3 x Gold, 1 x Silber und 2 Meister

Friedhofsgärtnerei Stückert: Über Leidenschaft, Akribie und ganz viel Herzblut

 

„Unser Nick ist jetzt Meister“, verkündete Torsten Stückert vor ein paar Tagen voller Stolz. Selbstredend war er bei der Lossprechung des frischgebackenen Meisters Nick Pagor im Bildungszentrum Gartenbau in Essen dabei.  „Es ist schon ein merkwürdiges aber schönes Gefühl miterleben zu dürfen, wie sich Nick in den letzten Jahren entwickelt hat. Wie er seinen Weg gegangen ist, sein Ziel konsequent verfolgt hat und heute hier mit seinem Meisterbrief in der Tasche neben mir steht … einfach toll,“ sagt Torsten Stückert und ist sichtlich berührt. 

Nick Pagor, der 2015 seine Ausbildung zum Friedhofsgärtner bei Torsten Stückert begonnen und 2018 erfolgreich abgeschlossen hat, räumt ein, dass aber auch er großes Glück mit seinem Ausbildungsbetrieb hatte: „Torsten Stückert ist wirklich ein toller Chef und nachdem mir ja recht früh – noch während der Ausbildung – klar war, dass ich – nach den zwei dafür notwendigen Gesellenjahren – auch unbedingt den Meister machen wollte, haben wir beide lange darüber gesprochen. Von ihm – wie auch von meinen Kollegen – habe ich wirklich eine großartige Unterstützung erfahren dürfen und dafür bin ehrlich dankbar.“ Angesprochen auf die Worte seines ehemaligen Azubis und auf die Frage, ob er denn auch denke, dass er so ein toller Chef sei, antwortet Torsten Stückert mit einem Augenzwinkern: „Ja, klar! – Aber, Scherz beiseite. Wenn jemand wie Nick sein Ziel so klar formuliert, hart dafür arbeitet und immer wieder beweist, wie ernst es ihm damit ist, dann hat er meiner Meinung nach jegliche Unterstützung verdient, die man geben kann. Ob ich ein toller Chef bin, das müssen im Zweifel meine Mitarbeiter beantworten. Ich habe sicherlich meine Macken und natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung meinem Team gegenüber. Mir ist wichtig, dass das Miteinander stimmt. Das heißt ja nicht, dass ständig eitel Sonnenschein herrscht, aber ich lege großen Wert auf Zuverlässigkeit sowie einen respektvollen und vertrauensvollen Umgang. Wir gestalten, pflegen und betreuen zahlreiche Gräber, auch im Rahmen der Dauergrabpflege, in Neukirchen-Vluyn sowie in Duisburg, Tönisberg, Kempen, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Moers und Rheurdt. Da ist es einfach unerlässlich, dass wir alle Hand in Hand arbeiten und ich mich auf meine Mannschaft verlassen kann.“ Und natürlich, so fügt er noch hinzu, ist er sich auch seiner Verantwortung für seine Angestellten wie auch für seine Auszubildenden sehr bewusst. Da der Beruf des Friedhofsgärtners ein wirklich schöner und facettenreicher, aber auch ein körperlich anstrengender Beruf ist, ist – neben einer guten Ausrüstung, gutem Werkzeug – auch die körperliche Fitness besonders wichtig, erzählt Torsten Stückert. 

Vorweg: Friedhofsgärtner werden immer gebraucht. Die Pflege und der Erhalt von Grabstätten gehört seit Jahrtausenden zu den elementaren Grundbedürfnissen des menschlichen Lebens. Sich um das Andenken seiner Verstorbenen zu kümmern war und ist Teil der christlich-abendländischen Kultur und wird längst auch von Angehörigen anderer Kulturkreise betrieben. Aufgrund mangelnder Zeitressourcen und nicht selten auch wegen eigener körperlicher Gebrechen übertragen viele Hinterbliebene die Grabpflege heutzutage auf professionelle Dienstleister. Die Mitarbeiter der Friedhofsgärtnerei haben also auch in Zukunft alle Hände voll zu tun.

Voraussetzung, um eine Ausbildung zum/zur Friedhofsgärtner/in antreten zu können ist der Hauptschulabschluss. Die Ausbildung zum/zur Gärtner/in mit der Fachrichtung Friedhofsgärtnerei dauert im Allgemeinen drei Jahre. Sie ist als duale Ausbildung ausgelegt und zunächst werden Lehrlinge zum/zur Gärtner/in ausgebildet, ab einem gewissen Zeitpunkt der Ausbildung erfolgt dann die Spezialisierung zum/zur Friedhofsgärtner/in. Während der Ausbildung werden u.a. Pflanzenkenntnisse sowie deren Kultivierung vermittelt. Ebenso werden Landschaftsgestaltung und verschiedene Natursteinarten im Unterricht behandelt. Neben dem Lernen von betriebswirtschaftlichen, arbeitsrechtlichen und umweltschutzrelevanten Kenntnissen ist es für Friedhofsgärtner/innen von Bedeutung, im Umgang mit Kunden geschult zu sein, da dies besonders Empathie und Einfühlungsvermögen benötigt. Außerdem sollte man Natur und Pflanzen lieben, körperlich fit sein und gerne an der frischen Luft arbeiten wollen – also auch mit unterschiedlichen Witterungen wie Regen, Schnee, großer Hitze oder Kälte kein Problem haben. Selbstverständlich sollte man auch gerne im Team arbeiten.

Damit das möglichst so bleibt, besucht das Team der Friedhofsgärtnerei in regelmäßigen Abständen gemeinsam Kurse im nahegelegenen Fitnessstudio. Auch auf die Fort- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter legt der Friedhofsgärtnermeister aus Neukirchen-Vluyn großen Wert und so stehen immer mal wieder Workshops oder ähnliches auf dem Programm. „Jetzt, während der Pandemie, waren und sind derlei Angebote rar gesät – auch ein Grund warum wir uns extrem gefreut haben, dass wir im letzten Jahr bei der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort dabei sein konnten und unser Können auch auf der diesjährigen Bundesgartenschau in  Erfurt unter Beweis stellen dürfen,“ erklärt Torsten Stückert. „Die  Möglichkeit zu haben, an renommierten Gartenschauen und Gartenausstellungen wie der IGA, der BUGA oder LAGA teilzunehmen, ist wirklich eine tolle Sache. Vor allem, dass Torsten Stückert uns das schon als Azubis ermöglicht hat, ist einfach spitze“, bestätigt auch Nick Pagor und erinnert sich: „2017 hat er meinen damaligen Azubi-Kollegen und mich extra 10 Tage für die IGA, die Internationale Gartenausstellung in Berlin, freigestellt. Dort durften wir – natürlich unter Anleitung – bei der Pflege der 73 Wettbewerbsgräber und des damals noch ganz neuen Grabgestaltungskonzeptes „NaturRuh“ mithelfen. Die Erfahrungen auf der IGA, aber auch auf den weiteren Landes- und Bundesgartenschauen, waren und sind immer sehr lehrreich. Bei meiner Gesellenprüfung und auch für die Meisterprüfung, kamen mir einige dieser Erfahrungen wirklich zugute und ich freue mich schon auf den Austausch mit den Kollegen aus ganz Deutschland, wenn wir demnächst zur Herbstbepflanzung wieder auf der BUGA in Erfurt sind.“

Rebekka Abeler-Spenner (li.) und Torsten Stückert auf der BUGA in Erfurt. Foto: Wolfram Schubert
Team Stückert auf der BUGA 2021. Foto: Wolfram Schubert
Torsten Stückert | Foto: Wolfram Schubert
Rebekka Abeler-Spenner | Foto: Wolfram Schubert

Auf der Bundesgartenschau in Erfurt ist die Friedhofsgärtnerei Torsten Stückert aktuell mit der Gestaltung eines Urnengrabes sowie der Gestaltung eines zweistelligen Wahlgrabes vertreten. Im April erfolgte die Erstellung der jeweiligen Neuanlage einschließlich der Frühjahrsbepflanzung für die Mustergräber im Wettbewerb. Ende Mai folgte dann die Sommerbepflanzung. Wie auf jeder BUGA, wird auch hier, nach jeder Wechselbepflanzung, die Gestaltung und Ausführung  durch eine  Fachjury bewertet. Im Frühjahr wurde die Friedhofsgärtnerei Stückert für ihre Gestaltung des Urnengrabes wie auch für die Gestaltung des doppelstelligen Wahlgrabes jeweils mit Gold ausgezeichnet. Für die Gestaltung im Sommer gab es erneut Gold für das Urnengrab und Silber für das Doppelgrab. „Silber ist natürlich nicht schlecht, aber für mich war das schon ein kleiner Wermutstropfen, den ich persönlich erst einmal verdauen musste“, gesteht Torsten Stückert ein. „Alles in allem war die Bewertung nämlich tatsächlich sehr gut und auch für die Farbzusammenstellung hat die Jury die volle Punktzahl gegeben. Unterm Strich hat uns hier ein halber Punkt zur Auszeichnung in Gold gefehlt … Aber nun gut, nachdem ich ein paar Nächte darüber geschlafen habe, ist mein Ehrgeiz inzwischen wieder geweckt. Wie heißt es so schön ‚Nach dem Spiel, ist vor dem Spiel‘ und entsprechend bereiten wir uns jetzt auf die Herbst-Wechselbepflanzung vor und werden Anfang September in Erfurt nochmal alles geben.“

Friedhofsgärtnerei Torsten Stückert erhält Große Goldmedaille der DBG für die beste Gestaltung einer Urnengrabstelle
Nachtrag: Anfang September stand für die Friedhofsgärtnerei Stückert auf der Bundesgartenschau in Erfurt die Herbstbepflanzung an und wurde dafür von der Jury wieder ausgezeichnet! Die Doppelstelle erhielt wieder die Auszechnung in Silber und für die Grabgestaltung des Urnengrabs wurde die niederrheinische Friedhofsgärtnerei von der Jury sogar mit »Großem Gold« ausgezeichnet! O-Ton Jury: „Die Friedhofsgärtnerei Torsten Stückert erhält die Große Goldmedaille der DBG für die beste Gestaltung einer Urnengrabstelle.“

Text: Sonja Raimann | Bilder: Wolfram Schubert, FGTS

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