1897 gegründet, war das Museum im italienischen Renaissance-Stil als ein Haus für Kunst und Kunstgewerbe konzipiert, in dem freie Kunst und Alltagsgestaltung eng verbunden waren. Der Gründungsdirektor Friedrich Deneken (1857-1927) gehörte zu den progressivsten Vertretern der Reformbewegungen in Deutschland. Mit Peter Behrens (1868-1940), einem Pionier des modernen Industriedesigns, tauschte sich Deneken ab 1898 aus. Behrens wiederum war dem Bauhaus verbunden. In seinem Architekturbüro arbeiteten Bauhaus-Strategen wie Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier. „Im Kaiser Wilhelm Museum hat sich ein 150 Seiten langer Schriftwechsel erhalten, der den Dialog zwischen einem ambitionierten Museumsdirektor und einem aufstrebenden Künstler dokumentiert“, berichtet Katia Baudin, seit 2016 Direktorin der Kunstmuseen Krefeld.
»Das Praktische und das Ideale miteinander in Einklang bringen.«
– Peter Behrens –
Natürlich hat sich das Kaiser Wilhelm Museum im Bauhaus-Jahr 2019 intensiv dem Einfluss von Peter Behrens gewidmet. Das Praktische und das Ideale miteinander in Einklang bringen – so formulierte es der Erfinder des AEG-Schriftzugs programmatisch in einem Brief an Deneken. Das Kaiser Wilhelm zeigte erstmals in einer Ausstellung seine Sammlungsbestände des Künstlers Behrens. Unter den insgesamt 250 Behrens-Werken aus der Zeit zwischen 1900 und 1911/12 sind Werbegrafik und Typographie, Gläser, Tapetenentwürfe, Plakate, Holzschnitte, Bücher, Kataloge und Fotografien. „Diese Werke machen deutlich, wie Behrens sich vom Jugendstil-Künstler zum Vorreiter der modernen Werbe- und Industriegestaltung entwickelt hat“, berichtet Katia Baudin, die vor ihrer Krefelder Zeit am Museum Ludwig in Köln gewirkt hat.