#Gartenliebe | MICRO ODER MACRO? EGAL, HAUPTSACHE GÄRTNERN!

#Gartenliebe – NiederRhein Edition. Foto: Sonja Raimann

Der Trend, sich sein eigenes kleines grünes Refugium zu schaffen und das eigene Gemüse, Obst, Salate oder Kräuter anzubauen ist nicht neu, hat aber in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Insbesondere während der Lockdowns in der Pandemie haben viele von uns ihren mehr oder weniger grünen Daumen entdeckt – und ja, ich auch.

Was mit einer spontanen Idee und ebenso spontan im Baummarkt gekauften Pflänzchen (6 x Tomaten, 12 x Kohlrabi, 6 x Fenchel, 12 x Salat) plus diverse Samen inklusive diverser Pflanzgefäßen (teils umfunktionierter Eimer und Co. sowie vier Apfelkisten aus dem Alten Land) begann, führte recht rasch zu gleich mehreren Erkenntnissen und Lernerfahrungen: 

„Huch, die Pflänzchen werden aber groß!” – Also merke: Angaben zu Platzbedarf und Abstand werden nicht ohne Grund angegeben.

Oder: Freue dich, dass so viele Schmetterlinge im Garten tanzen, aber wundere dich bitte nicht, wenn die eben noch so schön wachsenden Rosenkohlpflänzchen, der Weißkohl und der Brokkoli plötzlich von den kleinen grünen Schmetterlingsraupen an- oder gar ganz weggefressen sind. Mit Netzen hättest du sie schützen können! (Von Schnecken will ich hier jetzt gar nicht erst anfangen.)

Und ja, es ist wie bei uns Menschen: Es gibt gute und schlechte Nachbarn. Überlege also genau, wen du nebeneinandersetzt!

Diese Liste könnte ich ohne Ende fortsetzen. Man lernt halt einfach nicht aus, muss sich kümmern und es gibt ständig was zu tun. Aber es macht einfach eine riesige Freude zuzusehen, wie die Pflänzchen wachsen, gedeihen und „Früchte“ tragen. Und wenn man weiß, wieviel Energie, Aufmerksamkeit und Arbeit dahintersteckt, weiß man den Wert von Paprika, Gurken, Tomaten und Co., die wir oft genug wie selbstverständlich in den Einkaufswagen legen, noch einmal mehr zu schätzen.

HYDROPONIC – INDOOR-GÄRTNERN

Heute, nach drei Saisons, in denen die Nutzfläche unseres kleinen Gartens sukzessiv umfunktioniert und um zwei Hochbeete, acht weitere Apfelkisten, ein Tomatenfoliengewächshaus und diverse Pflanzsäcke „erweitert“ wurde – und der Mann schon Sorge um sein Rasenstück bekundet hat, nur weil ich anmerkte, die Fläche könnte ein perfekter Acker sein – kann ich die nunmehr vierte Gartensaison kaum erwarten.

Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber während der Wintermonate fehlt mir tatsächlich was! Ich habe mir also mal angesehen, was man denn so in Sachen „Indoor-Gardening“ machen könnte. Zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass ich mit dieser (liebevoll gemeinten) „lockeren Schraube“ scheinbar nicht allein bin. Es gibt unglaublich viel Equipment: Indoor-Gewächshäuser, die aussehen wie faltbare Camping-Kleiderschränke, Pflanzenlampen mit UV-Licht und es gibt sogar Menschen, die haben sich, auf Basis eines Hydroponic-Systems, in Haus oder Wohnung eine kleine Anbaufläche geschaffen, so dass sie, Jahreszeiten unabhängig, ihren eigenen Salat oder ähnliches ziehen und ernten können. Verrückt? Vielleicht, ein bisschen, aber eigentlich auch nicht.

Hydroponic ist eine Art des Pflanzenanbaus bzw. Gartenbaus ohne Erde. In einem hydroponischen System wachsen die Pflanzen in Wasser, das mit Nährstoffen angereichert ist und die Pflanzen so optimal versorgt. Für den hydroponischen Anbau gibt es passive und aktive Systeme. Sie unterscheiden sich in Aufbau, Komplexität und Effizienz. Passive Systeme sind einfach, da sie meist ohne Strom, Pumpen oder andere technische Mittel auskommen. Aktive Systeme sind komplexer im Aufbau, benötigen Strom, sind aber auch wesentlich effektiver. Für den hydroponischen Anbau eignen sich fast alle Pflanzen wie Kräuter, Salate und Gemüse, Beeren, aber auch essbare Blüten und Blumen. Selbst der Anbau von Knollengemüse ist möglich.

Ich finde das superspannend und würde es liebend gern ausprobieren. Doch an dieser Stelle hat der Göttergatte, trotz seiner sonstigen „Happy wife, happy life”-Einstellung fürs Erste sein Veto eingelegt: „Geht’s nicht auch `ne Nummer kleiner?“

Kleiner? Okay. Dann halt Microgreens. Hört sich nicht nur klein an – sie sind es auch.

Wie so oft handelt es sich hierbei um einen Trend, der aus den USA zu uns rüber geschwappt ist. Wobei das Thema so neu nun auch nicht ist und Microgreens keine Unbekannten sind. Der Berühmteste aller Microgreens-Vertreter dürfte auch hierzulande die Kresse sein und die haben wohl die meisten von uns schon einmal angepflanzt. Microgreens gelten als Blattgemüse, obwohl es sich um Keimlinge unterschiedlicher Gemüsesorten und Kräuterarten, wie beispielsweise Erbsen, Brokkoli, Rettich, Petersilie etc. handelt. Als Microgreens tabu sind allerdings Nachtschattengewächse, wie Tomate, Aubergine oder Kartoffel. Ihr Blattgrün enthält Solanin, was für uns Menschen giftig ist.

MICROGREENS: Das neue Superfood?

Es heißt, Microgreens seien das neue Superfood. Nun gut, wenn man es ins richtige Verhältnis setzt, dann mag da auch was dran sein. Tatsache ist jedenfalls, dass viele Microgreens eine höhere Nährstoffdichte als die ausgewachsene Pflanze aufweisen und als Vitaminbomben gelten. Allerdings müsste man dafür wahrscheinlich auch eine enorme Menge an Microgreens verzehren. Als Ersatz für eine ausgewogene Ernährung mit „normalem“ Gemüse sind sie also nicht zu verstehen. Als das kleine vitaminreiche „Extra-Sahnehäubchen“ im Salat, auf der Stulle oder im Smoothie sind Microgreens aber durchaus eine feine Sache.

Das meiste, was man für den Anbau benötigt, findet sich in jedem Haushalt: eine alte Auflaufform, eine flache Schale, ein Untertopf oder die Plastikschale in der zuvor Pilze oder anderes Obst und Gemüse verpackt war. Wer nicht mit Erde arbeiten möchte, der kann Kokos-Pflanzmatten oder schlicht mehrere Lagen Küchenpapier benutzen. Zur Anzucht können die herkömmlichen Samen für den Garten verwendet werden. Es gibt aber auch bereits fertige Microgreens-Samen, die in größeren Mengen und im Verhältnis günstiger angeboten werden. Sie sind in diversen Onlineshops erhältlich, aber auch im Sortiment einiger Gartencenter und Baumärkte zu finden. Die meisten Microgreens können schon nach 7-21 Tagen, stets nach Bedarf, geerntet werden und ihr Platzbedürfniss ist überschaubar: Eine sonnige Fensterbank ist völlig ausreichend. Ich glaube, das dürfte auch dem Gatten gefallen.

Wer mehr über Hydroponic-Systeme und die Möglichkeiten oder eben über Microgreens erfahren möchte, der findet im Internet jede Menge Informationen, Tipps und Tricks. Zum Beispiel auf www.hydroponic-urban-gardening.com
Auf www.plantura.garden finden sich ebenfalls viele Informationen sowie reich bebilderte Anleitungen zum Thema Microgreens. Lasst euch inspirieren!

 

Text: Sonja Raimann | Bilder: Sonja Raimann, privat  | Microgreens: Artusfoto/Adobe Stock, New Africa/Adobe Stock

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