Das passende Bild für Zuhause – Nimm ein Original mit

Die Krefelder Artothek der GKK leiht zeitgenössische Kunstwerke regionaler Kreativer für den privaten Gebrauch. Manche kommen so auf den Geschmack – Inspiration fürs heimische Wohnzimmer.

Am 5. Dezember 1975 fing alles an. In der Krefelder Gaststätte Möhlendorp steckten Kreative wie der Künstler Paul Kamper und der Glasmaler August Pigulla die Köpfe zusammen. Die beiden Männer sowie als Beisitzer Peter M. Heeser und Klaus-Peter Noever an der Spitze gründeten die „Gemeinschaft Krefelder Künstler e.V.“, kurz GKK. Die Idee war, die Gedanken, Kräfte und Interessen der einzelnen Künstler zu bündeln und sich solidarisch zu aktivieren. Das gab es damals noch nicht in Krefeld.  Man hatte noch kein eigenes Gebäude zum Präsentieren der Kunst – das kam acht Jahre später mit dem Haus St.-Anton-Straße 90, wo sich zuvor eine Buchhandlung und die Familienhilfe befanden. Kein Neubau, sondern ein charmantes Stadthaus mit Patina, in dem urbanes Leben immer schon eine Rolle gespielt hat. Aber man traf sich bereits vor diesem Glücksgriff regelmäßig und fand viele neue Möglichkeiten für Ausstellungen. Die GKK mit ihren aktuell 54 Künstlern ist heute das Who’s Who der niederrheinischen Kunstszene.

Bereits 1975 war der Grundstein gelegt für eine Artothek, die aus der Idee der Gründer folgerichtig hervorgehen musste. „Im Mai 1991 war es dann soweit, die GKK etablierte eine vereinseigene Artothek im ersten Stock des Hauses“, berichtet Edith E. Stefelmanns. Die Kempnerin steht mit Hansjörg Krehl als Vorstandsvorsitzende an der Spitze der Künstlervereinigung, anfangs zusammen mit K.A. Janßen.  Mit dem Kunstgriff einer Artothek war das GKK-Haus damit mehr als ein Museum oder eine Ausstellungs-Räumlichkeit, sondern ein Hot-Spot für Kommunikation und Austausch in Sachen Kunst. Insgesamt ein Konstrukt, das es nicht so häufig gibt in Deutschland.

Artothek made in Krefeld

Artothek made in Krefeld bedeutet: Bis zu sechs Kunstwerke können für drei Monate zu einer Gebühr von 10 € pro Exponat ausgeliehen werden, eine einmalige Verlängerung für weitere drei Monate ist möglich. Der Fundus umfasst ca. 800 Werke von ca. 90 Künstlern der Region. Überwiegend handelt es sich um Bilder, die in den vier gängigen Formaten handgefertigt gerahmt sind. Die Ausstellungsfläche der Artothek beträgt rund 75 Quadratmeter. „In regelmäßigen Abständen werden die Kunstwerke durch neue Arbeiten ersetzt, so dass die Artothek mit der Zeit geht“, sagt Brigitta Heidtmann, die die Artothek seit fünf Jahren führt. Wer sich nach drei Monaten oder einem halben Jahr in ein Werk verliebt, für den stellt die GKK den Kontakt zum Künstler her, so dass ein möglicher Erwerb besprochen werden kann. Eine Win-Win-Situation.

Berührungsängste mit der Kunst abbauen

Der Gedanke, Kunst wie einen Alltagsgegenstand ausleihen zu dürfen und damit zu erden, entspricht der Grundüberzeugung der GKK’ler. So wie das Haus alles andere als ein reiner Musentempel ist, sondern allen Bürgern offen steht und auch mal ein Kind durch die Beine des Referenten krabbeln kann, so transparent wird auch die Artothek gehandhabt. Die Ausleih-Station hat nichts mit Kommerzialisierung zu tun, sondern will das  Schaffen der niederrheinischen Künstler anschaulich machen und in die Wohnzimmer, Restaurants und Kneipen, Praxen und Firmen von Kleve bis Köln und von Duisburg bis Nettetal tragen. Für den Kunstfreund eine gute (und preiswerte) Gelegenheit, neue Künstler und Stilrichtungen kennen zu lernen. Und – ganz demokratisch - Berührungsängste mit der Kunst abbauen, die Kunst in den Alltag tragen. Artotheken gibt es seit 1946, die Idee entstand in den Niederlanden. Erika Janßen, Ehefrau des ersten Vorsitzenden K.A. Janßen, hat die GKK-Artothek von 1991 bis 2015 geleitet. In ganz Deutschland gibt es Ausleihen für Kunst. Aber nicht jede Kunstmetropole verfügt über eine Artothek – Düsseldorf hat beispielsweise keine.

Die Krefelder Artothek, die Mitglied ist im Artothekenverband NRW, ist etwas Besonderes: Sie ist die einzige Artothek, die ausschließlich Originale anbietet. Und  – noch ein Alleinstellungsmerkmal – die einzige privat getragene Artothek, losgelöst von der Stadt. Die Artothek wird allerdings vom Krefelder Kulturbüro gefördert, das Haus ist ebenfalls städtisch. Ein gutes Verhältnis, zu dem beide Seiten beitragen: Die Stadt Krefeld ist von jeher kunstfreundlich. Und die GKK fühlt sich vom Rathaus und dessen kunstgeneigten Bürgermeister Frank Meyer sowie dem Kulturamt mit Dr. Gabriele König wertgeschätzt.

»Die Technik spielt keine Rolle. Aber auf Qualität legen wir großen Wert.«

Das Spektrum der Originale bezieht sich überwiegend auf zeitgenössische Kunst. Neben Bildern hat die Artothek dreidimensionale Objektkästen im Format 30 x 30 Zentimeter im Katalog. Die Bilder sind in verschiedenen Techniken entstanden, zum Beispiel Acryl, Öl, Mischtechniken, Collagen, Zeichnungen, Radierungen. Es gibt auch Drucke und Fotografien. Im begrenzten Rahmen sind auch Installationen und Holzobjekte Bestandteil der Artothek. „Die Technik spielt keine Rolle. Aber auf Qualität legen wir großen Wert“, sagt Edith E. Stefelmanns. Wenn der Vorstand den Eindruck hat, dass ein Künstler die GKK-Bühne nur als Sprungbrett benutzen will, ohne über das entsprechende Format zu verfügen, wird eine solche Anfrage auch schon einmal negativ beschieden. „Wir haben hier einen Kunstschatz, eine ganz besondere Galerie“, sagt Artothek-Leiterin Brigitta Heidtmann. Sie hat die Artothek mit wesentlicher Mitwirkung des Künstlers und früheren Vorstands Martin R. Becker in den vergangenen Jahren ins digitale Zeitalter geführt – die Nutzung ist auch online möglich. Außerdem ist das Depot auf neue Füße gestellt worden. Die Katalogisierung wurde auf ein einheitlich hohes Niveau gebracht. „Dieser Service kommt gut an“, so Brigitta Heidtmann. Entsprechend steigt der Zulauf, was jetzt im Zuge der Corona-Lockerungen auch wichtig ist für den GKK-Kunstverleih. „Natürlich achten wir streng auf die Vorschriften, was Hygiene, Sicherheit und Distanzgebot betrifft“, sagt Brigitta Heidtmann. Maskenpflicht ist selbstverständlich. 

In Pandemie-Zeiten ist beispielsweise die Initiative „Artothek-Kunstwerk des Monats“ sehr gut angekommen, sagt Edith E. Stefelmanns. Seit dem Frühsommer präsentiert die GKK im großen Schaufenster am Stammsitz St.-Anton-Straße ein Werk aus ihrem Fundus. Das jeweilige Kunstwerk, das ebenfalls auf Artothek-Ticket ausgeliehen werden kann, bietet dem Betrachter die Möglichkeit, sich bereits vor dem Eintritt in das Kunsthaus ein Bild zu machen und sich mit der Aussage des Werks auseinander zu setzen.

Ab 2021, so hofft die GKK, kann auch das Kunst-Spektrum öffnen, so dass Ausstellungen wieder möglich werden.  Der Plan, neue Arbeiten in den 30x30-cm-Objektkästen als Ausstellung in den unteren Räumen der GKK – ohne Vernissage – soll nun doch noch in diesem Jahr verwirklicht werden, und zwar vom 9. Oktober bis 13. November 2020. Nachgeholt wird die im Frühjahr abgesagte Kunstaktion „Kulturrucksack“ mit dem Verein Werkhaus e.V.. Das Konzept und die Begleitung dieser Aktion läuft über das GKK-Mitglied Claudia Reich. Info Tel. 02151/801211.  

[Text + Bilder: Axel Küppers | NiederRhein Edition, Ausgabe 02/2020]

Artothek

St.-Anton-Straße 90
47798 Krefeld
Telefon   +49 2151 779037
E-Mail   » artothek-krefeld[at]​gkk-ev.de
Website » www.gkk-ev.de/artothek

Online-Artothek: » www.gkk-ev.de/onlineartothek

Öffnungszeiten der Artothek
montags und donnerstags
jeweils von 16 bis 20 Uhr
sowie nach Vereinbarung;
es empfiehlt sich, vorher in der Artothek anzurufen, um Wartezeiten zu vermeiden.

Anfahrt mit dem ÖPNV
Mit der Straßenbahnlinie 041 Krefeld-Fischeln – Krefeld HBF – St. Tönis bis Haltestelle Westwall/Rathaus.

Anzeige

Regiopartner