Text + Bilder: Jutta Langhoff | NiederRhein Edition, Ausgabe 01/2018
Einige seiner Kunstwerke kannte ich schon länger, zum Beispiel die sieben blauen Fenster mit der weißen Aufschrift „Wasser ist Leben“ des Hauptfeuerwehrturms in Moers, die kugelige Wasserskulptur im Bettenkamper Naturschwimmbad oder auch die aus zwölf menschlichen Stahlsilhouetten bestehende, so genannte „Stille Demo“ gegen diverse gesellschaftspolitische Missstände nicht nur in Deutschland. Sein Atelier hatte ich auch schon mal zufällig auf einer Radtour durch den Moerser Ortsteil Genend gesehen, den dazugehörigen Künstler kannte ich jedoch nicht. Den lernte ich erst im letzten Sommer anlässlich des alljährlich in Moers stattfindenden „Tags der offenen Ateliers“ kennen. Dabei öffnen inzwischen mehr als 30 örtliche Maler, Grafiker, Fotografen und Bildhauer einen Tag lang ihre Arbeitsstätten für kunstinteressierte Besucher und stellen dabei sich selber und ihre Kunstwerke vor. Bei dieser Gelegenheit traf ich Pit Bohne zum ersten Mal persönlich und beschloss, noch am selben Tag, einmal einen ausführlichen Artikel über ihn in der NiederRhein Edition zu schreiben. Ein Vorhaben, das ich jetzt hiermit verwirkliche.
„Herzlich willkommen. Treten Sie ein!“, empfing er mich am 16. Januar diesen Jahres bereits vor der Eingangstür seines Ateliers in Genend, nachdem ich mich etwa eine Woche zuvor per Email bei ihm angemeldet hatte. „Ich habe extra für Sie ein wenig aufgeräumt.“ „Das wäre jetzt aber nicht unbedingt nötig gewesen“, antwortete ich ein wenig verlegen und dachte dabei an das kreative Durcheinander, das ich hier im letzten Sommer zum Moerser „Tag der offenen Ateliers“ gesehen hatte. Der Pit Bohne als Atelier dienende Glasanbau seines Hauses in der Moerser Endstraße 18 war in der Tat diesmal sehr aufgeräumt. „Hier bitte“, führte er mich an einen kleinen Tisch und wartete geduldig, bis ich meine Schreibutensilien ausgepackt hatte. „Was möchten Sie über mich wissen?“ „Möglichst alles über Ihren bisherigen gestalterischen Werdegang und Ihre zukünftigen künstlerischen Pläne“, lautete meine Antwort darauf.
»…ich war tatsächlich schon immer ein Eigenbrötler.«
„Einiges weiß ich allerdings schon. Sie sind 1955 in Duisburg geboren, haben dort den Beruf des Glasmalers gelernt und darin 1979 schließlich auch noch ihren Meister gemacht.“ Pit Bohne nickte. „Das stimmt.“ Kurze Zeit später habe er dann in einer neuen Firma angefangen, sei aber wegen der wenig kreativen Aufgaben dort nicht sehr glücklich gewesen, ergänzte er meine Ausführungen. „Sie waren ein Querulant“, vermutete ich, woraufhin er mich zunächst ein wenig irritiert ansah, dann aber mit einem verschmitzten Lächeln zustimmte. „Ja, ich war tatsächlich schon immer ein Eigenbrötler.“ Meine Vermutung war nicht von ungefähr, denn zu diesem Zeitpunkt, so wusste ich, verkaufte Pit Bohne schon parallel zu seiner Arbeit privat hergestellte, kleine Glasmalarbeiten auf verschiedenen Weihnachts- und Kunsthandwerksmärkten in der Region. Und zwar mit zunehmendem Erfolg, so dass er sich schon wenig später endgültig zu einer freien Künstlerlaufbahn entschloss. „Ich hatte damals einen Kellerraum mit einer Werkbank, einem kleinen Brennofen und ein paar Regalen mit farbigen Gläsern und habe mich eigentlich eher als Kunsthandwerker gefühlt“, erinnert er sich noch gut an diese Zeit.
Der Glasmalerei folgten bald Arbeiten in Glasblastechnik und schließlich künstlerische Verbundstücke aus Glas und Metall. Zu diesem Zeitpunkt stand für ihn noch zu allererst die ästhetische Qualität seiner Arbeiten im Vordergrund. Doch dann hatte er mit zunehmendem künstlerischen Erfolg irgendwann auch das Anliegen, sich mit seiner Kunst gesellschaftspolitisch auszudrücken. „Ich bin, was meine Kunst angeht, eigentlich immer Schritt für Schritt vorwärts gegangen. Das Bedürfnis, mich damit auch gesellschaftskritisch auszudrücken, geschah zunächst nur peu à peu, wurde dann aber immer stärker“, beschreibt er diese Entwicklung. Im Zusammenhang damit entstand 2001 sein erstes größeres Landschaftsprojekt, eine Metallwalze, die bei ihrer Drehung die Worte „Die Zeit läuft“ in den Sand schrieb. Dem folgten bald weitere Großprojekte wie die Gestaltung des bereits oben erwähnten Moerser Feuerwehrturms, dann sein aus drei sieben Meter hohen, durchbrochenen Eisenplatten bestehendes Landschaftsprojekt „Bahnen“, das den Verkehr auf unseren Autobahnen symbolisieren sollte und heute noch vor der KfZ-Zulassungsstelle in Moers zu sehen ist. Die „Stille Demo“, die je nach Aktualität und Standort mal gegen Atomkraft, aber auch gegen die Schließung eines Krankenhauses in Goch oder die umstrittene Giftmülldeponie am Eyller Berg Stellung bezog, ist jedoch sein bisher spektakulärstes Objekt.