Siem Coburg war während des Zweiten Weltkriegs im Widerstand gegen die Nazibesetzer der Niederlande. Nach dem Krieg und dem tragischen Verlust seiner großen Liebe lebt er zurückgezogen und als gebrochener Mann auf einem Hausboot. Erst als ihn der alte Bauer Tammens bittet, den Tod seines Enkels aufzuklären, kehrt Coburg in die Stadt zurück.Der siebzehnjährige Siebold starb unter mysteriösen Umständen in einem katholischen Heim für geistig behinderte Kinder, und sein Großvater ist sicher, dass mehr dahintersteckt, als die Heimleiter ihn glauben machen wollen.Während Coburg immer tiefer in die Vergangenheit des Heims eintaucht, muss er feststellen, dass Siebold nicht der einzige Schutzbefohlene mit ungeklärter Todesursache ist …
Durch das Cover, aber auch den Klappentext und die Zuordnung in das Genre »Krimi« habe ich angenommen, es erwartet mich ein düsterer historischer Kriminalfall. In dieser Erwartung habe ich dann auch begonnen, das Buch zu lesen. Ehrlichweise habe ich mich zunächst durch die ersten Seiten gequält und war leicht irritiert. Tatsächlich nimmt einen der Autor Felix Weber mit auf eine Zeitreise in die Niederlande kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs und ja, die Hauptfigur Siem Coburg ermittelt auch in einem Tötungsdelikt. Allerdings ist die Geschichte für mich nicht wirklich ein Krimi oder gar Thriller.
Es handelt sich vielmehr um einen historischen Roman über den Nationalsozialismus und den Widerstand in den Niederlanden sowie über Euthanasie und die Rolle der katholischen Kirche. Themen über die ich im Zusammenhang mit den Niederlanden bis dato so noch nie etwas gelesen habe. Die Geschichte ist sehr komplex, wie ein großes Puzzle mit zahlreichen Zeitsprüngen. Sobald ich mich von der Idee eines klassischen Krimis gelöst hatte, hat mich die Geschichte dann aber tatsächlich nicht mehr losgelassen und bis zum Schluß gefesselt.
Felix Weber schafft es mit seiner Art die einzelnen Charaktere und den Plot so zu beschreiben und in Szene zu setzen, dass alles vor meinem geistigen Auge zum Leben erwacht ist. Es gelingt ihm eine solch düstere und kalte Atmosphäre zu schaffen, dass es mich bei 25 Grad und Sonnenschein tatsächlich gefröstelt hat.
Fazit
Die Geschichte ist gehaltvoll und jeder einzelne Protagonist böte wohl genug Stoff für sein eigenes Buch. Das macht es auch bisweilen etwas anstrengend. Ganz klar ist, wer mit der Erwartung eines klassichen Krimis an das Buch herangeht, wird unweigerlich enttäuscht. Aber denjenigen, die komplexe historische Romane mögen, denen kann ich »Staub zu Staub« von Felix Weber durchaus empfehlen. [Sonja Raimann]
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Über den Autor
Felix Weber ist das Pseudonym des preisgekrönten niederländischen Thriller-Autors Gauke Andriesse. Für »Staub zu Staub« erhielt er bereits zum zweiten Mal den Gouden Strop, die bedeutendste niederländische Auszeichnung für Kriminalliteratur. Als Weber einen Artikel über mysteriöse Todesfälle innerhalb der katholischen Kirche las, wusste er sofort, dass dies das Thema seines neuen Romans werden sollte.