Friedhofskultur und Friedhof: Spiegelbild unserer Gesellschaft

In unserer Kultur gehören Friedhöfe zu einem festen Bestandteil der Trauerkultur. Friedhöfe gelten zugleich als Ruheplätze für die Verstorbenen und als wichtige Orte für Hinterbliebene. Soweit so gut. Nichtsdestotrotz bleibt auch die deutsche Friedhofskultur von enormen gesellschaftlichen Veränderungen nicht unberührt. Im Gegenteil. Derzeit hört man immer öfter, dass der Friedhof wie wir ihn bisher gekannt haben „vom Aussterben bedroht sei“ und in der heutigen Gesellschaft an Bedeutung verlieren würde. Ist das so?

„Friedhöfe und die Friedhofskultur spiegeln unsere Gesellschaft. Somit sind sie immer schon Veränderungen unterworfen, auf die es zu reagieren galt und auch immer wieder gilt“, erklärt Friedhofsgärtnermeister Torsten Stückert, für den der Friedhof im Allgemeinen sowie speziell die Grabpflege und individuelle Grabgestaltung auf den Friedhöfen in Neukirchen-Vluyn, Tönisberg, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Moers, Rheurdt und Duisburg fester Bestandteil seiner täglichen Arbeit sind. „Der Wandel ist nicht über Nacht gekommen, sondern bereits seit etwa Anfang der 2000-er Jahre im Gange“, so Torsten Stückert und berichtet, dass etwa zu dieser Zeit neue Beisetzungsarten wie die See- oder die Waldbestattungen in Mode kamen. Mit der Umgestaltung von Pfarr- oder Gemeindekirchen zu Urnen- oder Grabeskirchen wurden ab 2006 darüber hinaus Beisetzungsorte außerhalb des traditionellen Friedhofs geschaffen. Trotzdem galt zu dieser Zeit die Erdbestattungen hierzulande immer noch als traditionelle Bestattungsart. Das hat sich in den letzten zehn Jahren merklich geändert. Feuerbestattungen und Urnenbeisetzungen liegen im Trend. Infolge sinkt die Belegung auf den Friedhöfen, denn durch die Bestattungen auf anonymen Grabfeldern, kleineren Urnengräbern sowie die Auslagerung in Kolumbarien oder den Bau von Mauern mit Urnenkammern, kommt es oftmals zu Leerflächen auf Friedhöfen, die ursprünglich unter anderen Voraussetzungen konzipiert wurden.

Einer von vielen Gründen der diesen Trend begünstigt, dürfte die Gebührenentwicklung und -politik auf deutschen Friedhöfen in den letzten zwanzig Jahren sein, demnach anonyme Bestattungen eklatant günstiger sind als bspw. identifizierbare Reihengräber. Hinzu kommt die Individualisierung unserer Lebensweise und Lebensformen. „Wir leben schlicht nicht mehr wie vor hundert Jahren in Großfamilien, in einem Mehrgenerationenverbund für immer an einem Ort. Das Leben ist schneller geworden, die Mobilität enorm und die Möglichkeiten sich zu verwirklichen vermeintlich unbegrenzt. Das Leben scheint unendlich und wer sich dann doch im Vorfeld über sein Begräbnis, die Art seiner Bestattung Gedanken macht, der möchte diese in der Regel nach seiner individuellen Vorstellung definieren. Uniformität und starre Regeln sind auch auf dem Friedhof nicht mehr ‚en vouge’“, so Stückert und ergänzt „Ich glaube nicht, dass der Friedhof verschwinden wird. Den Friedhof wird es immer geben. Der Mensch an sich ist ein rituelles Wesen und seit Menschengedenken haben wir unsere Toten würdevoll beigesetzt und Orte dafür geschaffen.

Die Herausforderung jetzt ist es, den Friedhof aus der gedanklichen Dezentralisierung wieder mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu rücken – und dieser Prozess ist bereits in vollem Gange.“ Tatsächlich gibt es bereits viele Aktionen und Projekte diesbezüglich bspw. mit KiTas und Schulen, bei denen schon den Kleinsten der Friedhof als besonderer Ort spielerisch und kreativ wieder näher gebracht wird. In einigen Städten werden Yoga-und Meditationskurse sowie Lesungen auf Friedhöfen angeboten. Es werden Areale geschaffen, die sich, wie das 2018 mit dem Deutschen Innovationspreis ausgezeichnete Gestaltungskonzept „NaturRuh – Natürlich erinnern“ durch eine besonders ressourcenschonende und natürliche Gestaltung auszeichnen. Die so gestalteten Flächen bieten eine ganzjährig blühende Bepflanzung und damit Lebensraum für Insekten, Nistplätze und Futterstellen. Friedhöfe werden mit Kunstobjekten und besonderen Bepflanzungen so gestaltet und angelegt, dass sie den Besuchern sowohl einen Ort für Trauer und Erinnerung bieten und  auch als Parkanlage zur Naherholung dienen.

Der Prozess des Wandels ist angestoßen und noch lange nicht beendet. „Das ist unter anderem auch ein Grund, warum ich schon sehr gespannt auf die diesjährige Landesgartenschau in Kamp-Lintfort bin“, sagt Torsten Stückert. Er  wird mit seinem Team ab April vor Ort sein und für den Ausstellungsteil „Grabgestaltung und Grabmal“ eine dreistellige Grabstätte und ein Urnengrab gestalten. „Ich freue mich auf den Austausch mit den Kollegen, die aus ganz NRW kommen und allesamt Meister ihres Faches sind und bin mir sicher, nicht nur die Besucher der LaGa, auch mein Team und mich erwarten viele spannende Informationen, Inspirationen und wunderbare Gestaltungskonzepte.“

Mit einer Vereinbarung zur Dauergrabpflege schon zu Lebzeiten vorsorgen

Die Pflegekosten für eine Dauergrabpflege durch eine Friedhofsgärtnerei wie die von Torsten Stückert richten sich nach der Laufzeit des Vertrages und dem Leistungsumfang. Sie werden in der Regel bei Vertragsabschluss in einer Summe bezahlt; in Ausnahmefällen kann auch in monatlichen Teilbeträgen gezahlt werden. Die Rheinische Treuhandstelle für Dauergrabpflege legt das eingezahlte Kapital sicher an, bezahlt jährlich den Friedhofsgärtner und kontrolliert turnusmäßig die erbrachten Leistungen. So kann man selbst bereits im Vorfeld Details der Grabgestaltung und Grabpflege festlegen und bei entsprechender Vertragsgestaltung können die Hinterbliebenen den Vertrag auch nicht rückgängig machen.

 

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www.friedhofsgaertnerei-stueckert.de

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Text: Sonja Raimann | Bilder: Michael Ricks, BDF | NiederRhein Edition, 01/2020

 

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