Big Apple …

… und die Niederrhein-Connection


Es war der englische Kapitän Henry Hudson der 1609 mit seinem holländischen Dreimaster „Halve Maen“ vor der Südspitze des heutigen Manhattan aufkreuzte und den Fluss, der heute seinen Namen trägt, erkundete, um im Auftrag der Niederländischen Ostindien Kompanie einen Seeweg durch den Atlantik nach Asien zu finden. Stattdessen tauschte der englische Kapitän Tabak und Pelze bei den dort lebenden Indianern ein und weckte damit das Interesse der Niederländer an dem Land, das sich heute New York nennt.

Hudson bereitete das Terrain vor, aber nur ein paar Jahre später sollte ein anderer Mann noch mehr Verhandlungsgeschick im Handel mit den Ureinwohnern beweisen als er. Ein Geschäft, das in die Geschichte eingehen sollte. Denn diesmal ging es nicht nur um Pelze oder Tabak. Es ging um Land, viel Land. Das Land, auf dem sich die Stadt New York heute befindet. Aber alles der Reihe nach.

Im April 1626 erreichten weitere Schiffe aus den Niederlanden die Mündung des Hudson River und die kleine koloniale Hauptstadt Nieuw Amsterdam auf der Insel „Manna-Hata“. An Bord zahlreiche Siedler und Peter Minuit, seines Zeichens Diamantenschleifer aus Wesel am Niederrhein. Er reiste im Auftrag der Niederländischen Westindien Kompanie (WIC), um vor Ort nach Bodenschätzen zu suchen und den Gouverneur zu unterstützen. Minuit wollte den Ausbau der Kolonie  friedlich vorantreiben. Deshalb traf er eine Kauf-Vereinbarung mit den ansässigen Lenni Lenape Indianern, denen die dauerhafte Übertragung von  Besitzeigentümern gänzlich unbekannt war. Nach ihrem Verständnis sahen sie die getroffene Vereinbarung als ein Abkommen für ein friedliches Zusammenleben an. Von den vielen Geschäften, bei denen die Europäer Land von den amerikanischen Ureinwohnern erworben haben, ist dieses Geschäft wohl das einzige, das in die Geschichte eingegangen ist: für Glasperlen, Stoffballen und Goldmünzen  im Gesamtwert von 60 Gulden überließen die Indianer Minuit 11.000 Morgen Land. Gleichzeitig erwarb er auch das nebenan liegende Bruchland (Brooklyn) und das Land des Siedlers John Bronck (Bronx).
Kurz darauf wurde Peter Minuit zum Gouverneur der Kolonie ernannt. Unter seiner Führung arbeiteten die Siedler schnell und effizient am Ausbau ihrer Stadt. Intrigen brachten den Mann aus Wesel um seinen Posten.1632 wurde er zurück nach Amsterdam beordert und von seinem Auftraggeber der WIC entlassen. 1635 erteilte man ihm das Bürgerrecht der Stadt Kleve.

Die New Yorker ehren Peter Minuit

Ob man Minuit nun als Gründungsvater von New York bezeichnen kann oder nicht, darüber kann man diskutieren. Fakt ist, dass die Stadt New York weder ihre niederländischen Wurzeln, noch den Mann aus Wesel vergessen hat. Die New Yorker Stadtflagge besteht aus einer Trikolore aus drei vertikalen Balken in Blau, Weiß und Orange  mit dem städtischen Siegel in Blau im mittleren Balken. Das dreifarbige Design ist abgeleitet aus der Flagge der Vereinigten Niederlande, die 1626 benutzt wurde, als niederländische Siedler in Manhattan ansässig wurden. Das Symbol des Biebers im städtischen Siegel steht für die Niederländische West Indien Kompanie und auch die Windmühle erinnert an die holländischen Wurzeln. Der Granitfuß einer Fahnenstange im Battery Park, die neben der amerikanischen Flagge und der Flagge des Parkdepartments auch die New Yorker Stadtflagge trägt, ist dem Kauf Manhattans von den Indianern gewidmet.

Nicht weit davon entfernt am Terminal der Staten Island Fähre wird gerade der Peter Minuit Platz vollendet. Hier kann man die Geschichte Minuits in Stein gemeißelt nachlesen und ein gusseisernes Modell zeigt das Stadtbild von Neu Amsterdam um 1660. Außerdem ist in Spanish Harlem ein Spielplatz, der an eine Schule grenzt, die nach Minuit benannt ist und ein Marker im Inwood Hill Park, an der nordwestlichen Spitze von Manhattan gelegen, trägt seinen Namen und kennzeichnet den Ort, an dem angeblich im Jahre 1626 der Grundstückskauf abgeschlossen wurde.

 

Text: Sonja Raimann | NiederRhein Edition 01/2012  | Bilder: Julie Hau

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