Text + Bilder: Axel Küppers | NiederRhein Edition
Ein Tagesausflug ins Hohe Venn bedeutet Schneevergnügen pur. Jenseits des alpinen Ehrgeizes à la Zermatt oder Saas-Fee und auch abseits des sauerländischen Wintersport-Hypes à la Winterberg, wirken Orte wie Botrange oder Mont Rigi geradezu verschlafen. Und dies auf eine sympathische Art und Weise. Dort steht Erholung vor Pistenpower. Die Langlauf-Skier dürfen ruhig abgewetzt, der Rodelreifen gerne ein alter Gummireifen aus Opas Garage sein. Ins Hohe Venn fährt niemand, der „gesehen werden will“. In das Hochland zwischen Eifel und Ardennen fährt das Paar, der Single, die Familie, der Freundeskreis. In jedem Fall der Erholung Suchende, der ein paar Stunden Auszeit genießen und körperlich wie geistig auftanken will.
Wir fahren meist mit Freunden oder den Kindern, mindestens zweimal im Jahr in die Ostkantone, wie die Gegend um Eupen, Malmedy und St. Vith genannt wird. Vom Niederrhein geht es über die Autobahn 44 an Aachen vorbei Richtung Lüttich. Die erste Ausfahrt hinter der Grenze biegen wir ab: Raeren. Unsere Eltern haben dort ihre schweren Eichenmöbel gekauft, altbacken verschnörkelt im Belgischen Barock.
In Raeren beginnt die Landstraße ins Glück. Anfangs N 67, geht sie hinter Eupen in die N 68 über. Bereits diese Gegend zwischen Raeren und Eupen wirkt romantisch aus der Zeit gefallen: braunbeiger Naturstein, Schieferabdeckung, haushohe Hecken. Wir halten uns Richtung Malmedy. Hinter dem Eupener Fußballstadion geht es kerzengerade himmelwärts. Die Zivilisation weicht der Natur. Plötzlich verwandelt sich die Regenkulisse Meter für Meter in eine Schneelandschaft. Links und rechts der Straße nichts als Nadelwälder, deren Zweige spätestens ab Dezember meist tonnenschwer fetten Schnee tragen und windschief abhängen.
Wir können, müssen aber gar nicht ganz hoch bis in die Botrange, wo sich in knapp 700 Metern Höhe das Herz des Hohen Venn befindet. Jeden Parkplatz mit dem blauen Hinweis-Signet „Wandern“ können wir ansteuern, aussteigen und uns reinstürzen in das Paradies aus Wäldern, Heide und Schnee.