Für den italienischen Kunsthistoriker Roberto Longhi galt Zurbarán als „der größte Konstrukteur von Form mittels Licht nach Caravaggio und vor Cézanne“, für den Schriftsteller Cees Nooteboom ist er „der Maler-Zauberer“, Neo Rauch würdigt Zurbarán als einen Maler „der das Licht um die Gegenstände herumlegt und sie dadurch kraftvoll herausmodelliert.“
Francisco de Zurbarán verbrachte den Großteil seines Lebens in Sevilla, wo er eine Vielzahl von religiösen Einzelwerken, aber auch Zyklen für zahlreiche Klostergemeinschaften schuf. Sowohl seine stillen Andachts- und Altarbilder als auch seine skulptural wirkenden Bildfiguren weiblicher Heiliger zeigen Zurbarán als ausgesprochenen Meister einer virtuosen Licht-Schatten-Modellierung. Im Gegensatz zu den Darstellungen von Mönchen in asketischer Strenge strömen seine Bildnisse von in kostbaren Roben gekleideten weiblichen Heiligen stets einen andalusisch anmutenden, fast modisch weltlichen Charme aus. Die Bewunderung der vor 400 Jahren, während des Goldenen Zeitalters Spaniens entstandenen Kunst von Zurbarán hält bis heute an. Würdigte der spanische Kunsthistoriker Antonio Palomino im 18. Jahrhundert Zurbarán noch als „spanischen Caravaggio”, so rief der surrealistische Künstler Dalí im 20. Jahrhundert: „Achtung! Zurbarán wird uns jeden Tag ein wenig moderner vorkommen und noch viel entschiedener als der italianisierende Greco ein Sinnbild des spanischen Genies sein.“
Dem auf religiöse Themen und christliche Motive spezialisierten Maler Zurbarán gelang es in der Zeit der Gegenreformation wie kaum einem anderen, in seiner Kunst die mystische Konzeption des Glaubens in nachhaltig beeindruckender Weise wiederzugeben. In seinem OEuvre findet sich neben Gemälden von asketischen Mönchen, z. B. von Dominikaner-, Franziskaner- und Kapuzinerorden, eine Vielzahl von elegant gekleideten Frauenbildnissen, die dem heutigen Betrachter, u. a. mit ihren auf Tellern präsentierten Augäpfeln, rätselhaft erscheinen, und sich schließlich vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Heiligenlegenden als christliche Märtyrerinnen offenbaren. Für die Auftraggeber dieser Gemälde war der sinnliche Effekt für den Betrachter, das realistische Nachempfinden der heiligen Männer und Frauen bzw. des Heilsgeschehens von großer Bedeutung. Ergriffenheit, Schock im Angesicht dieser religiösen Malerei war intendiert.
ZURBARÁN – Meister der Details
Vom 10.10.2015–31.1.2016 im Museum Kunstpalast
Nach den erfolgreichen Ausstellungen zu Caravaggio (2006) und El Greco (2012) widmet das Museum Kunstpalast ab Herbst 2015 dem spanischen Maler Francisco de Zurbarán (Fuente de Cantos 1598–1664 Madrid) eine umfangreiche Sonderschau. Die mit 71 wertvollen Leihgaben aus zahlreichen internationalen Museen, aus spanischen Klöstern und Kirchen – wie der Kathedrale von Sevilla, dem Metropolitan Museum (New York), dem Museo del Prado (Madrid), der National Gallery (Washington / London), der Alten Pinakothek (München) sowie aus privaten Sammlungen – bestückte Retrospektive zeigt den Künstler erstmals im deutschsprachigen Raum.
Das Spektrum der in enger Zusammenarbeit mit dem Museo Thyssen-Bornemizsa, Madrid, entstandenen, in Düsseldorf von Beat Wismer zusammen mit Mar Borobia, Museo Thyssen-Bornemisza, und der Zurbarán-Expertin Odile Delenda kuratierten Werkschau, reicht von frühen Arbeiten bis hin zu den späteren Meisterwerken. Gezeigt werden in der stimmungsvoll inszenierten Ausstellung neben Hauptwerken aus bekannten Museumssammlungen auch Gemälde, die bislang noch nie oder nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen waren, dazu Neuentdeckungen sowie erst jüngst restaurierte Werke. Erstmals gezeigt wird zudem auch eine Auswahl von acht faszinierenden Stillleben aus dem kleinen OEuvre des in der väterlichen Werkstatt ausgebildeten hochbegabten Juan de Zurbarán (1620–1649).
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von S. M. König Felipe VI. von Spanien und von Bundespräsident Joachim Gauck.
Sponsoren
Banco Santander, E.ON, Kunststiftung NRW,
Ministerium für Familie, Kinder, Jugend,
Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
Ausstellungsumfang
71 Werke von Francisco de Zurbarán
8 Werke von Juan de Zurbarán
Öffnungszeiten
Di-So 11-18 Uhr, Do 11-21 Uhr, Mo geschlossen
Feiertage 11-18 Uhr Weihnachtsfesttage und Neujahr 13-18 Uhr
Heiligabend und Silvester geschlossen
Eintrittspreis pro Person
Regulär: 12 €, ermäßigt 9,50 €
Gruppenermäßigung ab 10 Personen: 9,50 € p. P.
Kinder bis 6 Jahre frei, Kinder von 7-17 Jahre: 1,00 €
ORT
Museum Kunstpalast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
Tel. 0211 566 42-100