Beet- und Sinnesräume auf 500 quadratmeter
„Unsere Gärtnermannschaft besteht zurzeit aus zehn Personen“, berichtet Cornelia Merkamp, die als gelernte Gärtnerin und Kräuterfachfrau dem Kamper Klostergarten sein heutiges Aussehen gab. Angelehnt an zahlreiche historische Vorbilder hat sie das gut 500 Quadratmeter große Areal vor fünf Jahren in mehrere Beet- und Sinnesräume aufgeteilt, von denen vier die grundlegenden, schon im alten Griechenland unterschiedenen vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde symbolisieren.
Feuer, Wasser, Luft und Erde
So beherbergt das „Feuerbeet“ zum Beispiel historische Heilpflanzen wie den gelb blühenden Alant, eine bis zu zwei Meter hoch werdende, krautige Pflanze, deren Wurzeln schon in der Antike unter anderem gegen Husten, Blähungen und Gelbsucht, sowie fein gemahlen, mit Schweineschmalz vermischt, als Salbe bei Krätze und Ekzemen verwendet wurden. Im Elementbeet „Wasser“ stehen hauptsächlich wärmeliebende Kräuter und Pflanzen, die in der Bibel Erwähnung finden. Darunter der so genannte Brennende Busch, dessen ausströmende ätherische Öle entzündlich sind und an Moses brennenden Dornbusch aus dem Matthäus-Evangelium erinnern. Dem Element „Luft“ ist ein spezielles Himmel-Beet zugeordnet, auf dem neben diversen rosa und weiß blühenden Küchenkräutern auch Griechischer Bergtee wächst. Seine aufgebrühten Blätter und Stängel sind noch heute in Griechenland und dem Balkan ein beliebtes Volksheilmittel gegen Husten und Darmbeschwerden. Darüber hinaus dient dieses Beet unseren Bienen und anderen Insekten als ergiebige Nektar- und Pollenweide. Der vierte, dem Element „Erde“ gewidmete Beetbereich ist hauptsächlich mit heimischen Wildkräutern und Heilpflanzen der einstigen Benediktiner-Nonne und bekannten Pflanzenkundlerin Hildegard von Bingen besetzt. Einige davon, wie das schleimlösende und verdauungsfördernde Andornkraut oder der zu den Ingwergewächsen zählende, früher bei Magen- und Darmbeschwerden verabreichte Kleine Galgant, sind kaum noch bekannt, während die Ringelblume auch heute noch in vielen pflegenden und heilenden Hautsalben Verwendung findet.
Im Mittelpunkt ein Ort des Ruhens und Schauens
Die vier im Kernbereich des Gartens befindlichen Elementbeete sind durch einen kreuzförmigen Gehweg unterteilt und mit erklärenden Tafeln versehen. In ihrem Mittelpunkt laden Sitzbänke und ein hübscher, kniehoher Steinbrunnen zum Ruhen und Schauen ein. Der übrige Bereich des Gartens bietet neben einem kleinen Areal mit Sumpfkräutern und einer „Gartenapotheke“ mit Kräutern für den Hausgebrauch außerdem einen Rundweg, an dessen Rändern essbare Pflanzen wachsen. Sie sind besonders gekennzeichnet und dürfen von den Besuchern sogar probiert werden. Natürlich nur auf eigene Gefahr. „Giftige Pflanzen haben wir mit deutlichen, roten Warnschildern versehen“, erklärt Cornelia Merkamp. „Der Garten ist ja für jedermann offen, und wir sind nicht immer da. Aber wenn, dann beantworten wir gerne alle entsprechenden Fragen.“ In der Regel ist das jeden Freitag zwischen 15 Uhr und 18 Uhr der Fall. Im Frühjahr und Sommer kann es dabei aber auch schon mal deutlich später werden, denn da kommen oft Besucher, die den Garten nicht nur anschauen wollen, sondern sich für die Bepflanzung ihres eigenen Gartens fachkundige Ratschläge erhoffen. Andere wiederum möchten einfach nur ihr Wissen über Petersilie, Oregano und Co. erweitern oder suchen nach einem bestimmten Kraut, das sie mal ausprobieren wollen. „Einige haben allerdings auch Tipps für uns“, lächelt Cornelia Merkamp. „Darüber freuen wir uns dann besonders.“
Gartenführungen und ein kleiner Kräuterverkauf
Daneben bieten sie und ihr Team zwischen März und Ende Oktober freitags ab 15 Uhr offene Gartenführungen an. Die dauern meist eine halbe Stunde und sind in der Regel kostenfrei. Größere Gruppen zahlen dagegen drei Euro und sollten sich möglichst vorher anmelden. Diese Führungen umfassen auf Wunsch auch die übrigen Gartenanlagen rund um das Kloster. Des Weiteren findet ab Mai an jedem ersten Sonntag im Monat ein kleiner Kräuterverkauf auf dem Gartengelände statt, bei dem die Besucher je nach Jahreszeit für wenig Geld bis zu 20 verschiedene, in Töpfen gepflanzte Küchen- und Teekräuter erstehen können. Wer Glück hat, trifft dabei bisweilen auf einen erstklassigen Hobbykoch und kann zusätzlich zu seinem Einkauf noch ein paar ungewöhnliche Rezeptideen mit nach Hause nehmen.
Besinnung auf die Werte alter Gartenkultur
„Wir möchten mit unserer Arbeit die historische Klostergartenkultur an sich und damit verbunden das Wissen um den Wert der dort angebauten Pflanzen erhalten. Gleichzeitig soll unser Garten aber auch ein Ort der Besinnung auf die Natur und ihre heilsamen Kräfte für Körper und Geist sein“, begründet Cornelia Merkamp ihr eigenes Engagement und das ihrer Kamper Gärtnergruppe.