Die Hansestädte am Niederrhein: Verborgene Juwelen des mittelalterlichen Handels und reizvolle Ausflugsziele

Historischer Marktplatz Xanten mit St. Viktor Dom | CanvaPro/©Borisb17

Die Hanse – ein Begriff, der Bilder von blühenden Handelszentren und wirtschaftlicher Macht im mittelalterlichen Europa heraufbeschwört. Während die großen Hansestädte an der Nord- und Ostseeküste oft im Rampenlicht stehen, spielten auch Städte am Niederrhein eine entscheidende Rolle im Netzwerk der Hanse. Duisburg, Wesel, Emmerich, Neuss, Dinslaken und Kalkar waren einst bedeutende Handelszentren, deren Einfluss auf die Region bis heute spürbar ist. Diese Städte bieten eine faszinierende Kombination aus Geschichte, Kultur und Erholung – perfekt für einen Ausflug entlang des Rheins.

Was war die Hanse?

Die Hanse, ein mächtiger Zusammenschluss von Kaufleuten und Handelsstädten, entstand im 12. Jahrhundert und erreichte im 14. und 15. Jahrhundert ihre Blütezeit. Sie umfasste Städte in ganz Nordeuropa und schuf ein weitreichendes Handelsnetzwerk, das den Austausch von Waren wie Fisch, Getreide, Salz und Tuch ermöglichte. Am Niederrhein profitierten Städte wie Wesel, Emmerich und Kalkar besonders von ihrer Lage an den Handelswegen des Rheins. Auch wenn die Hanse im 17. Jahrhundert durch Kriege und politische Veränderungen in Europa an Einfluss verlor, prägt ihr Erbe bis heute das Stadtbild vieler Orte am Niederrhein.

Duisburg: Historischer Knotenpunkt am Rhein

Duisburg war einer der bedeutendsten Handelsplätze am Niederrhein und trat 1407 offiziell dem Hansebund bei. Die Stadt lag an einer strategischen Kreuzung von Rhein und Ruhr und wurde dadurch zu einem wichtigen Umschlagplatz für Waren wie Salz, Korn und Tuch.

Heute ist der Innenhafen Duisburg eine lebendige Mischung aus Geschichte und Moderne. Wo einst Handelsgüter verschifft wurden, befinden sich heute Museen, Restaurants und eine Marina. Wer mehr über das Leben am großen Strom, die Binnenschifffahrt, Umschlag und Handel erfahren möchte, sollte das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt  besuchen. Hier wird die Bedeutung der Rheinschifffahrt lebendig, und man kann nachvollziehen, wie Duisburgs wirtschaftliche Macht entstand

Wesel: Der einflussreiche Handelsplatz am Rhein

Wesel war einer der einflussreichsten Handelsplätze am Niederrhein. Die Stadt blühte besonders durch den Handel mit Tuch, Salz und Wein auf und war ein wichtiger Knotenpunkt im Netzwerk der Hanse. Im Mittelalter war Wesel auch politisch von Bedeutung, da ihre Kaufleute aktiv am Abschluss von Handelsverträgen beteiligt waren.

Heute zeugt die imposante Weseler Zitadelle von der Geschichte der Stadt. Im Hanseforum im Berliner Tor erfährt man mehr über die alten Handelswege und die typischen Güter, die in Wesel gehandelt wurden. Ein besonderes Erlebnis bietet das Hanseband in der Innenstadt – ein kunstvoll gestaltetes Steinband, das die historischen Hansestädte verzeichnet und die Geschichte der Hanse auf kreative Weise erlebbar macht. Zusammen mit WeselMarketing bietet die Hanse-Gilde Wesel historische Stadtführungen an.

Hanse-Gilde Wesel e.V. WeselMarketing


Emmerich am Rhein: Der maritime Umschlagplatz

Emmerich profitierte besonders von seiner Lage direkt am Rhein und war ein bedeutender Hafen für den Hansehandel. Vor allem der Getreidehandel trug zum Wohlstand der Stadt bei, die Waren wurden über den Rhein in alle Richtungen transportiert.

Heute lädt die malerische Rheinpromenade in Emmerich zu entspannten Spaziergängen mit Blick auf den Fluss ein. Die Stadt setzt auf eine lebendige Erinnerungskultur, wie das Rheinmuseum Emmerich und das große Hansegemälde an der Straße Steintor* beweisen, die das Erbe der Hanse auf auch kreative Weise zeigen. Eines der neuesten Wandgemälde ist interaktiv gestaltet – durch Scannen eines QR-Codes erwachen digitale Elemente zum Leben und vermitteln ein modernes Bild der Hansezeit.

Xanten: Pilgerstadt und kultureller Knotenpunkt

Xanten, bekannt für seinen imposanten St. Viktor Dom, die Sage der Nibelungen und seine römischen Wurzeln, war im Mittelalter nicht nur Pilgerziel, sondern auch ein wichtiges Handelszentrum. Obwohl Xanten kein Vollmitglied der Hanse war, unterhielt die Stadt enge Handelsbeziehungen mit den umliegenden Hansestädten und profitierte von den wirtschaftlichen Aktivitäten der Region.

Heute bietet Xanten eine charmante Altstadt, die zum Verweilen einlädt. Der Besuch im Archäologischen Park Xanten, einem der größten Freilichtmuseen Deutschlands, führt tief in die Geschichte zurück. Hier lässt sich nicht nur das römische Erbe der Stadt erkunden, sondern auch die mittelalterliche Handelsgeschichte. Nach einem Spaziergang durch die Stadt lädt eines der traditionellen Cafés dazu ein, das Flair der historischen Umgebung zu genießen.

Kalkar: Historischer Handelsplatz mit gotischem Erbe

Kalkar trat im 14. Jahrhundert dem Hansebund bei und entwickelte sich rasch zu einem bedeutenden Handelszentrum für Getreide, Holz und Tuch. Die Stadt florierte dank ihrer Handelsverbindungen zu den anderen Hansestädten und war ein wichtiger Knotenpunkt in der Region.

Ein besonderes Wahrzeichen der Stadt ist die St. Nicolai-Kirche, deren beeindruckender Innenraum und Kunstwerke noch heute von Kalkars Wohlstand in der Hansezeit zeugen. Das gotische Rathaus und die gut erhaltenen historischen Gebäude laden zu einem Spaziergang durch die Stadt ein, bei dem man die mittelalterliche Atmosphäre hautnah erleben kann. Besonders sehenswert ist das im Jahr 2022 entstandene Hansegemälde*, das das wirtschaftliche und kulturelle Erbe der Stadt auf kreative Weise in Szene setzt.

Neuss: Eine der ältesten Städte Deutschlands

Neuss, eine der ältesten Städte Deutschlands, war ein bedeutender Umschlagplatz für den Rheinhandel und unterhielt enge Handelsbeziehungen zu den Hansestädten. Zwar war Neuss kein Vollmitglied der Hanse, doch die Stadt profitierte von den florierenden Handelsrouten und dem regen Austausch mit den Hansestädten im Norden.

Heute können Besucher im Quirinus-Münster, einem der bedeutendsten romanischen Bauwerke am Niederrhein, die lange Geschichte der Stadt nacherleben. Das Clemens-Sels-Museum gibt darüber hinaus einen umfassenden Einblick in die römische und mittelalterliche Vergangenheit von Neuss. Wer noch mehr Mittelalter live erleben will, der macht von Neuss einen Abstecher nach Zons. Die ehemalige Zollfeste liegt bei Dormagen im Rhein-Kreis Neuss, fast genau in der Mitte zwischen Düsseldorf und Köln. Zons am Rhein ist eine der wenigen derart einzigartig erhaltenen mittelalterlichen Städte mit einer sehr gut erhaltenen Befestigungsanlage aus dem 14. Jahrhundert, und wird deswegen häufig das Rothenburg des Rheinlands genannt. Vis-á-vis, auf der anderen Rheinseite befindet sich das Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe, ein typisches Stück alter niederrheinischer Kulturlandschaft, wo Kopfweiden, Obstbäume und wertvolle Feuchtwiesen vorkommen.

Dinslaken: Handelsstadt im Grünen

Dinslaken spielte im Mittelalter eine wichtige Rolle im regionalen Handel der Hanse. Besonders der Getreide- und Salzhandel machte die Stadt zu einem wichtigen Umschlagplatz am Niederrhein.

Heute lädt die gut erhaltene Burg Dinslaken zu einem Besuch ein. Die historische Altstadt mit ihrem Marktplatz und den engen Gassen bietet ein charmantes Ambiente für einen entspannten Spaziergang. Naturfreunde können den Rotbachwanderweg entlangwandern, der durch die malerische Landschaft führt und die Region rund um Dinslaken erkunden lässt.

Eine Radtour den Spuren der Hanse: Der Hanseradweg

Wer die Hansestädte am Niederrhein auf aktive Weise erkunden möchte, kann dies auf dem Hanseradweg tun. Diese 450 Kilometer lange Strecke verbindet historische Städte und führt durch einige der schönsten Landschaften der Region. Startet eure Reise in Neuss und folgt dem Rhein flussabwärts durch Städte wie Emmerich, Kalkar und Wesel, um die Hansegeschichte hautnah zu erleben.

Fazit: Auf den Spuren der Hanse – eine Reise durch Geschichte und Gegenwart

Die Hansestädte am Niederrhein bieten eine spannende Mischung aus Geschichte, Kultur und Natur. Ob beim Stadtbummel in Duisburg, einer Radtour entlang des Rheins oder einem Besuch in den beeindruckenden Museen – die Region lädt dazu ein, das Erbe der Hanse zu entdecken und die Schönheit des Niederrheins zu genießen.

* Hintergrund Hasegemälde: Gemeinsam mit den Partnerstädten der Rheinischen Hanse beteiligt sich Emmerich am Rhein an einem INTERREG-Projekt zur grenzübergreifenden Zusammenarbeit von 14 deutschen und niederländischen Hansestädten. Das Projekt „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Hansestädte – damals und heute“ zielt darauf ab, die Erfahrungen der Hanse durch grenzüberschreitende Kooperationen zu fördern und weiter zu entwickeln. Die Wandmalereien sind ein Projekt von Hanzesteden Marketing in Zusammenarbeit mit Niederrhein Tourismus, Toerisme Veluwe Arnhem Nijmegen und dem Netherlands Bureau for Tourism & Congresses. Im Rahmen dieses Projektes wurden bereits zahlreiche größere und kleinere Projekte realisiert, wie z.B. auch der Hanse-Radweg. Der neue Hanseradweg ermöglicht das Radfahren entlang der Hansestädte, inklusive einem zusätzlichen interaktivem Erlebnis. Dies ist nun mit dem grenzüberschreitenden Radweg und den Wandmalereien, in denen Augmented Reality angewendet wird, möglich. Augmented Reality ist die virtuelle Erweiterung der Realität um dreidimensional-registrierte und in Echtzeit-interaktive Elemente, die durch das Einscannen von QR-Codes auf den Wandmalereien möglich wird.

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