So holten sich die Preussen Krefeld
Das Reichskammergericht hatte 1702 die Grafschaft Moers mitsamt der Herrlichkeit Krefeld den Preußen im Rahmen einer Erbschaft zugesprochen. Beides unterstand zum damaligen Zeitpunkt noch der oranischen (niederländischen) Zugehörigkeit. Während Moers von den Oraniern gut zehn Jahre weiterhin besetzt blieb, nahmen die Preußen die Stadt Krefeld mit einem Trick ein: In der Nacht vom 2. auf den 3. Februar 1702 brannte es in Hüls. Gegen vier Uhr morgens kam ein Karren mit angeblich Verletzten aus Hüls am Krefelder Niedertor (heute Hoch-/Ecke Rheinstraße) an. Man bat um Einlass, der auch gewährt wurde. Unter dem Stroh auf einem Karren versteckten sich aber fünf preußische Soldaten. Die ahnungslose Torwache wurde von dem „Einfall" derart überrascht, dass sie schnell überwältigt werden konnte. Das Stadttor stand für die preußischen Truppen offen. Ende März 1702 nahm die preußische Krone Krefeld offiziell in Besitz.
Der Herrschaftsantritt von Friedrich II. in Krefeld - ohne seine Majestät vor Ort - gestaltete sich am 3. August 1740 mit Paraden, Kanonenschüssen und Amtsträgern als großes Schauspiel auf dem Neumarkt: Zur Huldigung des absoluten Herrschers stellte man einen „königlichen Stuhl" mit Treppenaufgang, an den Seiten schwarz verhangen auf dem Platz auf. Vor dem Stuhl stand ein Tisch mit einem Evangelium und Zepter sowie Krone. Die Huldigung samt Bürgereid wurde von einem Regierungsbeamten geleitet: „Nun jauchzet und springet, ihr Bürger zusammen frohlocket, so jetzt hier versammelt sein! Es leb' der König Friedrich, es lebe sein Haus. Der Himmel beschütz' ihn und geb' ihm nicht wenig vollkommen Vergnügen!" Auch ein „Gnadenseil" wurde hinter einem Pferd durch die Stadt gezogen. Wer es berührte, konnte sich per Bittschrift für eine Gunst oder Begnadigung an den neuen König wenden. Die Feier endete unter Glockengeläut, mit Illuminationen und Kanonenfeuer, Feuerwerk sowie Freibier.
Salutschüsse für Friedrich II.
Von der Herrschaft Friedrich II. profitierten in Krefeld ausgerechnet auch die Katholiken. Ihr Anteil an der Stadtbevölkerung betrug rund 50 Prozent. In der Ausübung ihres Glaubens wurden sie allerdings eingeschränkt. Ihre Bitten an den preußischen König blieben nicht ohne Erfolg: Ab 1742 durften die Katholiken in der Klosterkirche einen Gottesdienst feiern. Im folgenden Jahr erlaubte Friedrich sogar Taufen und Trauungen durch einen katholischen Geistlichen sowie den Bau einer Schule. An ein Behördenschreiben fügte er handschriftlich hinzu: „in Meinem Lande Seindt alle Religionen frei also Sol ihnen die Schule verstatet werden". Sogar den Bau einer Kirche (Dionysiuskirche) stimmte der Monarch zu, der vor allem an dem Frieden zwischen den Religionen in der Stadt Interesse hatte. Die dankbaren Katholiken schafften nach dem preußischen Sieg 1745 bei Friedberg extra Kanonen für Salutschüsse aus Uerdingen nach Krefeld. Mit großem Pomp beging man im nächsten Jahr unter anderem den Geburtstag des Königs mit Aufmärschen, Illuminationen und einem Konzert in der reformierten Kirche.
Damals wie heute: Kritik an der schlechten Anbindung
Der erste Besuch Friedrich, des Großen in Krefeld fand ohne eine große Öffentlichkeit statt. Auf einer Durchreise 1751 weilte er einige Stunden bei der Familie von der Leyen als Gast. Die Familie nutzte die Gelegenheit, um auf die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt und die gleichzeitig schlechte Postanbindung hinzuweisen. Der König versprach Abhilfe. Ab 1755 verkehrte die Postkutsche auf ausdrückliche Anordnung des Königs von Köln über Krefeld nach Kleve. Dabei sollte sich die Post nach den Wünschen der von der Leyens richten. Im selben Jahr verlieh der König Johann und Friedrich von der Leyen für ihren beratenden Dienst den Titel „Königlicher Kommerzienrat".
Die Socke des Königs
Als Kunde soll Friedrich der Große bei den Krefelder Unternehmen jedoch eher „zurückhaltender" gewesen sein, wie bei der Firma Heydweiller, die Strümpfe produzierte. Nach einer Legende schickte der sparsame „Alte Fritz" eine mehrfach gestopfte Socke als Größenvorlage für einen Sockenauftrag nach Krefeld. In Wirklichkeit habe er jedoch darum gebeten, einen neuen Fuß an das abgetragene Beinkleid anzusticken. Die Firma sandte dem König als Geschenk aber ein Dutzend neuer Strümpfe mit der Bitte, dass der kaputte Strumpf bei ihnen verbleiben dürfe. Als Dank soll Friedrich den Heydweillers ein Service aus der königlichen Porzellanmanufaktur geschickt haben. Nachfahren der Seidenfabrikanten Heydweiller übergaben dem Weseler Preußen-Museum die Socke Friedrichs des Großen, berichtet das Jahrbuch „Die Heimat" in der 78. Ausgabe.