Jetzt geht es zum Kloster Kamp mit seiner wunderschönen Grünanlage. Dort haben Yvonne Korosec und Markus Willicks an einem heißen Sommertag im Jahr 1992 ihre Hochzeit gefeiert. Auch die Hochzeitsfotos sind hier entstanden. „Heute sieht der Terrassengarten sogar noch ein bisschen schöner aus“, meint Yvonne Willicks und erinnert an ein geflügeltes Wort, das seinen Ursprung genau hier hat: „Wenn man mal Mist gebaut hatte, sagten die Eltern: ‚Pass mal auf, Du kriegst gleich den Segen von Kloster Kamp‘“. Ursprünglich bezeichnet dieses Sprichwort das Donnerwetter, das über die Pächter hereinbrach, wenn sie den Pachtzins schuldig blieben. So berichtet Mathias Dicks in „Die Abtei Camp am Niederrhein“, das Ende des 13. Jahrhunderts Papst Nikolaus IV. auf Bitten von Abt Giselbert anordnete, die säumigen Zahler notfalls durch kirchliche Strafen zur Zahlung zu zwingen.
Während wir über den Segen von Kloster Kamp philosophieren, sehen wir im Augenwinkel, wie eine Besuchergruppe Yvonne Willicks mustert. Eine Dame fragt: „Sind Sie es?“ Und eine andere bedankt sich „für die tollen Tipps zum Einkaufen“. Leider hat die beliebte Moderatorin keine Autogrammkarten dabei, lässt sich aber gerne mit der Reisegruppe aus Köln-Wesseling fotografieren. Ihre offene Art kommt an. So sind sie eben, die Niederrheiner, die zwischen Kirchturm und Förderturm groß geworden sind.
„Ich werde niemals vergessen, wo ich herkomme. Das ist der Schatz meiner Jugend, aus dem ich bis heute schöpfen kann“, unterstreicht Yvonne Willicks und betont einmal mehr ihre Verbundenheit zur Stadt und der Bergbauregion: „Es ist dieses Kumpelige, dass die Menschen hier auszeichnet. Man kann sich aufeinander verlassen. Gerade das war ja unter Tage eminent wichtig – und das ist auch eine meiner Grundeigenschaften: Mein Wort gilt und wird nicht gebrochen.“
»Der Umzug vom Niederrhein nach Hamburg war der größte Umbruch in meinem Leben – inklusive zehn Jahre schlimmes Heimweh.«
Ein bisschen Wehmut schwingt bei diesen Worten mit. Und auch einen Hauch von Heimweh spüren wir in diesem Moment bei der Frau, die vor über 20 Jahren ihre Heimat gen Norden verließ. Yvonne Willicks vermisst bei den Hamburgern „am meisten die Fähigkeit, Smalltalk zu halten, ohne dass man gleich für ein ganzes Leben befreundet sein muss. Die Menschen dort sind ganz, ganz anders. Vier Jahre lang bin ich regelmäßig in denselben Supermarkt gegangen, und die Leute kannten mich trotzdem nicht. Die Folge war mindestens zehn Jahre lang schlimmes Heimweh. Der Umzug vom Niederrhein nach Hamburg war definitiv der größte Umbruch meines Lebens.“
Wenn Yvonne Willicks nach Kamp-Lintfort kommt, denkt sie an das Bodenständige des Ruhrgebiets und die von Hanns Dieter Hüsch so oft propagierte leichte Schwermütigkeit der Niederrheiner, allerdings verbunden mit einem ungebrochenen Optimismus: „Der Niederrheiner weiß zu allem wat zu sagen. So isset ja bei mir auch“, schmunzelt sie im leichten Slang ihrer Heimat. In Kamp-Lintfort hat Yvonne Willicks beide Mentalitäten verinnerlicht, denn die Stadt liegt genau zwischen dem Niederrhein und dem Ruhrpott.
»Meine Lieblingsgerichte waren ‚Bohnen untereinander‘ und ‚Hühnerfrikassee mit Reis‘.«
Vom Kloster Kamp geht es jetzt zum Marktplatz – möglicherweise war der Wochenmarkt sogar die Quelle ihrer Begeisterung für hauswirtschaftliche Themen. Yvonne Willicks erinnert sich an den samstäglichen Gang „einmal übern Markt“, den Klatsch und Tratsch mit Marktleuten und anderen Bekannten und vor allem an den Anblick der frischen Lebensmittel, die sie schon in ihrer Kindheit fasziniert haben: „Meine Mutter hat zuhause immer frisch gekocht – mittags für uns Kinder und abends nochmal für unseren Vater, der von der Zeche kam. Meine Lieblingsgerichte waren Bohnen untereinander und Hühnerfrikassee mit Reis. Spargel kannten wir damals nicht.“ Das Lieblingsgericht ihrer eigenen Kinder ist übrigens „Ching mit Chung“. Was Chinesisch klingt, ist ein klassisches „Reste-Essen“. Yvonne Willicks erklärt: „Dafür hole ich alles aus dem Kühlschrank heraus, was übrig ist und kreiere daraus ein individuelles Gericht. Das ist einmalig und nicht wiederholbar.“
»Es gibt keine Hausarbeit, die ich nicht gern mache. Voraussetzung ist allerdings gutes Handwerkszeug.«
Man spürt, hier steht eine Haushaltsexpertin vor uns, die immer eine Idee hat und begeisterungsfähig ist für jede Art von Hausarbeit. Stimmt das wirklich? „Ich fand Putzen immer gut, denn man hat einen Effekt. Eigentlich gibt es nichts, was ich nicht gerne mache, denn ich weiß bei allen Arbeiten, wie ich sie schnell und effektiv erledigen kann. Vor allem habe ich das richtige Handwerkszeug: ein vernünftiges Bügeleisen und ein zweckmäßiges Wischsystem. Und Aufräumen liebe ich! Das gelingt übrigens am allerbesten, wenn ich wütend bin, was meine Familie auch extrem ausnutzt und mich manchmal so lange trietzt, bis der Keller aufgeräumt ist. Eine zeitlang habe ich allerdings nicht gerne die Spülmaschine ausgeräumt. Doch dann habe ich mal die Zeit gemessen, die ich dafür benötige: zweieinhalb Minuten! Da hat das Gestöhne darüber, dass ich das machen muss, mehr Zeit gekostet.“ Einen Tick hat Yvonne Willicks auch noch. Sie sortiert alles nach Farben: Bücher, Apps, Kleidung. Dazu sagte sie: „Dann weiß ich auch, dass ich keine schwarze Hose mehr brauche, weil schon zehn im Schrank hängen. Ich brauche diese optische Grundordnung, denn ich bin eigentlich ein ,durcheinanderer‘ Typ. Als Kind war ich oft ungeduldig und hab überall dran rumgefummelt.“
Und wie hat der „WDR Haushaltscheck“ die eigene Hausarbeit verändert?
„Indem ich auf Nachhaltigkeit achte. Im Haushaltscheck haben wir ja Themen wie Schadstoffe, vernünftiges Einkaufen, fairen Handel. Das habe ich mir auch zu eigen gemacht. Und so kam es, dass ich bei einem meiner letzten Termine etwas pampig wurde und gefragt habe, warum es den Kaffee aus Plastikbechern gab. Das ist ja überhaupt nicht mehr zeitgemäß“, ergänzt Yvonne Willicks.
Zum Schluss hat Yvonnne Willicks noch diesen Tipp: „Viele Leute haben Probleme mit müffelnder Wäsche. Das liegt daran, dass nur mit Flüssigwaschmittel und bei niedriger Temperatur gewaschen wird. Ich rate: Waschmittelschublade saubermachen und einmal mit einem Vollwaschmittel bei 60 Grad waschen. Dann ist das Problem gelöst.“
Liebe Yvonne Willicks, wir danken Ihnen, für diesen Tipp und einen unterhaltsamen Rundgang zu den Wurzeln Ihrer Kindheit!
Auf Wikipedia wird Yvonne Willicks unter der Rubrik „Söhne und Töchter der Stadt“ geführt. „Das wusste ich bisher gar nicht“, sagt sie verwundert und schiebt hinterher: „Ich google meinen Namen nicht jede Woche.“ Was sie aus Wikipedia auch jetzt erst erfahren hat, ist, dass sie dort zusammen mit Steffen Brückner, dem Gitarristen des deutschen Folk-Duos „Mrs. Greenbird“ (Siegerband „X-Faktor“ 2012) und RAF-Terroristin Brigitte Asdonk genannt wird. Diese war an der gewaltsamen Befreiung von Andreas Baader 1970 aus der Haft in Berlin beteiligt. „Mein Mutter hat uns damals von der Terroristin nichts erzählt, um uns nicht zu beunruhigen. Aber ich erinnere mich noch gut an die Fahndungsplakate, die überall hingen: in der Post, im Schwimmbad. Da hatte ich schon Angst“, erzählt Yvonne Willicks.