie verboten werden sollte oder falls all unsere Technologien in einer Katastrophe verloren gehen sollten, dem Zusammenbruch der Stromnetze oder dem der industriellen Produktion. Es ist ein Aufruf zur Rettung der Fotografie an sich, doch mehr noch eine exemplarische Betrachtung der Fotografie als eines unserer Kommunikations- und Ausdrucksmittel, die Gefahr laufen, an Unternehmen und Regierungen übergeben zu werden, welche dann – ganz nach Belieben – ihre Nutzung kontrollieren werden.