Zu einer gefühlsbetonten wie frechen ›Feier des Lebens‹ lädt die Oper Köln zum Ende der Saison 2020.21 ein. Im Rahmen des Festjahres »321 - 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« wird im Juni 2021 »Mazeltov, Rachel’e«, eine musikalische Farce von Regisseur und Autor Christian von Götz, uraufgeführt. Die musikalische Leitung des Gürzenich-Orchesters hat Dirigent Rainer Mühlbach inne.
Mazeltov, Rachel’e
Die Spielhandlung präsentiert sich überbordend: In der Nacht des Pessach-Festes erscheinen der in Köln-Mülheim ansässigen Sängerin Lea die Geister ihrer weiblichen Ahnen und weiterer Persönlichkeiten des jüdischen Lebens der vergangenen Jahrhunderte. Bei den sich dabei entwickelnden Begegnungen und Auseinandersetzungen geht es schon bald im weitesten Sinne um Fragen der kulturellen Tradition, des Herkommens und des sich ›Neu-Verortens‹.
Die Partien dieser Produktion werden von Sänger*innen des Ensembles der Oper Köln und des Internationalen Opernstudios der Oper Köln besetzt: Die Rolle der Sängerin Lea übernimmt Dalia Schaechter. Matthias Hoffmann gibt den Impresario, Komponisten und „wundersamen Zauberer“ Abraham Goldfaden. Der australische Tenor John Heuzenroeder übernimmt die Partie des Leyser Janowski und des Geigers. Stefan Hadži?, seit 2019.20 Mitglied des Internationalen Opernstudios der Oper Köln, wird als Israel Teitelbaum zu erleben sein, Claudia Rohrbach als Uroma Gisse. Christian von Götz richtet in seiner Inszenierung dieser musikalischen Farce »Mazeltov, Rachel’e« den Blick auf jenen geografischen Raum, in dem Jiddisch einst als europäische Kultursprache von 11 Millionen Menschen gesprochen wurde. Kreuz und quer bewegt er sich bei seiner musikalischen Schatzsuche über den Kontinent. Das Publikum wird Zeuge einer so irrwitzigen wie musikalisch ergiebigen Geisterstunde, ganz nah am (Alltags-)Leben – und auch mal ›scharf daneben‹. Dabei werden zahlreiche bis dato ins Vergessen geratene Schätze aus dem Schaffenswerk jüdischer Komponisten gehoben. Die ideale Sommerproduktion zum Jubiläum!
LIVE- ERLEBEN!
Hier die Termine für »Mazeltov, Rachel’e« im Überblick:
9. Juni 2021 / Premiere (Uraufführung) / 19:00 -20:30 Uhr
11. Juni 2021 / 19:00 -20:30 Uhr
15. Juni 2021 / 19:00 -20:30 Uhr
20./21./22. Juni 2021 / 19:00 -20:30 Uhr
25. Juni 2021 / 19:00 -20:30 Uhr
30. Juni 2021 / 19:00 -20:30 Uhr
Mehr Infos oper.koeln
#2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland
Mit »Mazeltov, Rachel’e« leistet die Oper Köln einen Beitrag zum „Festjahr 2021 – Jüdisches Leben in Deutschland“. Aus diesem bedeutsamen Anlass haben sich Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und wichtige Institutionen zusammengetan, um Aktionen rund um den Festakt mit einem eigens dafür gegründeten Verein zu feiern. Unter dem Namen „#2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland“ werden bundesweit über tausend Events und Aktionen ausgerichtet. Darunter Theater, Oper, Konzerte, Filme, Video-Projekte, Ausstellungen, Musik, ein Podcast und vieles mehr. Ziel des Projektes ist es, jüdisches Leben und kulturelle Produkte herauszustellen und wahrnehmbar zu machen – entgegen dem erstarkenden Antisemitismus, den nicht nur Ensemblemitglied Dalia Schaechter, sondern auch ihr Sohn bereits erfahren musste. Dalia Schaechter, die die Sängerin Lea in »Mazeltov, Rachel’e« spielt, kann sich gut in die Rolle hineinversetzen: „Die Produktion ist so ein bisschen ein Abenteuer. So, wie sie konzipiert ist, hat sie ziemlich viel mit meiner eigenen Person und Geschichte zu tun.“ Schaechter ist in Israel geboren und Jüdin, lebt aber in Deutschland und wohnt in Köln-Mülheim – so wie die Protagonistin.
In einem Interview mit Opernintendantin Dr. Birgit Meyer erzählt sie von ihrer prägenden Kindheit in einem Kibbuz und warum es für sie wichtig ist, die jüdische Kultur inklusive der Musik in Erinnerung zu rufen: „Das ist mir ein tiefes Bedürfnis, weil diese Kultur, besonders die europäische jüdische Kultur – wenn man sie nicht in Erinnerung behält, dann wird sie verschwinden. Diese Zerstörung und diese Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Europas hat auch dazu beigetragen, dass auch die Kultur dieser Menschen verschwunden ist. Die Sprache, übrigens auch die deutsche Volksliederkultur hat sehr daran gelitten.“ Weiter berichtet sie auch von ihrem persönlichen Engagement in unterstützenden Projekten: „Deshalb haben wir einen Abend gemacht, wo wir jüdische und deutsche Volkslieder sozusagen hintereinander gesungen haben. Das sind beide so gesehen Opfer der Nationalsozialisten.“ Im Rahmen der Feier von 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland sieht sich Dalia Schaechter als „Teil einer Kette.“ Denn „eine Zugehörigkeit ist sehr wichtig, um sich definieren zu können und sich erkennen zu können.“
Text + Bilder: Oper Köln / NiederRhein Edition, Ausgabe 01/2021