Text: Petra Verhasselt | Bilder: Michael Ricks, Karsten Breidenbroich | NiederRhein Edition, Ausgabe 02/2019
Die Keimzelle von MalKarstens Kunst ist die dritte Etage eines mehrgeschossigen Altbaus in der Düsseldorfer Innenstadt. Ursprünglich war das Gebäude mit dem idyllischen Hinterhof und einer Halle als Atelierhaus für Meisterschüler der Kunstakademie gedacht. Doch das Konzept eines intensiven Austauschs war nur von kurzer Dauer, weil sich die Künstler nach nur zwei Jahren untereinander nicht mehr grün waren und gelber Neid aufstieg. Von anfänglich vier künstlerisch genutzten Etagen sind heute nur noch zwei „bespielt“. Karsten Breidenbroich bewohnt – man sollte besser sagen, „bemalt“ – vier Ateliers auf 135 Quadratmetern. Sein Nachbar unter ihm ist ein ehemaliger enger Mitarbeiter des berühmten Düsseldorfer Künstlers Jörg Immendorff. Die übrigen Wohnungen sind an Privatleute vermietet.
Karsten, der nichts um „moderne“ Techniken wie E-Mail und WhatsApp gibt, schreibt kurz vor unserer Ankunft eine SMS: „Hi, Petra, meine Klingel ist defekt. Wenn ihr da seid, ruf mich doch bitte kurz an.“ Künstlerhaushalt? Ja, aber was für einer! Unten an der Haustüre empfängt uns Karsten Breidenbroich mit großer Empathie und sympathisch-ironischem Witz. Es wird eine Freude, ihn in den kommenden zwei Stunden näher kennenzulernen.
»Willkommen in Mittelerde«
Der 47-Jährige trägt einen knallbunt bemalten Anzug und ebenso bunte Schuhe. Er ist eben MalKarsten, und da fängt er folglich bei sich selbst an. Genau das ist auch der Schlüssel zu seinem internationalen Erfolg, gepaart mit ein bisschen Glück. „Willkommen in Mittelerde!“ Mit diesem Hinweis auf Tolkiens fantastische Welt öffnet Karsten die Tür zu seinem Reich – und er hat nicht untertrieben. Just in dem Moment, als wir über die die Schwelle treten, tauchen wir ein in eine Welt voller Licht und Farben, künstlerischer Energie und menschlicher Wärme. Wir sehen Räume voller Kunst: rund 60 großformatige Werke, darunter Auftragsproduktionen hinter einem Leinenvorhang im langen, schmalen Flur sowie fertige und halbfertige Bilder in den übrigen Zimmern. Naturtalent und Autodidakt Karsten Breidenbroich, der an der Düsseldorfer Fachhochschule zunächst Betriebswirtschaft und später Innenarchitektur studiert hat und in diesem Beruf auch sechs Jahre tätig war, malt, seit er 17 ist.