Der Friedhof heute: Immaterielles Kulturerbe und Grüne Lunge

Wer mit Friedhof ausschließlich Tod und Stillstand verbindet, der täuscht. Tatsächlich hat sich der Friedhof in den letzten Jahrhunderten stetig gewandelt. Zu parkähnlichen Anlagen, wie wir sie heute vielerorts kennen, entwickelten sie sich allerdings erst durch Napoleons Reformdekret im Jahr 1804. Dadurch wurde die Bestattungsordnung in den von Napoleons verwalteten Gebieten verweltlicht und neugestaltet. Riesige Friedhöfe entstanden außerhalb der Städte.

Die damals neue Reihengrabbestattung sollte dem Gleichheitsgedanken Rechnung tragen und durch eine üppige Bepflanzung wollte man gefährliche Ausdünstungen reduzieren, die angeblich durch die Verwesung entstanden. Waren Friedhöfe zuvor trist, grau und wirkten eher konzeptlos, so verwandelten sie sich nun in Parkanlagen, die nicht nur der letzten Ruhe, der Trauer und der Erinnerung dienten, sondern auch zum Flanieren einluden. Viele Friedhöfe sind heute, über 200 Jahre später, mehr denn je grüne Oasen. Sie dienen nicht nur den Menschen als Rückzugsort und einer Art der Naherholung. Auch zahlreichen Insekten und Tieren bieten sie eine Heimat. Für viele Städte sind Friedhöfe zudem zur grünen Lunge geworden.

„Die Friedhofskultur in Deutschland ist schon etwas ganz Besonderes. Die vielfältigen Rituale und Möglichkeiten der individuellen Trauerverarbeitung – von der Beisetzung über die Gestaltung der Gräber als kleine Gärten der Erinnerung bis hin zur Nutzung als soziale Begegnungsstätte – sind einzigartig. Das hat auch die UNESCO erkannt und 2020 die deutsche Friedhofskultur als immaterielles Kulturerbe aufgenommen”, berichtet Friedhofsgärtnermeister Torsten Stückert. „Außerdem zählen dazu auch das besondere Wissen und die Fertigkeiten im Bereich der Bestattungen, der Landschaftsplanung sowie das Gärtner- und Steinmetzhandwerk. Für unseren Berufszweig gilt es diese Kultur zu erhalten. Aber natürlich müssen auch wir mit der Zeit gehen. Gesellschaftlicher Wandel sowie der Klimawandel gehen eben auch am Friedhof nicht spurlos vorbei.“

Nachhaltigkeit, Biodiversität und Klimaschutz

Nachhaltigkeit, Biodiversität und Klimaschutz sind Themen, die Torsten Stückert und seine Kollegen schon seit Jahren beschäftigen. Hitzeperioden, Stürme, Trockenheit, Überschwemmungen sowie die öffentlich geführten Debatten um Steingärten und Co. und das damit verbundene Arten- bzw. Insektensterben haben nicht nur bei den Profis, sondern auch bei vielen Kunden zu einem Umdenken geführt. Das merke er auch immer wieder in seinen Beratungsgesprächen. Bei aller Individualität und dem Wunsch, dass die Grabgestaltung die Vorlieben der Verstorbenen berücksichtigt bzw. deren Persönlichkeit gerecht wird, so wollen doch viele seiner Kunden durch die Art der Gestaltung und Bepflanzung des Grabs zum Klimaschutz und gegen das Insektensterben beitragen.

Nicht alle Kunden haben schon eine konkrete Vorstellung. Bei der Planung gebe es schließlich einiges zu berücksichtigen wie z.B. die Standortbedingungen sowie die Art und Größe der Grabstätte. „Aber dafür sind wir ja da”, lächelt Torsten Stückert, der sich gerne Zeit nimmt für seine Kunden und noch immer eine Lösung gefunden hat. „Der Grabstein ist in der Regel ein zentraler Punkt auf dem Grab und deshalb ist es für uns wichtig zu wissen, wie dieser aussieht. Wir fragen auch nach Lieblingsfarben und ob der bzw. die Verstorbene Hobbys oder Lieblingspflanzen hatte. Dies und noch viel mehr an Informationen lassen wir in unsere Beratung und Überlegungen einfließen, bevor wir im Anschluss gemeinsam mit den Kunden die Bepflanzung festlegen.”

Foto: FGTS
Foto: Michael Ricks / ricks-photo.com
Foto: FGTS

Mit Blick auf eine nachhaltige Grabbepflanzung seien Staudenpflanzen aktuell sehr gefragt. Es gibt unzählige Arten. Allen gemein ist, dass sie winterhart sind und über viele Jahre neu austreiben und blühen. Sie haben unterschiedliche Wuchshöhen und auch Blütezeiten. Durch die Auswahl und Anordnung der Stauden, gepaart mit Gräsern, weiteren Bodendeckern sowie einem kleinen Beet für die Wechselbepflanzung, finden Insekten, Bienen und Schmetterlinge Nahrung und es bietet sich vom Frühling bis in den Herbst ein grünes und abwechslungsreich blühendes Bild. „Stauden werden im Herbst meist auf etwa 10 cm zurückgeschnitten, dann ist es mit dem Zauber erst einmal vorbei. Damit das Grab in den Wintermonaten nicht so trostlos aussieht, entscheiden sich viele meiner Kunden gerne für eine kunstvoll drapierte Abdeckung mit Tannengrün.”

Kräuter zählen im Übrigen zu den Staudenpflanzen und kommen auch bei der Friedhofsgärtnerei von Torsten Stückert zum Einsatz: „Für die Neugestaltung eines großen Familiengrabs wünschten sich Kunden einen Bauerngarten. Da durften verschiedene Staudenarten und eben auch Kräuter natürlich nicht fehlen. Majoran oder auch Thymian sind z.B. wunderbar duftende Bodendecker und bei Bienen und Schmetterlingen sehr beliebt.“

Auch wenn der Friedhof ein Ort der Erinnerung und Ruhe ist, wo Traditionen und kulturelle Werte hochgehalten werden, so bleibt auch hier die Zeit nicht stehen. Auch er ist im Wandel, wie schon so oft.

Mit einer Vereinbarung zur Dauergrabpflege schon zu Lebzeiten vorsorgen
Die Pflegekosten für eine Dauergrabpflege durch eine Friedhofsgärtnerei wie die von Torsten Stückert richten sich nach der Laufzeit des Vertrages und dem Leistungsumfang. Sie werden in der Regel bei Vertragsabschluss in einer Summe bezahlt; in Ausnahmefällen kann auch in monatlichen Teilbeträgen gezahlt werden. Die Rheinische Treuhandstelle für Dauergrabpflege legt das eingezahlte Kapital sicher an, bezahlt jährlich den Friedhofsgärtner und kontrolliert turnusmäßig die erbrachten Leistungen. So kann man selbst bereits im Vorfeld Details der Grabgestaltung und Grabpflege festlegen und bei entsprechender Vertragsgestaltung können die Hinterbliebenen den Vertrag auch nicht rückgängig machen.

www.friedhofsgaertnerei-stueckert.de

 

Text: Sonja Raimann | Bilder: Michael Ricks, FGTS | NiederRhein Edition, 02/2022

 

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