Stückert (46) und Messing (22) trennen 25 Jahre Lebenserfahrung. Was sie verbindet, ist die Liebe zum Detail und das Maß der Durchdringung, mit der sie Tiefe und Qualität in ihre Arbeit bringen. Eine Begegnung mit zwei ganz eigenen Köpfen.
„Es lebe der Friedhof“, ruft Torsten Stückert jedem Besucher fröhlich zu, der ihn auf der Parzelle 12 der LaGa besucht. Dort geht es um Grabbepflanzung und Grabmale. Stückert hat hier das eine oder andere Grab selbst bepflanzt, steht aber auch mit den anderen Friedhofsgärtnern im Austausch, um auch deren Idee eines attraktiven und nachhaltig bepflanzten Grabs zu kommunizieren. Keine Frage, der Neukirchen-Vluyner kennt sich aus. Seit 22 Jahren selbstständig und mit Personalverantwortung über ein sechsköpfiges Team inklusive Azubi, betreut der Gärtner rund 900 Gräber in Neukirchen-Vluyn und Umgebung. Zwei Dutzend Friedhöfe am Niederrhein sind sein zweites Zuhause.
Klar, dass die LaGa ihn magisch anzieht und es für ihn selbstverständlich ist, dass er hier Flagge zeigt. „Das ist wie eine Fortbildungsmaßnahme für mich.“ Seit fast 20 Jahren bringt sich Torsten Stückert bei vergleichbaren Leistungsschauen ein. Hier kann er sein kreatives und handwerkliches Können unter Beweis stellen. Sich inspirieren lassen und weiterentwickeln. Sein erster Aufschlag war anno 2001 die Bundesgartenschau in Potsdam. Es folgten beispielsweise die Internationale Garten-Ausstellung in Rostock und die Bundesgartenschau 2005 in München. Fast immer verlässt der Neukirchen-Vluyner die Gestaltungsflächen mit Edelmetall im Reisekoffer. Gold holte er zuletzt noch 2019 auf der Bundesgartenschau in Heilbronn. Seine Art der Herangehensweise überzeugen die Jurys dieser grünen Welt. Doch es geht ihm weniger um Gold, Silber oder Bronze. Torsten Stückert sieht es sportlich und liebt den Kontakt zu den Besuchern, die ihm ein ehrliches Feedback seiner Arbeit geben. Aber auch der Austausch mit den Kollegen seiner Zunft ist ihm wichtig. „Man muss schon ein wenig verrückt sein, um an solchen Schauen regelmäßig teilzunehmen“, sagt er.
Betrachtet man mit Torsten Stückert zusammen die Grabflächen, die er in Kamp-Lintfort gestaltet hat, so fällt auf, dass er gärtnerische Akkuratesse mit kreativer Natürlichkeit verbindet. Auf der LaGa zeigt der 46-Jährige eine Urnengrabfläche sowie ein einstelliges und ein dreistelliges Wahlgrab. Alle drei Gräber dokumentieren seine Handschrift. Berg und Tal, Solitäre und dichter Bewuchs, Wasserläufe, aber auch lineare Strukturen wechseln sich ab. Anmut, gepflegte Wildheit und bewusst gebrochene Symmetrie kommen zum Ausdruck. Goldulme, Buchs, Riemenblüte, Euonymus und Knollenbegonien erkennt der bewanderte Hobbygärtner. Insgesamt ein Mix, der moderne Friedhofsgärten in Reinkultur zeigt. Das gefällt dem Auge des Betrachters. „Ich bin ein Ruhestätten-Oberflächendesigner“, sagt Torsten Stückert in seiner humorigen Art. Gerne gibt er zu, dass er stilistisch auch mal gegen den Strom schwimmt und Neues ausprobiert. „Ich bin halt ein Eigenbrötler.“