»Zu viel und nie genug« von Mary L. Trump

Der Name Trump – in erster Linie Donald Trump – ist wohl jedem von uns ein Begriff und das nicht nur, seit er vor vier Jahren zum Präsidenten der USA gewählt wurde. Bis zu dem Moment hatte man ihn wohl eher als Selfmade-Man, Immobilienmagnat, als „laut und immer etwas drüber“ auf dem Schirm. Das er jemals Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden würde, hätten – zumindest hierzulande – wohl die Wenigsten von uns für möglich gehalten. Aber so ist es gekommen. Manche bezeichnen ihn als Phänomen andere als Katastrophe. Für mich ist er eine phänomenale Vollkatastrophe.

Innerhalb der letzten 4 Jahre hat es dieser Mann geschafft, die amerikanische Bevölkerung zu entzweien, Hass und Hetze zu verbreiten, Verbündete der USA vor den Kopf zu stoßen, den internationalen Frieden zu erschüttern. Er lügt, provoziert, verdreht Tatsachen, kreiert sein eigenes Universum. Er verbreitet Verschwörungstheorien, spielt die Covid19-Pandemie herunter, obwohl er es besser weiß. Er nimmt in Kauf dass hunderttausende Amerikaner an Corona sterben. All seine Aussagen, seine Tweets, sein Handeln lassen einen immer wieder erschaudern und fassungslos zurück. Man fragt sich, ob er eigentlich keine Konsequenzen fürchtet, die aus seinem Tun resultieren. Die Antwort ist Nein. Warum auch. Donald Trump hat in seinem ganzen Leben nie wirklich Konsequenzen erfahren, egal was er getan hat – warum sollte sich das jetzt ändern? Er ist der Präsident, bekleidet die Position des mächtigsten Mannes der Welt. Und die, die ihm nicht nach dem Mund reden, die macht er platt. Er ist rachsüchtig, korrupt, ein Lügner, Betrüger und Manipulator und das trägt er offen zur Schau. Für ihn ist das völlig normal. Alle wissen das. Trotzdem oder vieleicht auch genau deshalb ist er heute da wo er ist. Ich persönlich hoffe inständig, dass die Mehrheit der Amerikaner ihm die rote Karte zeigen, in dem sie bei den anstehenden Wahlen für Biden stimmen werden. Für sich selbst, ihr Land und für die ganze Welt. 

Vor einigen Woche ist das Buch »Zu viel und nie genug« von Mary L. Trump, Nichte des US-Präsidenten und promovierte klinische Psychologin, in Deutschland erschienen. Zuvor hatte es in den USA kurzzeitig für Aufsehen gesorgt, da Donald Tru­mp und sein Bruder Robert versucht hatten, die Veröffentlichung zu verhindern. Ich wollte es ursprünglich gar nicht lesen, weil ich eigentlich der Meinung bin, dass es doch schon genug Bücher über diesen Mann gibt und täglich genug Meldungen, die ihn betreffen oder direkt von ihm kommen. Noch ein weiteres Buch über diesen Menschen, dafür ist das Papier doch eigentlich zu schade. Aber als ich dann die Gelegenheit bekam, habe ich es doch gelesen und ich bin – wenn man das sagen kann – positiv überrascht. Denn Mary L. Trump, hat als Tochter des ältesten Trump Bruder Freddy, einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend im Haus ihrer Großeltern, in dem auch Donald aufwuchs, verbracht. Und darum geht es in erster Linie ihrer Erzählung, um die Geschichte ihrer Familie. Sie schildert ihre Erlebnisse, das Schicksal ihres Vaters, der es seinem Vater nie recht machen konnte und letztlich daran zerbrochen ist. In Verbindung mit ihrer fachlichen Ausbildung und ihrem psychologischen Verständnis beschreibt Mary L. Trump dabei fast nebenher die Ursprünge, das Entstehen, die Entwicklung und Prägung der Wahrheit und Ansichten die Donald Trump zu dem gemacht haben, der er heute ist. Oder wie es das Handelsblatt schrieb: »Mary Trumps Buch zu lesen, das fühlt sich so ein bisschen an wie Malen nach Zahlen: [...] die Farbe fehlte, und die Autorin füllt sie aus.«

[SoRa]

 

»Zu viel und nie genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf«

von Mary L. Trump ist im » Heyne Verlag erschienen. ISBN 978-3453218154, € 22,00

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