Mikrokosmos Miteinander – Produktive Keimzelle der Region: Der Gewerbepark Neukirchen-Nord
In Zeiten anonymer Internetgeschäfte und immer weniger analoger Kommunikation ist der Gewerbepark Neukirchen-Nord ein Leuchtturmprojekt für produktives, freundschaftliches Miteinander: ein Mikrokosmos, in dem privates Leben und öffentliches Arbeiten Hand in Hand gehen.
Entstanden Mitte der 1960er Jahre, hat sich bis heute eine Atmosphäre entwickelt, die in der Region Seltenheitswert hat. Das liegt an der außergewöhnlichen Struktur des Gewerbeparks am Rande des Neukirchen-Vluyner Ortsteils Neukirchen. Das Gelände ist nämlich teilweise als Mischgebiet ausgewiesen, so dass in unmittelbarer Nachbarschaft auch Wohnbebauung ist. Genau das macht das besondere Miteinander aus. „Man kennt sich, man hilft sich“, würde vielleicht der große Niederrheiner Hanns Dieter Hüsch über das gemeinsame Credo der dort lebenden und arbeitenden Menschen sagen.
Als der Gewerbepark Neukirchen-Nord, kurz GPNN, geplant wurde, lag der Schwerpunkt allerdings erst einmal in dem Wunsch, Gewerbe aus dem Ortskern und dem Ortsumfeld an einer Stelle zu bündeln und dort weitere, neue Firmen anzusiedeln. Keimzelle war die Oderstraße. Dort wurden vor über 50 Jahren die ersten Unternehmen sesshaft, von denen einige bis heute Bestand haben. Dazu gehören die Möbelwerkstatt Kassel, Fenster + Türen Schmitt und Möbel Rüsen. In der Vergangenheit kamen einige neue Straßen hinzu, was aber den familiären Charakter der Siedlung nicht verändert hat. Schon damals gab es in unmittelbarer Nähe private Wohnhäuser – und niemals Kleinkriege zwischen Anwohnern und Unternehmern, wie so häufig in anderen Städten.
Miteinander von Arbeiten und Wohnen
Mittlerweile sind rund 80 Kleinbetriebe und mittelständische Firmen, von denen viele bereits über mehrere Generationen inhabergeführt sind, auf dem Areal in Neukirchen-Nord ansässig. Der Branchenmix reicht vom Einrichtungshaus über das Dentallabor bis zur Kfz-Werkstatt. Für den Außenstehenden offenbart sich die besondere Struktur des Gewerbeparks sehr deutlich, wenn er über die Raiffeisenstraße fährt. Während auf der linken Straßenseite Einfamilienhäuser stehen, reiht sich gegenüber Unternehmen an Unternehmen, angefangen mit dem blauen markanten Schwedenhaus von „ricksphoto“. Auch die von Fotografenmeister Michael Ricks aufgenommenen Luftbilder dokumentieren eindrücklich das Nebeneinander von Arbeiten und Wohnen, das für die dort lebenden Menschen vielmehr ein „Miteinander“ ist.
Das bestätigt eindrücklich Heide Schmitt. Die Initiatorin der Gewerbeparkfeste ist eine „Frau der ersten Stunde“ und bringt das Zusammengehörigkeitsgefühl so auf den Punkt: „Unser Gewerbepark hat eine ganz tolle persönliche Note, weil er überschaubar ist. Alle reden miteinander und machen untereinander Geschäfte. Wenn mein Sohn zum Beispiel ein besonderes aus Metall gefertigtes Ersatzstück für einen Türbeschlag benötigt, findet er es direkt vor der Haustüre bei der Dreherei Krischer. Wenn jemand Werbeflyer für sein Unternehmen braucht, werden sie bei unseren Nachbarn in Auftrag gegeben, und bei der Biobäckerei Schomaker kaufen viele Betriebe leckere Brötchen und Snacks für die Frühstücks- oder Mittagspause.“ Die Biobäckerei hat übrigens 1987 als eines der ersten Unternehmen am Niederrhein auf reine Bio-Produktion umgestellt.
Firmenchef Andreas Schomaker erzählt, wie er mit dem Familienunternehmen, das 1964 in Rheinberg gegründet und danach viele Jahrzehnte in Rheurdt ansässig war, in den Gewerbepark kam. Als die Zeichen auf Expansion standen, machte es sich der ökologisch denkende Firmenchef nicht leicht: „Wir haben über vier Jahre nach vorhandenen Hallen gesucht, denn wir wollten keine neuen Grünflächen versiegeln. 2017 sind wir an der Weserstraße fündig geworden, wo zuvor ein Pumpenhändler war. Eigentlich war das Gebäude damals zu groß für uns, aber wir wachsen kontinuierlich weiter. Aktuell suchen wir zehn Auszubildende, die im August anfangen können.“
Großes Gewerbeparkfest alle zwei Jahre
Auch wenn die Erweiterungskapazitäten auf dem Gelände weitestgehend erschöpft sind, gibt es immer mal wieder Neuzugänge. Maler- und Lackierermeister Karsten Holderberg hat im vergangenen Jahr ebenfalls ein leerstehendes Gebäude übernommen und damit gute Voraussetzungen für die Expansion seiner seit 16 Jahren bestehenden „Fachwerkstatt Holderberg“ geschaffen. In den vergangenen Monaten konnte er sich vor Ort vom „guten Geist“ überzeugen: „Hier scheint es ein gutes Netzwerk der Gewerbebetriebe zu geben, die sich austauschen und gegenseitig helfen.“ Einer, der seit 2008 sowohl mit seiner Firma als auch mit seiner Familie im Gewerbepark zuhause ist, ist Torsten Stückert: „Für uns als Friedhofsgärtnerei ist der Standort an der Raiffeisenstraße ideal, weil es sich um ein Mischgebiet handelt. Hier zu wohnen, ist natürlich schöner als in einem reinen Gewerbegebiet.“ Und Daniel Mosler, Juniorchef der Kfz-Werkstatt Mosler, fügt hinzu: „Seit über 30 Jahren pflegen wir von hier aus sehr gute, persönliche Kontakte zu unseren Kunden, die zum Teil aus dem Gewerbepark, aber auch aus der Region kommen. Diese räumliche Nähe ist sehr wertvoll.“
Gewerbeparkfest 2022
Am 12.6.2022 kann das Gewerbeparkfest endlich wieder stattfinden!
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Die Angebotsvielfalt und die Leistungsstärke, die kurzen Wege und die florierende Nachbarschaft unter Firmenmitarbeitern und Privatleuten werden bei einem großen Gewerbeparkfest in den öffentlichen Fokus gerückt. Besucher können dann in familiärer Atmosphäre hinter die Kulissen von Unternehmen schauen, Firmenchefs kennenlernen und an verschiedenen Aktionen teilnehmen. Für Essen und Trinken ist natürlich auch gesorgt. Schon legendär ist der Cocktailstand von Simone Sahm von „Sahm Dental“. Auch die Privatanlieger der Raiffeisenstraße beteiligen sich traditionell mit einem Garagentrödel. Und die rührige Heide Schmitt kann bei der Gelegenheit ihre Fahrradtouren durch den Gewerbepark erläutern, die sie im Auftrag des Stadtmarketings veranstaltet und zu denen immer auch drei Firmenbesichtigungen gehören.
Alle Einzelheiten, auch über die Unternehmen im Gewerbepark Neukirchen-Nord, finden Sie im Internet:
www.gpnn.de
[Text: Petra Verhasselt | Bilder: Michael Ricks | NiederRhein Edition Ausgabe 01/2020]