Esser-Insider: Doc Esser über…
...seine Zeit als tätowierter Arzt
Nach sieben Jahren als Rockmusiker und Produzent bin ich in Köln tatsächlich in den Job eingestiegen, in dem ich promoviert hatte – und das entgegen vieler kritischer Stimmen, auch künftiger Kollegen, die mir das nicht zutrauten. Sie fanden mich auch optisch inakzeptabel. Ich war ja einer der ersten Ärzte, die am Unterarm tätowiert waren. Aber ich hatte das Glück, einen Förderer zu haben. Das war der Chef des Krankenhauses der Augustinerinnen im Kölner Severinsviertel. Zuerst habe ich dort auf der Internistischen Station gearbeitet und mich für den Schwerpunkt Lunge entschieden. Später habe ich mich noch auf Kardiologie spezialisiert. Mittlerweile bin ich Leitender Oberarzt im Sana- Klinikum Remscheid und führe zusammen mit Professor Sievers aus Remscheid eine Privatpraxis in Meerbusch.
...seinen ersten Fernseh-Flop
Als ich schon Arzt war, habe ich noch weiter als Musiker für eine große Musik-/ Moderatorenagentur gearbeitet. Irgendwann schickte mich der Chef in ein Casting, das ich überraschenderweise gewann. Und plötzlich war ich ein kleiner Fernseharzt. „Gesund“ hieß die erste WDR-Sendung vor 5 Jahren, die allerdings ein Mega-Flop war. Aber die Zuschauer fanden den „tätowierten Asi-Arzt“ interessant und wollten mehr von mir sehen. Deshalb bin ich heute noch dabei.
...sein Frühstück, das keins ist
Ich frühstücke nie. Meine erste Mahlzeit nehme ich um die Mittagszeit ein, meist ein Bütterken. Abends gibt es dann etwas Warmes. Es ist erwiesen, dass ein Körper mittleren Alters von längeren Fastenperioden am Tag sehr profitiert, Stichwort „Intervallfasten“. Es beugt der Zellalterung vor, reinigt die Zellen und sorgt für einen dauerhaft niedrigen Insulinspiegel, was sehr gut für die körpereigene Fettverbrennung ist. Es ist eine reine Frage des Trainings: Wenn sich der Körper einmal umgewöhnt hat, funktioniert es super.
...einen unglaublichen Cornflakes-Fake
Ich bin mit dem Spruch erzogen worden „Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettler“. Der wurde von einem amerikanischen Konzern erfunden, der durch Cornflakes in aller Munde ist. Das Unternehmen hatte damals eine hanebüchene Studie in Auftrag gegeben, bei der „herauskam“, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit sei. Das ist erwiesenermaßen falsch.
...seinen Lieblingsplatz zuhause in Köln-Junkersdorf
Das ist mein Garten! Dort sieht es ein bisschen so aus wie in einem Beachclub. Ich bin „Palmen-jeck“ und habe acht große, winterfeste Palmen, die super wachsen. Dann sitze ich bei einem kalten Bier in meinen Palettenmöbeln und freue mich des Lebens. Manchmal kommt dann noch unsere verrückte Katze Rosi vorbei.
...seine Abneigung, Fahrrad zu fahren
Als 18-Jähriger bin ich jeden Tag von Korschenbroich-Pesch 15 Kilometer zur Caritas nach Mönchengladbach und zurück gefahren. Dort war ich Zivi in der Erwachsenenpflege, was mir großen Spaß gemacht hat. Ich habe mich immer supergut mit den Omis und Opis verstanden. Nur, wenn ich dann noch meine damalige Freundin besuchen wollte, die auch in Mönchengladbach lebte, „musste“ ich wieder aufs Rad: wieder 15 Kilometer hin und 15 Kilometer zurück. Seitdem hasse ich Fahrradfahren.
...seine Corona-Infektion
Ich muss Corona um Ostern herum gehabt haben, habe es aber erst Wochen später entdeckt. Meine Beine juckten, und ich dachte: Gut, Langläufer haben, je nach Witterung, schon mal das Problem, dass sie sehr trockene Haut bekommen. Dadurch entsteht das so genannte ,Läufer-Ekzem‘. Parallel dazu wurde ich aber auch immer kurzatmiger, was ich bei meinen morgendlichen Laufrunden nach 10, 15 Kilometern spürte. Irgendwann habe ich einer Kollegin meine Beine gezeigt. Sie diagnostizierte Vaskulitis. Das ist eine Gefäßentzündung, die entweder auf einen Infekt oder Covid 19 hätte hindeuten können. Bei einem Corona-Test Mitte Mai wurden dann neutralisierende Antikörper bei mir nachgewiesen. Jetzt bin ich hoffentlich immun.
...die Corona-Hysterie
Fake-News sind das Schlimmste, was uns passieren kann. Daraus ergeben sich teilweise politische Tendenzen, die unsere Demokratie gefährden. Deswegen ist es so wichtig, immer wieder aufzuklären und Transparenz zu schaffen.
...die Alternativmedizin
Ich bin ein großer Freund der Alternativmedizin und sehe sie als sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin. Gerade was Naturheilverfahren angeht, habe ich tolle Erfahrungen gemacht. Blutegel zum Beispiel können Entzündungen aus dem Körper ziehen. Wenn man ein schmerzhaftes Knie mit einer nicht dramatischen, aber chronischen, Entzündung hat, kann man es durchaus mit Blutegeln probieren. Es gibt auch tolle Wickelmethoden, zum Beispiel bei einer Entzündung der Nasennebenhöhlen. Da schwöre ich auf die Kartoffelpackung. Dafür kocht man billige Kartoffeln solange, bis sie matschig sind, wickelt sie in ein altes Handtuch und legt sie auf die Nase.
...sein neues Buch
In diesen Tagen erscheint „Das große Gesundheitsbuch: Innere Medizin“. Auf 350 Seiten kläre ich über jede Menge internistische Erkrankungen auf, darunter Wohlstandskrankheiten wie Fettleibigkeit. Ich möchte dafür werben, dass es viel besser ist, seine Gesundheit zu erhalten und Krankheiten zu vermeiden, als nachher Pillen zu schlucken. Ich erkläre, wie man das mit einfachen Mittel erreichen kann, zeige aber auch auf, was man machen kann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.