Im Gespräch mit Jeyaratnam Caniceus

Jeyaratnam Caniceus macht sich stark für Sankt Martin und das Brauchtum am Niederrhein. Foto: Axel Küppers

von Axel Küppers | NiederRhein Edition, Ausgabe 02/2019

 

Herr Caniceus, Sie sind Tamile christlichen Glaubens. Warum heben Sie den barmherzigen Samariter St. Martin auf den Schild?

St. Martin war ein barmherziger Samariter. Seine Einstellung war vorbildlich, er liebte die Menschen, hat mit dem armen Mann den Mantel geteilt. Diese Idee unterstütze ich aus vollem Herzen. Da ich aus einem anderen Kulturkreis komme, habe ich vielleicht einen unverstellten Blick auf St. Martin und kann dessen außerordentlich positives Wirken über Generationen hinweg gut einschätzen. Außerdem ist St. Martin in meiner heutigen Heimatstadt Kempen der höchstgeehrte Heilige. Wenn ich mit meinen Kindern die Fackel durch die Altstadt getragen habe, hat stets mein Herz höhergeschlagen. Ich bin jetzt auch als Martinssammler in Kempen unterwegs, damit die Martinstüte weiterhin mit süßen und gesunden Gaben gefüllt ist.

So wie Sie denken viele Niederrheiner. Aber es ist noch nie jemand auf die Idee gekommen, das zum offiziellen Kulturerbe vorzuschlagen…

Ich hatte in den letzten Jahren den Eindruck, dass das St. Martins-Brauchtum verwässert. Ich möchte den Stellenwert wieder betonen und beziehe mich ausdrücklich auf das Original: den heiligen Martin von Tours, der als römischer Soldat segensreich wirkte.

Wann haben Sie Ihr Ziel erreicht?

Die Urkunde „Kulturerbe NRW“ ist für uns noch nicht Ende der Fahnenstange: Wir wollen St. Martin als bundesweites und später auch als Kulturerbe der Menschheit deklarieren.

Glauben Sie, dass Ihre Initiative Früchte trägt?

Bevor die Beurkundung erfolgte, sind wir viel über die Dörfer gezogen und haben bei den Martinsvereinen vorgesprochen. Die Unterstützung war überall groß. Den Vereinen ist es ein Anliegen, dass die Menschen den ursprünglichen St. Martin wiederentdecken. Unsere Lobbyarbeit, wenn Sie so wollen, wird also breit getragen.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Wir suchen weiterhin den Kontakt zu den Vereinen. Obwohl St. Martin bereits seit 150 Jahren durch die Region zwischen Rhein, Maas und dem Eifelvorland reitet, gibt es noch immer keinen Dachverband. Höchste Zeit also! Dadurch würde aus einer privaten Initiative eine Kampagne mit Signalwirkung. Und wir sind dabei, St. Martin europaweit zu vernetzen.

Was machen Sie am 10. November dieses Jahres?

Ich bin an jedem 10. November – egal welchen Jahres – in der Kempener Altstadt und genieße mit vielen tausend Menschen einen der schönsten St. Martinszüge am Niederrhein.

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