Zahnfleischbluten, Mundtrockenheit & Co.: Wie Hormone die Mundgesundheit beeinflussen
Hormone steuern viele Prozesse in unserem Körper – von der Pubertät bis ins hohe Alter. Doch wussten Sie, dass sie auch einen erheblichen Einfluss auf unsere Zahn- und Mundgesundheit haben? Besonders Frauen erleben im Laufe ihres Lebens hormonelle Veränderungen, die das Zahnfleisch empfindlicher machen und das Risiko für Zahn- und Munderkrankungen erhöhen. Aber auch Männer sind betroffen – wenn auch auf andere Weise. Wie genau sich Hormone auf unsere Mundgesundheit auswirken haben uns die drei Zahnärztinnen der Zahnarztpraxis von Dr.med. dent. Mikaela Männich erklärt.
„Hormonelle Schwankungen beeinflussen die Durchblutung des Zahnfleisches, die Zusammensetzung des Speichels und die Widerstandskraft gegen Bakterien.
Besonders Östrogen und Progesteron haben eine direkte Wirkung auf das Zahnfleisch”, erläutert Dr. med. dent. Mikaela Männich. „Verändert sich der Hormonspiegel, kann das Zahnfleisch stärker durchblutet sein, empfindlicher reagieren und leichter anschwellen. Das macht den Mundraum anfälliger für Entzündungen, Zahnfleischbluten und Parodontitis.” Doch auch Testosteron, das wichtigste männliche Geschlechtshormon, beeinflusst die Mundgesundheit. Es wirkt sich auf den Knochenstoffwechsel aus und spielt somit eine Rolle für die Stabilität des Kieferknochens. Ein niedriger Testosteronspiegel kann zu einer Schwächung des Zahnhalteapparats führen und das Risiko für Zahnverlust erhöhen.
Hormone – Nicht nur eine Phase im Leben
Hormone begleiten uns unser Leben lang. Sie verändern sich, haben nicht nur Einfluss auf unsere Stimmungen und Geschlechtsorgane, sondern eben auch immer wieder auf unsere Mundgesundheit. Während der Pubertät steigt der Spiegel von Östrogen und Progesteron bei Mädchen sowie Testosteron bei Jungen stark an. Das kann dazu führen, dass das Zahnfleisch auf bakterielle Beläge empfindlicher reagiert und sich entzündet. „Jugendliche, die in dieser Zeit nicht auf eine gründliche Mundhygiene achten, haben ein erhöhtes Risiko für Zahnfleischentzündungen”, weiß Zahnärztin Mareike Schuler, „und bei Jungen kann die veränderte Speichelzusammensetzung eine stärkere Anfälligkeit für Karies begünstigen, da der Speichel nicht mehr so effektiv remineralisiert.”
Schwangerschaft – Erhöhtes Risiko für Gingivitis und Karies
„Während der Schwangerschaft bemerken viele Frauen, dass ihr Zahnfleisch empfindlicher wird und häufiger blutet. Das ist kein Zufall, sondern eine Folge der Hormonumstellung”, so Dr. med. dent. Julia Hartkopf-Loosen. „Östrogen und Progesteron fördern die Durchblutung des Gewebes, so dass das Zahnfleisch anfälliger für Entzündungen wird.”
Rund die Hälfte aller Schwangeren entwickelt eine entzündliche Reaktion des Zahnfleisches, eine Schwangerschaftsgingivitis. Eine unbehandelte Zahnfleischentzündung kann nicht nur für die werdende Mutter unangenehm sein, sondern auch das Risiko für Frühgeburten erhöhen, ergänzt Dr. med. dent. Mikaela Männich und betont:„Schwangere sollten also besonders sorgfältig auf ihre Mundhygiene achten und regelmäßige Kontrolltermine beim Zahnarzt wahrnehmen.” Neben Zahnfleischentzündungen steigt während der Schwangerschaft auch das Risiko für Karies. Zudem kann häufiges Erbrechen im ersten Trimester den pH-Wert im Mund verändern und den Zahnschmelz schädigen. Hier hilft es, den Mund nach dem Erbrechen mit Wasser oder einer fluoridhaltigen Mundspüllösung auszuspülen, anstatt sofort die Zähne zu putzen.
Wechseljahre – Sinkender Hormonspiegel und die Folgen
Bereits in der Perimenopause, die Phase ein bis zwei Jahre vor und bis zu einem Jahr nach der letzten Regelblutung, nimmt die Produktion von Östrogen und Progesteron bei Frauen ab, was nicht nur Auswirkungen auf die Haut und den Stoffwechsel hat, sondern auch auf die Zähne und die Knochendichte des Kieferknochens: „Ein schwächerer Kieferknochen kann dazu führen, dass Zähne an Halt verlieren und sich lockern“, erklärt Dr. med. dent. Mikaela Männich. „Zudem nehmen Frauen während der hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren häufig eine verringerte Speichelproduktion wahr, was das Risiko für Karies erhöht. Aber auch Zahnfleischbluten und Entzündungen treten vermehrt auf.” Ein weiteres Problem in den Wechseljahren ist das sogenannte „Burning-Mouth-Syndrom” (Brennendes-Mund-Syndrom) berichtet die Krefelder Zahnärztin: „Viele Patientinnen berichten oft über ein Brennen auf der Zunge oder im gesamten Mundraum und klagen über Mundtrockenheit”, so Dr. med. dent. Mikaela Männich. „Die wenigsten wissen, dass es hormonell bedingt ist. Hier kann eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, der Verzicht auf scharfe oder saure Speisen, das Lutschen von zuckerfreien Bonbons sowie eine gute Mundhygiene helfen, die Beschwerden zu lindern.”
Aber auch Männer sind im Alter von hormonellen Veränderungen betroffen. Ab etwa dem 40. Lebensjahr sinkt auch der Testosteronspiegel allmählich, was mit einem erhöhten Risiko für Knochenschwund einhergehen und sich auf den Zahnhalteapparat auswirken kann. Zudem leiden Männer mit Testosteronmangel ebenfalls häufig unter Mundtrockenheit (Xerostomie), was das Kariesrisiko erhöht und Zahnfleischentzündungen deutlich begünstigt.
Was kann man tun?
Die gute Nachricht: Wir können aktiv etwas für unsere Mundgesundheit tun – unabhängig davon, in welcher Lebensphase wir uns gerade befinden.
Fazit: Zahn- und Mundgesundheit braucht Aufmerksamkeit Hormonelle Veränderungen beeinflussen die Mundgesundheit – sei es durch Zahnfleischbluten, Mundtrockenheit oder Zahnlockerungen. Doch mit guter Zahnpflege, gesunder Ernährung und regelmäßigen Zahnarztbesuchen lassen sich die Auswirkungen minimieren.
Hier sind einige Tipps
Regelmäßige Zahnarztbesuche: Zahnfleisch mindestens einmal im Jahr kontrollieren lassen, in sensiblen Phasen wie Schwangerschaft oder Wechseljahren am besten alle sechs Monate.
Gründliche Mundhygiene: Zweimal täglich Zähneputzen, Zahnseide oder Interdentalbürstchen verwenden und eine fluoridhaltige Zahnpasta nutzen.
Genug trinken: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützt die Speichelproduktion und hilft, den Mund vor schädlichen Bakterien zu schützen.
Zucker reduzieren: Zucker fördert Karies und Entzündungen.
Auf säurehaltige Getränke achten: Zitronenwasser oder Softdrinks können den Zahnschmelz erweichen. Am besten mit Wasser nachspülen und nicht direkt nach dem Konsum die Zähne putzen.