Text: Jutta Langhoff / NiederRhein Edition
„Warten Sie einen Moment! Frau Maas wird Sie sofort abholen“, erklärte mir gleich im Eingangsfoyer des Museums eine freundliche Dame, nachdem ich mich vorgestellt hatte. „Es dauert nicht lange.“ Und so war es. „Elisabeth Maas, ich bin die stellvertretende Leiterin des Museums“, wurde ich schon wenig später mit einem freundlichen Händedruck begrüßt. „Wollen Sie vorab erst einmal etwas über die Entstehungsgeschichte des Museums wissen, und dann eine Führung, oder lieber umgekehrt?“ „Erst die Geschichte“, entschied ich mich und folgte meiner Gastgeberin daraufhin in einen Raum voller Bücher. „Das ist hier unsere Handbibliothek“, erklärte mir Elisabeth Maas. „Hier haben interessierte Besucher die Möglichkeit, Geschichts- oder auch Ahnenforschung zu betreiben. Wir haben allerdings noch eine weitere Abteilung mit noch älteren Schriften, die nur im Rahmen einer speziellen Führung oder für besondere historische Forschungen zugänglich ist.“ Doch zunächst erfuhr ich erst einmal bei einem Kaffee, dass der heutige Xantener Dom der Legende nach nur ein ganz kleiner, von der Mutter des römischen Kaisers Konstantin errichteter Erinnerungsbau über dem Grab eines römischen Soldaten namens Viktor gewesen war. Der aus dem Umland der ägyptischen Stadt Theben stammende Söldner hatte sich – so erzählt die Legende – um das Jahr 300 nach Christus gemeinsam mit 330 Gefährten geweigert, die römischen Götter anzubeten und war dafür den Märtyrertod gestorben.
Aus dem anfangs eher bescheidenen Erinnerungsbau war dann in kurzer Zeit ein beachtliches Kirchengebäude entstanden, das im Laufe der Jahre immer größer und schließlich um 800 n. Chr. zur Heimstätte einiger meist adliger Stiftsherren wurde. Ihr eigener familiärer Reichtum sowie die finanzielle Gunst einiger damals wichtiger Herrscher hatten dann schließlich dazu beigetragen, dass der Xantener Dom ab Anfang des 16. Jahrhunderts zu einem der größten gotischen Kirchenbauwerke am Rhein wurde. Doch auch andere begüterte Persönlichkeiten vom Niederrhein und darüber hinaus machten dem Xantener Stift Geschenke, zum Beispiel in Form von kostbaren Wandteppichen oder liturgischen Geräten, vor allem aber durch die Überschreibung landwirtschaftlicher Besitzungen. All das stellt heute einen bedeutenden und umfangreichen Kirchenschatz dar.
„Dieser Schatz sollte auch der Öffentlichkeit zugänglich sein“, wünschte sich die Domgemeinde Anfang der 1990er Jahre und regte erstmals die Errichtung eines entsprechenden Museums an. Das, so stellte sie sich vor, sollte nicht nur ganz nah am Dom liegen, sondern nach Möglichkeit auch die weitgehend erhalten gebliebenen Räume des einstigen Stiftes baulich mit einbeziehen. Und so geschah es. Bis auf den zwischen der Dombauhütte und dem Kreuzgang neu gebauten Eingangsbereich wurde bei der baulichen Konzipierung des Museums zum größten Teil auf die alte, historische Bausubstanz zurückgegriffen. Heraus gekommen sind dabei insgesamt zehn Schauräume, ein Vortragsraum plus Archiv, eine öffentliche Bibliothek mit Lesesaal und eine Werkstatt für Buch- und Papierrestaurierung. Dabei zeigen die Schauräume neben gut 400 Exponaten des Xantener Domschatzes auch diverse Alltagsgegenstände, Bilder, Landkarten, Münzen und Handwerkszeuge vom Beginn der römischen Frühgeschichte Xantens bis zur Auflösung des Xantener Viktorstiftes 1802 durch Napoleon.