Das Unrecht
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Aus Erfahrung mit ihren Büchern, weiß ich, dass Ellen Sandberg dieses Geschick hat, so zu schreiben, dass sie mich gleich auf den ersten Seiten hat und ich nicht aufhören kann, weiterzulesen. Auch wenn es mir sehr schwergefallen ist, habe ich den Roman „Das Unrecht“ daher erst einmal „für gut“ zur Seite gelegt und auf ein freies Wochenende gewartet. Vor ein paar Wochen war es dann so weit und meine Erwartung wurde nicht enttäuscht!
In „Das Unrecht“ lernen wir Annett kennen, die seit 25 Jahren mit Volker, einem erfolgreichen Immobilienmakler, verheiratet ist und in Freiburg lebt. Sie haben einen Sohn und eine Tochter. Beide haben das elterliche Nest inzwischen verlassen und leben mehr oder weniger ihr eigenes Leben.
Auch, wenn es ihr und ihrer Familie gut geht, ergreift jedes Jahr im Herbst eine große Dunkelheit, Unruhe und Beklemmung von Annett Besitz. Dann kehren die Erinnerungen an den Herbst 1988 zurück: Volker, Annett und Mischa leben da noch in der DDR. Ihre gemeinsame Schulzeit ist gerade zu Ende gegangen und gleichzeitig müssen sie erkennen, dass sie sich entweder in das System fügen und hinnehmen, was ihnen auf diktiert wird oder aber sie rebellieren und brechen aus, um frei leben zu können. Es kommt zu folgenschweren Entscheidungen aus denen Misstrauen und Verrat resultieren. Ein Verrat der bis heute nicht geklärt wurde.
Heute, 25 Jahre später, beschließt Annett beruflich nochmal neu durchzustarten. Es will ihr aber irgendwie nicht richtig gelingen. Trotz aller guten Vorsätze fühlt sie sich plötzlich unsicher und blockiert. Als Volker sie dann auch noch massiv bedrängt ins Familienunternehmen einzusteigen und für ihn zu arbeiten, droht Annett zusammenzubrechen. Die verdrängten Erinnerungen stürzen mit einer nie dagewesenen Wucht über sie ein. Annett kann und will so nicht mehr weitermachen. Sie beschließt sich ihrer Vergangenheit zu stellen und nach Wismar zu reisen. Ohne es zu ahnen, löst sie damit eine Welle der Erschütterung aus, die sich nicht mehr aufhalten lässt und nicht nur droht das Konstrukt ihrer Ehe, ihres vermeintlichen Schutzraums, zum Einsturz zu bringen …
Ellen Sandberg bleibt ihrem Stil auch in „Das Unrecht“ treu, ohne dabei vorhersehbar zu sein. Auf ihre besondere Art verwebt sie menschliche Schicksale, Familientragödien und Deutsche Zeitgeschichte ungemein gefühlvoll und gleichzeitig spannend miteinander. Sie vermag es zwischen den Zeiten hin und her zu springen, ohne den roten Faden und den Leser zu verlieren. Eine Kunst, die mich immer wieder beeindruckt.
Ein großer Spannungsroman über eine ungesühnte Schuld und die Schatten der Vergangenheit, die eine Familie nach Jahrzehnten einholen.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Fakt ist, wer „Das Unrecht“ liest begibt sich auf eine emotionale Achterbahn. Erschütternd und spannend bis zum Schluss. Nehmt euch die Zeit. Absolut lesenswert. (SoRa)
Über die Autorin
Ellen Sandberg arbeitete zunächst in der Werbebranche, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete - mit riesigem Erfolg: Ihre psychologischen Spannungs- und Familienromane, die immer monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste stehen, bewegen und begeistern zahllose Leserinnen und Leser - wie zuletzt »Das Erbe«, »Die Schweigende« und »Das Geheimnis«. Auch in ihrem aktuellen Roman »Das Unrecht« fesselt sie ihr Publikum wieder mit einer spannenden Geschichte um ein düsteres Kapitel unserer Vergangenheit. Unter ihrem bürgerlichen Namen Inge Löhnig veröffentlicht die Autorin sehr erfolgreich Kriminalromane.