Mehr als einhundert Exponate zeigen den Weg von den Anfängen bis zum reifen Künstler: den Einfluss des Düsseldorfer Lehrers Otto Coester; die prägende Begegnung mit den Bauhaus-Schülern Elisabeth und Gerhard Kadow an der Krefelder Textilingenieurschule sowie die Spuren, die das Studiensemester bei Otto Steinert hinterlassen haben. Während er danach für die Industrie, die Werbebranche, für die Neusser Firma Feldhaus und andere Auftraggeber als Grafiker und Fotograf tätig war, Wände gestaltete und Tapeten entwarf, verlor er sein eigentliches künstlerisches Ziel nie aus den Augen: Zeichnungen, Aquarelle oder auch Gouachen markieren eine ebenso konsequente wie experimentierfreudige Entwicklung, die 1957 durch die Begegnung mit Max Ernst (1891–1976) auf dessen Landsitz im französischen Huismes einen weiteren, außerordentlich bedeutenden Impuls erhalten sollte. Hahn nahm damals eine Serie von Fotografien auf und reflektierte seine Eindrücke später in Zeichnungen und Objektkästen, die wie dreidimensionale Übertragungen der Frottagen (»Abreibungen«) anmuten, mit denen Max Ernst in den zwanziger Jahren seine Histoire Naturelle gestaltet hatte.
Ein neues Kapitel begann 1970 an der Fachhochschule Niederrhein Krefeld
Eine enge Freundschaft verband Helmut Hahn mit dem Maler René Laubiès (1924–2006), den er in den fünfziger Jahren in der Wuppertaler Galerie Parnass, einem der damals einflussreichsten Künstlertreffs, kennengelernt hatte. Gemeinsame Reisen führten ans Mittelmehr sowie zwischen 1960 und 1964 immer wieder nach Paris, wo unter anderem die »Tachisten« und »Informellen« von sich reden machten, denen Laubiès zugerechnet wird: Ein Dialog mit seinen Bildern zeigt, dass auch diese Richtung nicht ohne Wirkung auf Hahn geblieben ist.
Ein neues Kapitel begann 1970, als die Fachhochschule Niederrhein Krefeld den inzwischen 42-jährigen Künstler zum Professor für Textil-Design ernannte. Um ein abgeschlossenes Studium vorweisen zu können, nahm Helmut Hahn 1970 sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie wieder auf, wel- ches er nach vier Jahren als Meisterschüler des – gleichfalls in der aktuellen Ausstellung des Clemens Sels Museums Neuss vertretenen – Malers und Grafikers Rolf Sackenheim (1921–2006) mit Erfolg beendete. In dieser Zeit entwickelte Hahn einen eigenständigen Stil, den er in verschiedenen Werkphasen und Medien bis an sein Lebensende zum Ausdruck brachte.
Die unendlichen Erscheinungsformen der Natur
Seine tiefsten und nachdrücklichsten Eindrücke verdankte Helmut Hahn freilich den unendlichen Erscheinungsformen der Natur. Sein Wohnhaus in Korschenbroich war so etwas wie eine Wunderkammer, in der er Kristalle, Schneckenhäuser, Korallen, Äste und andere Fundstücke aufbewahrte, indessen ein scheinbar grenzenloser Garten mit Teich den Blick in die Weite lenkte: Die Schraffuren, Linien und Farbkontraste der späteren Werke erscheinen wie Antworten auf die Landschaften, Felder, Wälder und Horizonte, die durch die Betrachtung des Künstlers einen abstrakten Ausdruck fanden – wie auch Holzmaserungen, Wasserwellen, Wolkenformationen, kristalline Bildungen und Steinoberflächen in den unverwechselbaren Arbeiten ihren Niederschlag gefunden haben.
1982 wurde Hahn von der Fachhochschule Niederrhein Krefeld zum Professor auf Lebenszeit ernannt. 1985 erhielt er den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen im Bereich Textil. Bei seinem Tode am 16. Februar 2017 zählte Helmut Hahn zu den führenden Persönlichkeiten der Farbmalerei.