»Wir sind unsere eigenen Philosophen. Und wenn der Rheinländer auf die Frage „Wie isset?“ „Gut“ sagt, dann sagt der Niederrheiner: „Wie sollet sein?“ Ja, aus uns krisse so schnell nix raus.«
[Hanns Dieter Hüsch]
Wer schreibt, der bleibt. Wer zeichnet, auch. Jürgen Pankarz hat die meiste Zeit seiner knapp 78 Lebensjahre gezeichnet. In Kempen, am Niederrhein und in Deutschland dürfte es kaum einen Menschen geben, der nicht schon einmal über die Zeichnungen von Moses geschmunzelt hat. Moses nennen den Illustrator seine Freunde seit Urzeiten. Männekes nennt er selbst seine typischen Figuren. Die fließen Moses zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem weichen Bleistift aufs Papier. Mit leichter Hand, fast schon verträumt, liebevoll beobachtet hat Pankarz sein Talent zum Beruf gemacht und arbeitet seit 52 Jahren selbstständig.
Moses‘ Malereien kommen zwar leicht, aber mit Tiefgang rüber. Ein Eulenspiegel mit Bleistift in der Hand, den Schalk im Nacken, auf leiser Sohle unterwegs, in seinen Bildgeschichten ein Erzähler. Meist merken es seine Mitmenschen gar nicht, wie scharf er sie beobachtet, ihre Marotten und Spleens ins Bild setzt, aber auch ihre Vorzüge pointiert reflektiert. Der Inspektor mit Bauch so dick wie ein Fußball; die Serviererin mit dem allzu tiefen Ausschnitt; der geizige Hagestolz mit den klapprig dürren Beinen; die Bäuerin mit Armpaketen wie Beckhams rechter Oberschenkel; der König mit den Manieren eines Ferkels. Bekannt geworden sind die Illustrationen durch Hanns Dieter Hüsch, den guten Freund. Doch dazu später.
Moses musste, anders als sein biblischer Namenspatron, nicht 40 Jahre auf Wanderschaft gehen, um sich freizuzeichnen. Spätestens mit 15, als er die Schule verließ, hatte er die Ketten abgeworfen, die sein strenger Vater ihm auferlegen wollte. Der alte Herr, preußischer Beamter und von Berliner Chuzpe, zog der Karriere zuliebe mit der Familie von Lübeck nach Duisburg. 1952 war das. Zuvor hatte Moses mit seiner schwedischen Mutter und den beiden Brüdern eine Odyssee erlebt. Der Vater war während dieser Wanderjahre im Krieg. Die Reise führte von Mogilno, Moses‘ Geburtsort in der Nähe von Posen, über Berlin nach Ystad in Südschweden. Drei Jahre später war die Familie wieder zusammen in Lübeck vereint. Pankarz Senior hatte den jüngsten der drei Söhne für akademische Weihen vorgesehen. Dagegen hatte sich Moses erfolgreich gewehrt.